Bochum. Das 1:1 gegen den BVB feierte der VfL Bochum am Freitagabend wie einen Sieg. Trainer Thomas Letsch spricht Team und den Fans ein großes Lob aus.
Vielleicht sollte der VfL Bochum öfter die Liebsten ihrer Spieler mit voranschicken. Mit ihren kleinen Kindern gingen die Bochumer Spieler am Ende der Bochum-Hymne Hand in Hand ins Stadion; Anthony Toto Losilla, Danilo Soares, Cristian Gamboa etwa. „Das war eine tolle Aktion des Klubs“, schwärmte Papa und Kapitän Losilla hinterher.
VfL Bochum: Ruhrstadion tobt nach 1:1 gegen den BVB
Losilla erzielte mit einem Traumschuss nach fünf Minuten das 1:0 beim 1:1 gegen Spitzenreiter Borussia Dortmund. „Sensationell, wie er den in den Winkel schweißt“, schwärmte sein Trainer Thomas Letsch hinterher. Und nach acht Minuten Nachspielzeit, die sich für die VfL-Reservespieler, Trainer und Co-Trainer, Physios und Doc, für die erschöpften Männer auf dem Rasen und die VfL-Anhänger etwa so lange anfühlten wie eine ganze Saison, tobte das Ruhrstadion. 1:1, es hielt gegen am Ende drückende Gäste. Und der kleine Sohn von Philipp Hofmann, der gerade das Laufen lernte, tapste vor der Nase seines Papas unbeeindruckt auf und ab. Dem ohrenbetäubenden Lärm um ihn herum zum Trotz.
Spitzenreiter Dortmund nutzte Spielüberlegenheit und Chancenplus gegen leidenschaftlich fightende Bochumer nicht aus, um den FC Bayern auf Distanz zu halten: Mit einem Heimsieg kann der FCB am Sonntag gegen Hertha wieder vorbeiziehen. Entsprechend groß war der Frust beim BVB – vielleicht noch ein Stück größer als die Freude bei den Bochumern.
VfL Bochum: Fans nebeln Stadion vor BVB-Spiel ein
Während der BVB, ob Trainer Edin Terzic oder Sportchef Sebastian Kehl, vor allem mit dem Schiedsrichter und dem „Kölner Keller“ abrechneten, weil sie Danilo Soares‘ Foul an Karim Adeyemi in Minute 63 weder mit Strafstoß und Gelb-Rot für Soares ahndeten noch ernsthaft überprüften, wollte Letsch die Szene nicht beurteilen. Er habe sie noch nicht gesehen. Verständnis zeigte Letsch für die Aufgeregtheit seines Kollegen Terzic und erklärte in kleiner Medienrunde dann schon, dass er sich gewundert habe, dass die Szene nicht länger überprüft wurde.
Viel lieber aber stellte der Coach des Abstiegskandidaten jedoch die „Leidenschaft“ seines Teams in den Vordergrund. „Wir sind absolut glücklich über diesen Punkt, den wir uns hier erkämpft haben“, sagte Letsch, nachdem Bochum zuvor bittere Heimniederlagen gegen Stuttgart (2:3) und Wolfsburg (1:5) kassiert hatte. „Die Basis für uns, um in der Liga zu bleiben, ist es, dass wir als Mannschaft, Verein, Stadt alle zusammen halten. Das habe ich heute extrem gespürt“, lobte Letsch die Atmosphäre, die Fans, irgendwie ein bisschen alles und alle. Er lachte viel um kurz vor Mitternacht. Man sah: Es war ein gefühlter Sieg des Außenseiters.
VfL Bochum: Manuel Riemann lässt den BVB verzweifeln - Note 1,5
Dabei war in Durchgang eins, trotz Dortmunder Chancenplus‘, mit mehr Kaltschnäuzigkeit sogar noch mehr drin, während der BVB in der Schlussphase des zweiten Abschnitts dann drückend überlegen war. Manuel Riemann hielt den Punkt mit einigen Glanztaten fest, spielte souverän in jeder Phase. „Das Gesamtpaket Manuel Riemann war heute top“, sagte Letsch, der aber noch mehr betonte, „dass die gesamte Mannschaft sich in die Bälle geschmissen und mit aller Macht unser Tor verteidigt hat“.
Halbzeit eins sei ein „wilder Ritt“ gewesen, so Letsch. „Dortmund hatte Chancen, wir aber auch unsere Möglichkeiten durch Umschaltmomente.“ Es war, so Letsch, auch ein „fantastisches Spiel“ für die Zuschauer, mit 9:9 Chancen, mit Intensität, Emotionen, strittigen Situationen. Nach Losillas Traumtor (5.) glich Dortmund ja prompt durch Karim Adeyemi aus (7.), nachdem Donyell Malen Danilo Soares‘ Stellungsfehler ausgenutzt und ihm entwischt war. „Das Tor fiel zu schnell“, kritisierte Letsch, nahm Soares aber auch in Schutz: „Donyell war heute sensationell gut“, sagte Letsch, „da hatte es Dani auch schwer.“ Insofern stand ein Wechsel von Soares zur Pause trotz früher Gelber Karte für ihn nicht zur Debatte.
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Die zweite Halbzeit verlief bis zur 75. Minute „eher ausgeglichen“, meinte Letsch, mit weniger Chancen hier und dort, von Bochum gab es im zweiten Durchgang kaum noch offensive Aktionen, am Ende kaum noch Entlastung. Die Offensivkräfte verteidigten tief nach besten Kräften mit. „In der Schlussphase hat Dortmund immer mehr Druck gemacht. Aber wir haben uns mit Leidenschaft in alles reingeworfen. Es war deshalb ein etwas glücklicher, aber auch absolut verdienter Punkt“, bilanzierte Letsch.
VfL Bochum hält Schalke auf Distanz
Mit diesem Derby-Punkt ist der VfL Bochum vier Spiele vor Schluss vorerst Fünfzehnter. Stuttgart kann mit einem Heimsieg gegen Mönchengladbach am Samstag vorbeiziehen, Schalke bleibt dahinter – bei einem Heimsieg gegen Bremen aber nur mit einem Punkt Rückstand. Schlusslicht Hertha BSC ist am Sonntag beim FC Bayern gefordert, der die Einladung des BVB sicherlich gerne annehmen will.
Es bleibt eng. Im Abstiegskampf wie im Meisterkampf.