Bochum. Die Stimmung beim VfL Bochum hat nach der Derby-Niederlage gegen Schalke 04 den Tiefpunkt erreicht. Auch mit den Fans gab es Ärger.
Das hat man seit der Rückkehr der Fans nach der Corona-Pandemie im Ruhrstadion nicht mehr gehört, nicht mehr gesehen. Frustrierte Fans fordern ihr Team lautstark zum Kämpfen auf. Wütende Fans empfangen die Spieler nach dem Abpfiff, nach dem 0:2 (0:1) gegen den FC Schalke 04, vor dem Zaun der Ostkurve, am Zaun, auf dem Zaun. Manuel Riemann suchte das Gespräch, der Torwart, der die Derby-Niederlage und damit den Sturz auf den letzten Tabellenplatz mit einem Eigentor eingeleitet hatte.
VfL Bochum nach Derby-Pleite gegen Schalke am Boden
Philipp Förster hat sich dann „irgendwann entfernt“, wie er sagte. Der Mittelfeldspieler war der einzige Bochumer Profi, der sich in der Interviewzone den schreibenden Medienvertretern stellte nach dem Schlusspfiff, alle anderen blieben wortlos in der Kabine. Bochum am Boden.
„Wenn man ein so wichtiges Derby verliert, kann ich den Unmut der Fans verstehen“, sagte Förster. Den Umgang einiger Anhänger mit den Spielern aber kritisierte er scharf. Förster berichtete von „Stinkefingern“, die „der Mannschaft gezeigt worden sind. Das kann man nicht akzeptieren“, meinte der Mittelfeldmann. „Man kann sauer sein, traurig sein, aber alles mit Respekt.“
Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit auf niedrigem Niveau mit einem Bochumer Übergewicht und Chancenplus – Philipp Hofmann vergab eine Hundertprozentige zur frühen Führung - brachte Torwart Manuel Riemann die defensiv stabilen, offensiv harmlosen Schalker kurz vor der Pause mit einem Eigentor in Führung. Nach der Pause zeigte sich der VfL erschreckend schwach. Vor allem: Die erforderliche Leidenschaft, der unbedingte Wille zur Wende war nicht zu erkennen.
Trainer Thomas Letsch zeigte daher „Verständnis“ für den Unmut der Fans. „Ich will nicht sagen, dass die Mannschaft nicht gekämpft hat. Aber ich verstehe, dass der Eindruck entstanden ist. Es hat ein Quäntchen gefehlt“, so Letsch zur (fehlenden) Bereitschaft seiner Profis, mehr Biss zu zeigen.
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Dass die Stimmung nach der bedingungslosen Unterstützung seit dem Aufstieg – auch nach Niederlagen - total kippt, glaubt Letsch nicht. Aber dafür nimmt er sich und seine Mannschaft in die Pflicht. „Es liegt an uns, die Stimmung in die richtige Richtung zu bringen, das geht hier eigentlich schnell. Das haben wir in unserer schlechten Phase nach der Pause nicht geschafft, wir haben nicht die Aktionen gesetzt, die es braucht. Es war zu wenig von uns.“
VfL Bochum: Thomas Letsch hat das "Feuer" vermisst
Es habe das „Feuer“ gefehlt, bestätigte Letsch auf Nachfrage dieser Redaktion, das Bochum in Heimspielen bisher stets auszeichnete. Warum? „Erklärungen habe ich dafür noch nicht“, sagte Letsch eine Stunde nach dem Abpfiff.
Aufgeben wolle und werde und müsse man aber längst nicht, betonte der Trainer elf Spieltage vor Saisonschluss angesichts der engen Situation im Tabellenkeller.
Nach vier Niederlagen und vier Spielen ohne eigenen Treffer ist allerdings größtmögliche Aufbauarbeit gefragt -- mental, sportlich. Letsch: „Wir müssen die Sinne noch mehr schärfen, alles auf den Prüfstand stellen.“
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Vor der Länderspielpause geht es nach Köln am Freitag, ehe Leipzig ins Ruhrstadion kommt. Zwei Wochen später spielt der auswärts ja bisher in elf von zwölf Partien unterlegene VfL Bochum in Frankfurt. „Die Aufgaben werden sicherlich nicht leichter. Wir haben jetzt die zweite schwere Phase in dieser Saison“, sagte Lesch. „Wir haben uns durch unsere Ergebnisse und Art und Weise wieder herangekämpft. Wir sind nicht abgestiegen, wir sind mittendrin im Pool. Wir wollen auch am Ende noch mittendrin sein. Dafür brauchen wir auch unsere Fans – aber es liegt an uns, sie auf unsere Seite zu ziehen.“