Bochum. Nach viel Verletzungspech startet Moritz Broschinski durch. Beim VfL Bochum liefert er sich ein Duell um den Jokerplatz mit Silvere Ganvoula.
Manchmal reicht ein Wort, um seine Laune zu beschreiben. Oder auch nur ein Blick in den Himmel. Moritz Broschinski strahlt nach der Einheit des VfL Bochum am Dienstagvormittag, die Sonne scheint, der Himmel ist blau. „Gut“ gehe es ihm, sagt er. So gut eben „wie das Wetter heute ist“.
Der 22-Jährige ist nicht nur gut angekommen beim VfL, wurde nicht nur „super aufgenommen von den Jungs“. Er hat auch erstaunlich schnell Fuß gefasst in der Bundesliga. Mitte Januar stand er noch für Borussia Dortmunds U23 in der 3. Liga auf dem Platz in Bayreuth, höherklassig hat er nie gespielt. Eine Woche später präsentierte ihn der VfL als Neuzugang. Broschinski unterschrieb einen Vertrag bis zum Sommer 2025.
Bochum hatte Lys Mousset vom Mannschaftstraining ausgeschlossen und am Monatsende verliehen an Olympique Nimes. Tarsis Bonga wechselte zu Eintracht Braunschweig. Bochum hatte wieder einen Platz frei für das Angriffszentrum.
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Erste Kontaktaufnahme gab es bereits vor Weihnachten
Broschinski stand schon länger auf dem Zettel. Bereits vor Weihnachten gab es einen ersten losen Kontakt, am Ende ging es „Schlag auf Schlag“, so Broschinski. Der Stürmer musste nicht lange überlegen. Der VfL biete ihm „eine Riesenmöglichkeit“. Aufgewachsen in einem Dorf bei Finsterwalde in Brandenburg, wo „jeder jeden kennt“, könne er sich mit dem Klub „total identifizieren. Das ist ein familiärer Verein mit einem tollen Stadion, tollen Fans.“
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Schneller als von ihm selbst erwartet rückte er gleich ins Rampenlicht. Schon gegen Mainz war er im Kader, verdrängte Silvere Ganvoula. Ebenso wie gegen Hoffenheim und Dortmund im Pokal. Gegen die TSG erzielte er gleich in seinem ersten 16-Minuten-Einsatz in der Bundesliga sein erstes Tor. Mittenrein ins Netz vor der Ostkurve, mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze zum 5:2. Broschinski fackelt nicht lange. In Cottbus spielte er mal Rechtsaußen, „aber in der Mitte fühle ich mich am wohlsten“, sagt er.
Deshalb ist Broschinski laut Trainer Letsch „so wertvoll“ für den VfL Bochum
Broschinski zeige sich im Training, lobt Letsch. Neben seiner „Dynamik, Schnelligkeit und Körperlichkeit“, so der Coach über den 1,90-Meter-Stürmer, zeichne ihn vor allem seine Torgefahr aus. „Er sucht den Abschluss. Er ist ein Torjäger, das hat er in sich, das kann man nicht lernen. Das macht ihn so wertvoll für uns.“ Direkt – und womöglich noch viel mehr perspektivisch.
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Der Wille ist da, die Anlage stimmt. Und wer weiß, wo Broschinski heute spielen würde, wenn ihn nicht Verletzungspech sehr früh, sehr oft und sehr lange zurückgeworfen hätte. Das spricht für viel Luft nach oben in allen Bereichen – und dass er sich stets zurückkämpfte spricht für seinen Ehrgeiz, seinen Charakter.
Viele Verletzungen warfen Broschinski immer wieder zurück
Ausgebildet bei Energie Cottbus, wurde das Talent Stammspieler in der Regionalliga Nordost, feierte auch einen Einsatz in der DFB-U19-Auswahl und wechselte im Sommer 2020 zum BVB U23. Ein Mittelfußbruch kostete ihn die ersten 100 Tage beim damaligen Regionalligisten. Er kämpfte sich ins Team, ehe eine muskuläre Verletzung „mit Beteiligung der Sehne“, so Broschinski, zur Pause zwang. Eine Operation und Reha in München brachte Heilung, nach rund zehn Monaten griff er wieder beim in die 3. Liga aufgestiegenen BVB II an. Im Endspurt der Vorsaison aber fiel er erneut verletzt aus, diesmal mit Problemen im Hüftbeuger.
Nach etlichen Kurzeinsätzen hatte er sich erst Mitte Oktober seinen Stammplatz beim BVB II erobert, traf in drei Partien in Folge und absolvierte mit den Profis die Asien-Tour in der WM-Pause. Gesundheitlich, sagt Broschinski, sei längst alles bestens – die Basis, um jetzt beim VfL durchzustarten.
Dass er Geduld haben muss, ist ihm dabei klar. „Natürlich ist es mein Anspruch, dabei zu sein, möglichst viel zu spielen“, sagt er; aber er sei nicht nach Bochum gekommen mit der Vorstellung, gleich zum Stamm zu zählen.
Zweikampf mit Ganvoula um den Joker-Platz im Kader
Philipp Hofmann ist gesetzt als zentraler Stürmer. Von dem 29-Jährigen könne er sich viel abgucken, sagt der 22-Jährige. Etwa, „wie er sich bei langen Bällen positioniert, sich stellt. Und seine sieben Liga-Tore sprechen auch für sich.“ In der Bundesliga sei das Tempo viel höher, die Fehlerquote der gegnerischen Verteidiger viel geringer, so Broschinski nach seinem steilen Sprung von der dritten in die erste Klasse.
Nach zwei Joker-Einsätzen gegen Hoffenheim und den BVB durfte er nicht nach München mitfliegen. „Natürlich war ich enttäuscht“, sagt Broschinski. Beim FC Bayern (0:3) erhielt Silvere Ganvoula, dessen Vertrag im Sommer ausläuft den Vorzug. Er wurde eingewechselt. „Silvere hat eine Reaktion gezeigt und es in München gut gemacht“, sagt Trainer Letsch. Broschinski oder Ganvoula? Es ist ein Duell um den Platz hinter Hofmann, das sich bis zum Saisonende ziehen dürfte. Letsch: „Es ist wichtig, dass es den Konkurrenzkampf gibt.“