Bochum. Bochum verursacht mehr Elfmeter als jeder andere Bundesligist. VfL-Trainer Letsch zieht seine Schlüsse – auch für das Spiel gegen Freiburg.
Tief muss sich Manuel Riemann nicht ins Archiv buddeln, um rares, aber besonders prägnantes Anschauungsmaterial zur Vorbereitung auf das Heimspiel gegen den SC Freiburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) zu finden. Der Torwart des VfL Bochum war ja selbst einer der Protagonisten am 26. August 2022, als Vincenzo Grifo erst zum fünften Mal in seiner Karriere einen Elfmeter verschoss – und wie.
Erst ahnte Riemann die Ecke, in die Italiens Nationalspieler zielen würde, auch den Nachschuss kratzte er noch weg, beim dritten Versuch aber gelang Grifo der 1:0-Siegtreffer für die Freiburger im Hinspiel gegen Bochum. Die Niederlage lässt sich auch heute noch als Sinnbild der Saison heranziehen.
VfL Bochum hat zwölf Elfmeter verursacht
„Die Mannschaft hätte einen Punkt verdient gehabt“, meint Trainer Thomas Letsch, der im Spätsommer seinen Job an der Castroper Straße noch nicht angetreten war. Gut gespielt? Ja. Die Punkte mitgenommen? Nein. Denn die Bochumer stolpern oft durch ihren Strafraum wie Elefanten im Porzellanladen. Zwölf Elfmeter haben die VfL-Profis in dieser Saison schon verursacht. Nur ein Klub verhielt sich bisher ungestümer: Hannover 96 in der Saison 1985/86, als der Ball 17-mal auf dem Punkt liegen sollte. „Wir müssen uns cleverer anstellen und am besten die gegnerischen Spieler nach außen drängen, gar nicht mehr in den Strafraum lassen“, fordert Letsch.
Nun wartet heute in Person von Grifo einer der sichersten Elfmeterschützen der Liga, der auf diese Weise schon 29 Tore schoss. „Manu bereitet sich auf jedes Spiel intensiv vor, nicht nur auf Grifo. Schöner wäre es, wenn die Vorbereitung umsonst wäre und wir keinen Elfmeter bekommen“, findet Letsch.
VL-Trainer Letsch nimmt seine Abwehr in Schutz
Denn auf Dauer geraten die Bochumer dadurch im Abstiegskampf in vermeidbare Schwierigkeiten. Es sind ja nicht nur die Elfmeter, sondern auch einige individuelle Patzer, die schon Punkte gekostet haben – auch gegen Topklubs wie Freiburg oder Bayer Leverkusen. Thomas Letsch aber nimmt seine Abwehr, die er gegen Freiburg wieder umbauen muss, weil Erhan Masovic (24) erkrankt ist, in Schutz: „Wenn ein Offensivspieler eine falsche Entscheidung trifft, schießt er halt kein Tor, es geht schnell weiter. Bei einem Defensivspieler wird das anders bewertet.“
Stattdessen erhofft sich der 54-Jährige, die leidige Elfmeterthematik zum eigenen Vorteil zu drehen. Denn selbst hat der VfL noch keinen Strafstoß zugesprochen bekommen. „Der Videoschiedsrichter deckt jede kleine Berührung auf. Daraus können wir lernen und ruhig mal ins Dribbling gehen“, fordert Letsch.
Und im Zweifelsfall muss es hinten halt wieder Manuel Riemann richten.