Bochum. Bei der Niederlage des VfL Bochum gegen den VfB Stuttgart wird Manuel Riemann von Fans beleidigt. Marc Lettau und Ilja Kaenzig beziehen Stellung.
Es brodelt beim Fußball-Bundesligisten VfL Bochum. Während und vor allem nach der 2:3 (0:1)-Niederlage gegen den VfB Stuttgart war Torwart Manuel Riemann offenbar heftig von Zuschauern beleidigt worden. Er lief nach Spielende zu den Sitzplätzen oberhalb der Trainerbänke, lieferte sich ein Kopf-an-Kopf mit einem Zuschauer. Sicherheitskräfte und Mitspieler verhinderten eine weitere Eskalation. Am Montag bezogen dann auch Interims-Sportchef Marc Lettau und Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung, noch einmal klar Stellung.
VfL Bochum steht hinter Torwart Manuel Riemann
Riemann sei „schon während des Spiels und insbesondere nach Abpfiff von diesen Zuschauern massiv und auf nicht tolerierbare Weise beleidigt“ worden, schrieben die Bochumer in ihrer Stellungnahme. „Wenn wir im Abstiegskampf bestehen wollen, geht es nur gemeinsam.“
Lettau war ganz dicht am Geschehen. „Manuel Riemann lief direkt an mir vorbei in Richtung Tribüne. Ich bin meiner Pflicht nachgekommen, um ihn zu schützen und deeskalierend auf die Situation einzuwirken. Aus Vereinssicht war es uns wichtig, proaktiv zu dem Vorfall Stellung zu beziehen, um uns schützend vor Manuel Riemann zu stellen, wie wir uns in einer vergleichbaren Situation vor jeden anderen Spieler stellen würden.“
Kommentar: VfL Bochum: Manuel Riemann muss nicht alles ertragen
Manuel Riemann habe seine Reaktion reflektiert und wisse, dass die direkte Konfrontation im Stadion nicht der richtige Weg gewesen sei. „Aber was da nach dem Spiel an Worten gefallen ist, ging deutlich unter die Gürtellinie. Es wurden Grenzen überschritten“, sagte Lettau. Es gehe dem Verein nicht um eine Pauschalverurteilung aller Fans. Lettau: „Es geht um das Verhalten einzelner Zuschauer.“
Ilja Kaenzig betonte genau das noch einmal. „Fußball ist tough. Und beim Fußball im Ruhrgebiet fallen klare Worte. Vielleicht klarere Worte als an anderen Standorten. Da benötigt man ein dickes Fell. Aber was da nach dem Spiel gegen Stuttgart gesagt wurde, das war keine Banalität, das war widerlich. Das war auch ein größerer Vorfall, das war nicht nur ein Wortgefecht. Das kann man nicht unter Randnotiz abheften. Es war das unschöne Ende eines unschönen Spieltages. Und wenn Grenzen überschritten werden, muss man als Verein aktiv werden. Es geht darum, dass wir solche Vorfälle nicht haben wollen.“
VfL Bochum: Kommission Stadionverbote wird aktiv
Welche Konsequenzen der Vorfall für die beteiligten Zuschauer haben wird, ist noch nicht bekannt. Die Kommission Stadionverbote werde sich mit dem Vorfall zeitnah beschäftigen.
VfL-Trainer Thomas Letsch konnte sich zur Situation nur allgemein äußern. Er habe sie nicht wahrgenommen. „Das ist ein gesellschaftliches Problem. Wenn wir mit dem Bus irgendwo hinfahren und ich sehe Väter, die mit ihren Kindern unterwegs sind, und die zeigen mir den Mittelfinger, da frage ich mich, wo sind wir eigentlich? Wir wissen um unsere Situation: Wenn du gewinnst, klopfen sie dir auf die Schulter und wenn du nicht gewinnst, sind sie weniger freundlich. Aber beleidigen lassen muss sich keiner.“
VfL Bochum: Niederlage gegen VfB Stuttgart rückt in den Hintergrund
Durch den Vorfall rückte die Niederlage in den Hintergrund. Dabei hatten es die Bochumer wie schon vor Wochen gegen Schalke an Mut und Einstellung fehlen lassen. Besonders die Entstehung der Gegentore lieferte Redebedarf für eine komplette Trainingswoche. Die Bochumer agierten dabei jeweils in einer Mischung aus unsortiert und desorientiert. Alle Gegentore fielen nach Flanken.
Beim 1:0 vor Sosa der Vorarbeiter, Danilo Soares wehrte in die Mitte ab, Ito traf unter die Latte (14.). Vor dem 2:1 flankte Sosa wieder, Guirassy traf aus kurzer Distanz (60.). Vor dem 3:1 flankte Millot. Riemann kam raus, aber nicht an den Ball, Soares verlor das Kopfballduell gegen Vagnoman (63.). Innerhalb von zwei Minuten gaben die Bochumer das Spiel aus der Hand.
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Nur phasenweise waren sie im Spiel, kamen durch einen von Kevin Stöger verwandelten Foulelfmeter zum 1:1 (58.). Das 2:3 durch Philipp Hofmann fünf Minuten vor dem Ende kam zu spät. Das Team habe es im zweiten Abschnitt immerhin besser gemacht, sagte der Stürmer dennoch. „Aber die entscheidenden Spiele, in denen es um viel geht, werfen wir einfach weg.“
VfL Bochum muss auf Anthony Losilla verzichten
Im nächsten Spiel gegen Union Berlin muss Letsch personell umdenken, erneut muss er Kapitän Anthony Losilla ersetzen. Bereits ausgewechselt sah er nach einer Rudelbildung vor der Bochumer Bank in der Nachspielzeit die fünfte Gelbe Karte.