Bochum. Einen Tag vor dem Spiel in Frankfurt kehren die Nationalspieler zurück ins Training des VfL Bochum. Trainer Letsch hat viele Alternativen.

In Köln hat der VfL Bochum die Kurve gekriegt nach zuvor vier Niederlagen ohne Treffer. Nach dem 2:0 sowie dem folgenden 1:0-Streich gegen RB Leipzig ist Bochum wieder voll auf Kurs Klassenerhalt. Der VfL hat vier Punkte Vorsprung auf die Plätze 16 (Hertha) und 17 (Schalke) und sogar fünf auf Stuttgart. Köln, ein Schlüsselspiel der Saison.

Und doch war ein Sieg noch wichtiger. Es war das 3:0 im Ruhrstadion gegen Eintracht Frankfurt, dem nächsten Gegner am kommenden Freitag (20.30 Uhr/Sky). Es war der erste Saisonsieg am neunten Spieltag, als so recht niemand mehr an das Wunder namens Klassenerhalt glauben wollte. Einen Punkt hatte der VfL zuvor erst auf dem Konto, die Premiere von Letsch ging mit 0:4 in Leipzig in die Hose.

VfL Bochum: Der wichtigste Sieg der Saison für Trainer Thomas Letsch

Der Erfolg gegen Frankfurt nach späten Treffern von Philipp Hofmann (71.), Ndicka (Eigentor/87.) und Philipp Förster (90.+1) war „auch für mich persönlich der wichtigste Sieg in dieser Saison“, sagte Letsch am Montag nach dem Vormittags-Training gegenüber dieser Redaktion. „Man kommt neu zu einem Klub, das erste Spiel ist ein katastrophaler Auftritt in Leipzig. Der Erfolg gegen Frankfurt war extrem wichtig, um zu wissen, wo wir den Hebel ansetzen können. Die Mannschaft hat gesehen, dass sie lebt, dass es funktionieren kann.“

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Ein Brustlöser. Es folgten fünf weitere Heim- und zwei Auswärtssiege. Bochum holte in den 18 Spielen unter Letsch 24 Punkte – eine erstklassige Bilanz für einen Abstiegskandidaten. Zum Vergleich: In diesem Zeitraum sammelten die aktuell hinter dem VfL platzierten Teams deutlich weniger Zähler. Hoffenheim (insgesamt jetzt 22 Punkte) holte nur noch acht Punkte, Hertha (21) nur 14, Schalke (21) und Stuttgart (20) kamen auf jeweils 15 Punkte.

Frankfurt wartet seit Mitte Februar auf einen Sieg

Jetzt steigt das Rückspiel, und Frankfurt kriselt. Mitte Februar gewann die Eintracht zuletzt (2:0 gegen Bremen), es folgten zwei Remis und zwei Niederlagen in der Liga, auch daheim gegen Stuttgart reichte es nur zu einem 1:1. Hinzu kamen die Randale von Chaoten in Neapel, das sportliche Aus in der Champions League gegen den italienischen Spitzenreiter SSC (0:2/0:3) und ständige mediale Wechselgerüchte um Trainer Oliver Glasner, dessen Kontrakt noch bis 2024 läuft.

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All das, betonte VfL-Coach Letsch auch angesichts eines hochwertig besetzten Kaders des Tabellensechsten aus Frankfurt, „interessiert uns nicht. Es bringt nichts, in den Kopf vom Gegner reinzuschauen, das ist müßig. Wir konzentrieren uns auf uns.“

Vier freie Tage zum „mentalen Runterfahren“ - Letsch lobt die Spieler

Und da machte Letsch der Wochenauftakt am kühlen Montag weiteren Mut. Vier Tage hatten die Profis frei, hatten dabei Fitness-Programme zu absolvieren. Letsch selbst war bei seinen Eltern und seiner Schwester bei Stuttgart sowie in Salzburg bei seiner Familie. Ein paar freie Tage täten „immer gut für den Kopf“, sagte er.

Die Spieler sollten „nicht körperlich, aber mental runterfahren. Wenn ich die Jungs heute sehe, war es eine gute Entscheidung. Man sieht, alle freuen sich darauf, jetzt wieder zusammen zu trainieren, jeder hat Lust. Wir können uns auf die Spieler verlassen, jeder hat sein individuelles Programm durchgezogen. Das ist eine gute Basis für die Trainingswoche und das Spiel in Frankfurt.“

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Nur Cristian Gamboa fällt noch länger aus

Ebenfalls positiv: „Wenn alles normal läuft, haben wir die Qual der Wahl“, sagte Letsch, 17 Feldspieler trainierten am Montag, hinzu kommen fünf noch fehlende Nationalspieler. Lediglich Cristian Gamboa fällt definitiv aus, er arbeitet weiterhin individuell. Der Plan ist, dass der Rechtsverteidiger „nächste Woche Teile des Mannschaftstrainings absolvieren kann“, so Letsch. „Wir hätten ihn gerne nach der Länderspielpause dabei gehabt. Aber es wäre unsinnig, kurzfristig ins Risiko zu gehen, um ihn mittelfristig zu verlieren.“

Beim lockeren Aufgalopp nicht dabei waren die fünf Nationalspieler. Sicher zurück sind sie erst am Donnerstag, bei der Abschluss-Einheit. Hier erst wird Letsch seine Startelf letztlich auswählen, ginge es darum, „wie wir in Frankfurt spielen wollen“.

Gerrit Holtmann könnte beginnen, Simon Zoller holt weiter auf

Takuma Asano, Patrick Osterhage und Erhan Masovic waren zuletzt Stamm, zudem sind Pierre Kunde und Saidy Janko unterwegs. Asano hat von Japan aus eine lange Rückreise. Wie fit kehrt er zurück? „Bei Taku müssen wir sicherlich gut aufpassen und genau überlegen, was sinnvoll ist – kurzfristig, aber auch mittel- und langfristig. Wir brauen alle Spieler alle neun Spiele“, sagt Letsch.

Auf dem Flügel hat er wieder mehr Alternativen: Gerrit Holtmann wäre bereit, „er ist fit, das hat er gezeigt“, so Letsch. Holtmann, eingewechselt gegen Leipzig, spielte im Testspiel in den Niederlanden gegen Enschede am vergangenen Mittwoch (0:1) über die komplette Distanz. Simon Zoller drängt in den Kader. 25 Minuten feierte er sein Comeback in Enschede, „jetzt hat er noch eine komplette Trainingswoche und sollte dann einsatzbereit sein“, sagte der Trainer.

Förster, Broschinski und Schlotterbeck sind wieder im Training

Auch Mittelfeldmann Philipp Förster trainierte nach seiner Weisheitszahn-Operation wieder mit nach einer Woche Pause, am Nachmittag hatte er noch mal einen Zahnarzt-Termin. „Bei ihm dürfen wir nicht überpacen“, sagte Letsch. Läuft es nach Plan, ist Förster, im Hinspiel ganz stark und zuletzt von Osterhage aus der Startelf verdrängt, ein Kandidat für den Kader. Ebenso wie die zuletzt beim Testspiel gegen Enschede erkrankt fehlenden Verteidiger Keven Schlotterbeck und Stürmer Moritz Broschinski. Sie sind wieder voll belastbar.

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Optimal, sagt Letsch, sei es wegen der späten Rückkehr der Nationalspieler nicht, dass die Partie bereits am Freitag stattfindet. Allerdings „gilt das für Frankfurt auch“. Deutlich mehr sogar noch: Rund ein Dutzend Eintracht-Profis sind mit ihren Nationalmannschaften unterwegs, darunter Top-Kräfte wie Asanos Teamkollege Daichi Kamada, wie Mario Götze, Djibril Sow, Ansgar Knauff, Rafael Borre oder die Saison-Entdeckung schlechthin. Torjäger Randal Kolo Muani überzeugte auch im französischen Nationaltrikot beim 4:0 gegen die Niederlande. „Es wird diesmal besonders spannend, wer letztlich spielen wird“, meinte Letsch.

VfL Bochum: Die Brasilianer Tuta und Soares sind gesperrt

Definitiv ausfallen wird der nach fünf Gelben Karten gesperrte Brasilianer Tuta als Innenverteidiger. Bei Bochum fehlt ebenso der Brasilianer im Team, Danilo Soares, ebenfalls nach fünf Gelben Karten. Wer ihn links hinten vertritt, ließ Letsch offen. Liga- und Testspiele zuletzt sprechen klar für Dominique Heintz.