Bochum. Der VfL Bochum rettet die Führung gegen RB Leipzig über die Zeit. Durch das 1:0 verschafft sich der Klub Luft im Tabellenkeller.
90 Minuten wurde VfL-Torwart Manuel Riemann kaum geprüft, doch in der Nachspielzeit hielt er mehrmals glänzend die Null fest. Und als Dominik Szoboszlai den Innenpfosten traf und Riemann den Ball danach in seinen Armen begrub, war die Sensation perfekt.
Mit einem beherzten Auftritt voller Leidenschaft hat der VfL Bochum das Ruhrstadion in ein Tollhaus verwandelt. Der VfL feierte mit einem 1:0 (0:0) gegen Champions-League-Achtelfinalist RB Leipzig den zweiten Sieg in Folge, das zweite Spiel ohne Gegentor in Folge -- und machte mit dem Überraschungs-Coup einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt.
VfL Bochum: Erhan Masovic gelingt Tor des Tages
Es war der erste Erfolg der Bochumer gegen die Leipziger nach acht Pflichtspiel-Niederlagen bisher – ein historisches Stück dank engagierter Abwehrarbeit. Und dank Verteidiger Erhan Masovic, der kurz nach der Pause das Tor des Tages erzielte.
Thomas Letsch vertraute der gleichen Startelf wie beim 2:0-Sieg in Köln. Er stellte taktisch allerdings um: Letsch setzte auf eine Raute im Mittelfeld und eine Doppelspitze, die Christopher Antwi-Adjei und Philipp Hofmann bildeten. Anthony Losilla spielte in seinem 300. Pflichtspiel für Bochum den Sechser und Takuma Asano vor ihm mit der besonderen Aufgabe, Kevin Kampl zu beschatten. Links agierte Kevin Stöger, rechts Patrick Osterhage. Bochum setzte auf eine Mann-Deckung moderner Prägung übers gesamte Feld.
VfL Bochum: Ganvoula und Goralski nicht im Kader
Nicht in den Kader schafften es einmal mehr Silvere Ganvoula und Jacek Goralski. Vasileios Lampropoulos und Jordi Osei-Tutu indes nahmen auf der Bank Platz, Keven Schlotterbeck fehlte erkrankt. Leipzigs Trainer Marco Rose nahm nach dem 0:7 bei Manchester City vier Änderungen in der Startelf vor: Die Außenverteidiger Halstenberg und Simakan spielten ebenso wie die Offensivkräfte Poulsen und Silva.
Vor dem Anpfiff wünschte die Ostkurve auf ihre Art dem vorerst erkrankt fehlenden Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian beste Genesung. „Patrick Fabian“ riefen sie mehrmals lautstark seinen Namen. Bochum wollte die vielleicht vorhandene Unsicherheit der „Roten Bullen“ gleich forsch nutzen, nach 31 Sekunden traf Asano den Ball nach Pass von Losilla nicht richtig.
Es waren gleich viele Emotionen drin, Timo Werner bekam immer Pfiffe ab, wenn er den Ball hatte; erst Recht, als Erhan Masovic nach einem Foul an ihn früh Gelb sah. Der VfL verteidigte offensiv mit klarer Zuteilung. Manndeckung gegen die spielstarken Leipziger, es gab viel Laufarbeit. Antwi-Adjei leitete das Pressing links ein, Hofmann rechts und Stöger zentral. Asano ließ sich fallen, bewachte Kampl.
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Nach rund zehn Minuten eroberten die Leipziger in einer intensiven, von Zweikämpfen geprägten Partie mehr und mehr Spielanteile. 66 Prozent Ballbesitz zählten die Statistiker nach einer halben Stunde. Werner verzog bei der ersten guten Chance jedoch deutlich (22.), etwas später war erst Manuel Riemann wach nach einem Wackler von Soares, der ihn letztlich selbst ausbügelte (26.). Bochum bearbeitete die Leipziger so eng, dass sie RB weg vom Strafraum und vom Abschluss hielten, die Gäste zwangen Riemann im ersten Durchgang nicht einmal zur Parade trotz optischer Dominanz. Einmal hatte der VfL etwas Glück, als Konstantinos Stafylidis klärte, weil Silva den Ball nicht traf aus bester Position. Auf der anderen Seite gab es auch keine Torszenen, Leipzigs Verteidiger Orban und Gvardiol hatten alles im Griff.
Ärgerlich vor der Pause: Danilo Soares, im Zweikampf rustikal stark unterwegs, sah nach einem Foul an der Mittellinie gegen Dominik Szoboszlai die Gelbe Karte. Es ist seine fünfte, Soares fehlt damit im Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt am 31. März.
VfL Bochum bleibt auch nach der Führung am Drücker
Nach dem Wechsel war der VfL wie zu Beginn erneut total präsent, hellwach. Und ein weiter Einwurf von Antwi-Adjei, eine Spezialität des Flügelstürmers, sorgte für Riesenjubel. Hofmann verlängerte per Kopf, der kleine Asano zwang am langen Pfosten Torwart Janis Blaswich zur Parade, Masovic aber köpfte den nach vorne gefausteten Ball dann gedankenschnell aus zentraler Position ins lange Eck. Es war der vierte Saisontreffer des Verteidigers, „unseres Dauertorschützen“, wie Stadionsprecher Michael Wurst ins Rund dröhnte. Masovic traf in diesem Jahr bereits in Mainz, gegen Hoffenheim und zuletzt in Köln.
Der VfL blieb dran, arbeitete beherzt, sorgte auch für Entlastung über den schnellen Antwi-Adjei, dessen Hereingabe Asano übers Tor schoss (61.). Zuvor hatte er das Glück des Tüchtigen, als Silva zwei Meter vor dem Tor an einer scharfen Hereingabe von Szoboszlai vorbeirutschte.
Linksverteidiger Soares musste vom Feld, er war stark Gelb-Rot-gefährdet. Dominique Heintz ersetzte ihn wie schon in Köln – erneut mit all seiner Routine ganz abgeklärt (58.). Leipzig mühte sich, fand aber weiterhin kaum Mittel gegen die aufopferungsvoll und engmaschig verteidigenden Bochumer. Einen Schuss von Werner hielt Riemann souverän fest, es war der erste Ball, den er aktiv parieren musste. Ansonsten war er als Mitspieler gefragt, trieb an, konzentrierte sich auf sein Spiel, strahlte Ruhe aus.
VfL Bochum: Trainer Letsch reagiert auf Kraftverlust
Letsch reagierte auf die Kräfte zehrende Spielart mit einem Dreifachwechsel. Pierre Kunde, Gerrit Holtmann und Philipp Förster kamen positionsgetreu für Stöger, Antwi-Adjei und Asano nach 69 Minuten. Auch die Wechsel passten an diesem perfekten Samstagnachmittag.
Die VfL-Fans gaben alles, feierten auch Schüsse Richtung Stadiondach. Ihre Spieler gaben alles gegen Leipzig, mittlerweile mit den eingewechselten Olmo, Forsberg, Henrichs unterwegs. Bochum, am Ende mit Verteidiger Lampropoulos für Mittelfeldmann Osterhage (87.), überstand auch die Leipziger Schlussoffensive. Riemann war da, als er nach 90 Minuten richtig gefordert wurde. Der Torwart boxte einen Kopfball von Forsberg über die Latte, parierte nach der Ecke stark gegen Orbans Kopfball und stand beim Nachschuss von Olmo am kurzen Pfosten im Weg. Als Szoboszlai dann den Innenpfosten traf, bebte das Stadion. Der VfL bleibt Tabellenvierzehnter mit nun 25 Punkten - der Klassenerhalt ist ein gutes Stück näher gerückt. „Nie mehr 2. Liga“ riefen die Fans im Chor.