Bochum. Der VfL Bochum holt einen Bonuspunkt im Kampf um den Klassenerhalt und versaut dem BVB möglicherweise die Meisterschaft. Unser Bericht zum 1:1.
Der VfL Bochum trumpft gegen Spitzenteams weiter auf. Im mitreißenden Derby gegen Tabellenführer Borussia Dortmund erkämpfte sich der VfL mit viel Leidenschaft, Mut, einem glänzenden Abwehrchef Ivan Ordets und einem bärenstarken Torwart Manuel Riemann ein 1:1. Es hätten deutlich mehr Tore fallen können in einer intensiven, dramatischen Partie. Als Riemann eine langen Ball pflückte und unter seinem Körper den Ball begrub, tobte das Ruhrstadion jenseits des BVB-Blocks. Ein Festabend für den VfL, ein gefühlter Sieg, der Dortmund die Meisterschaft kosten könnte – und Bochum dem Klassenerhalt näher brachte.
VfL Bochum: Thomas Letsch nimmt zwei Wechsel vor
Keine Überraschungen gab es bei der Startelf: Beide Trainer mussten vorab nicht rätseln, wer und was auf ihr Team zukommt. Beim VfL gab es nach dem 1:5 gegen Wolfsburg zwei Wechsel. Cristian Gamboa ersetzte den nach seinem indiskutablen 24-Minuten-Auftritt gleich ganz aus dem Kader rotierten Jordi Osei-Tutu. Damit begann Bochum mit seinen langjährigen Außenverteidigern und Aufstiegshelden Danilo Soares und Gamboa, die sich um die schnellen Borussen Donyell Malen und Karim Adeyemi kümmern mussten. Takuma Asano begann auf dem Flügel für Simon Zoller.
Als das Bochum-Lied von Grönemeyer ertönte, hüllte sich die Ostkurve mit einer Derby-Choreo in blau und weiß. Einige Kinder der VfL-Profis wie die von Anthony Losilla liefen mit ihren Vätern und ihren Kollegen ins Stadion ein. Einige unverbesserliche Fans allerdings zündeten Pyrotechnik, Schiedsrichter Sascha Stegemann pfiff die Partie etwas später ein, der Nebel musste erst abziehen. Bochum wird dafür wieder zahlen müssen.
VfL Bochum: Manuel Riemann lässt den BVB verzweifeln - Note 1,5
Auf dem Rasen war direkt Feuer drin im besten Sinne. Das Stadion explodierte, als Anthony Losilla ein „Tor des Monats“ erzielte. Asano tanzte Guerreiro aus, der Ball kam letztlich an der Sechzehner-Kante zu Losilla, der ihn im zweiten Kontakt in den linken Winkel hämmerte. Es war das erste Saisontor des Kapitäns, es erinnerte an Gamboas Traumschuss gegen Bayern vor gut einem Jahr. 1:0 Bochum, fünfte Minute.
Doch die Antwort des ebenfalls sofort präsenten Spitzenreiters kam prompt. Danilo Soares unterlief einen langen Ball von Mats Hummels, Malen enteilte ihm, passte quer in die Box. Sebastian Haller war mit der Fußspitze am Fünfmeterraum dran, Adeyemi musste aus zwei Metern nur noch einschieben. 1:1, 7. Minute. Welch ein Auftakt.
Es blieb prickelnd und packend, mit zunehmend klarer Dominanz des BVB, der vor allem über die Seite von Soares mit Malen immer wieder gefährlich durchstach. Aber Bochum wehrte sich, war griffig, giftig, kämpfte leidenschaftlich, war zentral kompakt, auch mutig. Losilla schmiss sich rein, Kevin Stöger holte sich Bälle, spielte gute Pässe. Manchmal schaffte es der VfL, wie geplant hinter die nicht ganz so flinke Dortmunder Kette zu kommen. Asano, viel unterwegs, bleibt aber kein Torjäger. Sein Abschluss aus zwölf Metern war leichte Beute für Gregor Kobel (12.).
Dortmund drückte den VfL nun arg tief zurück. Ordets, der Abwehrchef, dirigierte, köpfte, verteidigte viel weg. Dann konterte der BVB mal – Jude Bellingham scheiterte am starken Torwart Manuel Riemann, Adeyemi traf freistehend das Tor nicht (26.), erneut Adeyemi vergab das 2:1. Genau wie auf der anderen Seite Asano, der einen Querschläger von Hummels nicht nutzte (36.).
Die Dortmunder Flügelflitzer Malen und Adeyemi blieben dran, Riemann rettete gegen Adeyemi, Soares, früh mit Gelb belastet, hatte weiterhin Probleme mit Malen, Riemann war da (38./40.). Aber auch Bochum, offensiv angetrieben von Stöger, bekam Chancen, befreite sich noch vor der Pause. Philipp Hofmann, bis dahin total abgemeldet, schlenzte den Ball rechts vorbei. Beispielhaft: Als Bellingham zwei Bochumer in Superstar-Manier austanzte, war bei Losilla Schluss. So geht Abstiegskampf gegen eine angebliche Übermacht - 1:1 in einem mitreißenden, temporeichen Derby voller Chancen, mit 9:9 Torschüssen.
VfL Bochum gegen BVB: Viel Kampf nach der Pause
Personell unverändert ging es nach der Pause weiter. Es blieb eine intensive, umkämpfte Partie, jetzt mit weniger Abschlüssen. Bochum attackierte beherzt, Bellinghams abgefälschter Schuss senkte sich vorbei, die VfL-Außenangreifer Asano, einmal vielleicht elfmeterreif geschubst von Hummels (56.), und Antwi-Adjei gaben auch defensiv ihr letztes Hemd.
Mentalitätsmonster Gamboa schnappte sich Adeyemi jetzt immer energischer, Dortmund kam nicht mehr so zum Abschluss wie Mitte der ersten Halbzeit, es regnete längst ordentlich – der VfL fightete, die Partie wurde zerfahrener.
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Abstiegskampf. Meisterkampf. Ein Ringen um Zentimeter.
Soares erwischte Adeyemi im Strafraum, der BVB forderte Elfmeter. Aber der Kölner Keller griff – durchaus überraschend – nicht ein (65.).
In Minute 70 gab es den ersten Wechsel, gegen Wolfsburg waren es da schon fünf. Ex-Borusse Moritz Broschinski ersetzte Hofmann. Terzic blies zur Schlussoffensive, brachte Marco Reus und Youssoufa Moukoko für den abgemeldeten Haller und Brandt (73.).
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Riemann wuchs zum Retter-Riemann. Er parierte gegen Moukoko, er parierte gegen Bellingham. Gamboa ging mit letzter Kraft vom Feld beim VfL, ebenso wie Asano. Saidy Janko und Simon Zoller kamen. Bochum kann auch Joker, aber Zollers Konterpass kam nicht an (79.). Dramatik pur.
VfL Bochum: Fans flippen vor Freude aus
Dortmund musste siegen für den Titeltraum aus eigener Kraft. Dortmund drückte – aber Bochum hielt stand. Hummels stand bei seinem Tor im Abseits (90.), ein Handspiel von Erhan Masovic zuvor werteten Kölner Keller und Schiedsrichter zu Recht nicht als strafbares Handspiel. Edin Terzic flippte aus, sah Gelb - die VfL-Anhänger flippten auch aus. Vor Freude. Sie können mit viel Optimismus in den Mai tanzen.