Bochum. Die Siege zuletzt, ein „Gemeinschaftswerk“ von Team und Fans, so VfL-Bochum-Kolumnist Michael Eckardt. Deshalb lobt er besonders Trainer Letsch.
Da war sie wieder, die lautstarke Liebe von den Rängen. Nix mehr mit: „Wir wollen euch kämpfen sehen“, wie noch bei dem 0:2-Tiefschlag gegen Schalke 04. Stattdessen beim ersten Sieg gegen RB Leipzig überhaupt von der ersten bis zur letzten Minute volle Fan-Unterstützung. Sollte der VfL Bochum den Klassenerhalt schaffen und damit nicht weniger als ein neuerliches Wunder, dann wäre das ein prächtiges Gemeinschaftswerk – nicht zum ersten Mal.
Möglich gemacht hat diese atemberaubende Wende von tiefem Frust hin zu fast schon euphorischem Optimismus innerhalb weniger Tage Thomas Letsch. Der Trainer des VfL ist absolut unaufgeregt, klar in seinen Entscheidungen und kritisch, ohne zu verletzen. Zum Beispiel wenn er Manuel Riemann für seine starke Leistung und seine mentale Stärke lobt, aber wie nebenbei auch von „berechtigter Kritik“ spricht.
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Gemeint ist, dass der Fokus aller Beteiligten grundsätzlich auf die eigene Leistung und nicht auf die der Neben- und Vorderleute gerichtet sein sollte. Riemann scheint das zu beherzigen und findet dafür sofort und unübersehbar den Zuspruch seiner Mitspieler, die ihn am letzten Samstag für seine Paraden ausgiebig feierten. Nur so, gemeinsam also, geht’s.
Losillas „Frischzellenkur“ und Osterhage in den Fußstapfen von Rexhbecaj
Es hat ein wenig gedauert, aber Letsch hat vor dem finalen Saisonviertel anscheinend eine zentrale Achse gefunden, die für deutlich mehr defensive Stabilität sorgt. Zur Erinnerung: Acht Spiele ohne Gegentor bildeten in der vergangenen Saison die Basis für den Erfolg. Zu sehen war nun in Köln und gegen Leipzig ein sehr lebendiger Kapitän „Toto“ Losilla, auf den die zweiwöchige Zwangspause wegen Sperre offensichtlich wie eine Frischzellenkur gewirkt hat.
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Zu sehen war aber auch ein erneut agiler Patrick Osterhage, der bereit zu sein scheint, die bis dahin verwaiste Rolle des Ex-Bochumers Elvis Rexhbecaj einzunehmen, also Räume zuzulaufen, Bälle in die Tiefe zu verhindern, Gegenspieler zu doppeln und Zweikämpfe zu gewinnen. Der Raum vor dem Bochumer Strafraum ist nun nicht mehr so leicht für den Gegner zu bespielen.
Losilla und Osterhage ragten, wie zu erwarten war, in ihrer Laufleistung heraus, zudem bringt Osterhage aber auch noch ein sehr gutes Tempo auf den Platz: Laut Kicker-Statistik war er gegen die Sachsen sogar schnellster Bochumer, in der Spitze also noch flotter unterwegs als die Offensiv-Flitzer Christopher Antwi-Adjei und Takuma Asano. Das will schon was heißen. Der ehemalige Dortmunder kann noch, nach vielen für ihn eher unbefriedigenden Kurzeinsätzen, ein entscheidender Faktor werden.
Ordets und Masovic sind nun gesetzt
Zu dieser Achse zählen natürlich auch Ivan Ordets und Erhan Masovic, Bochums neuer König der Standards und nervenstarker Vollstrecker. Der VfL-Trainer lässt ja seit geraumer Zeit keinen Zweifel daran, dass Ordets und Masovic, die immer besser miteinander harmonieren, für ihn erste Wahl in der Innenverteidigung sind. Bleiben sie gesund und fokussiert, erhöhen sich die Chancen des VfL, Erstligist bleiben zu können, erheblich.
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Stürmer Hofmann ist im Saisonfinale unverzichtbar
Fehlt noch in dieser zentralen Achse – neben Kevin Stöger - Philipp Hofmann. Der kräftige Mittelstürmer muss einen großen Aufwand betreiben, um der Mannschaft helfen zu können. Nach englischen Wochen und nun gegen Ende der Spielzeit könnte man den Eindruck bekommen, dass ihm ein wenig der Saft ausgeht. Darf aber nicht sein, denn Hofmann ist unverzichtbar im Saison-Finale.
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Der unerfahrene Moritz Broschinski kann es noch nicht richten, und Silvere Ganvoula ist keine echte Option mehr. Hofmann, so ist zu hoffen, wird die Länderspiel-Pause richtig gut tun. Um anschließend mit voller Kraft, Konzentration und Zuversicht in die entscheidenden Spiele zu gehen. Wie die komplette Mannschaft, ach was, wie die ganze Stadt.