Bochum. Vor knapp einem Jahr traf ein Bierbecher Schiedsrichter-Assistent Gittelmann bei einem Bochum-Spiel am Kopf. Im Pokal kehrt er erstmals zurück.
Der 18. März 2022 war kein guter Tag für den VfL Bochum und erst recht nicht für Schiedsrichter-Assistent Christian Gittelmann: In der 68. Minute des Bundesligaspiels der Bochumer gegen Borussia Mönchengladbach wurde Gittelmann von einem Bierbecher am Kopf getroffen. Schiedsrichter Benjamin Cortus brach die Partie ab, die anschließend mit 0:2 gegen Bochum gewertet wurde. Gittelmann erlitt eine Schädelprellung und ein Schleudertrauma. "Die Tat macht mich fassungslos", sagte er damals.
Nun kehrt der 39-Jährige zurück ins Stadion an der Castroper Straße: Im DFB-Pokal-Achtelfinale zwischen dem VfL Bochum und Borussia Dortmund wird er Schiedsrichter Tobias Stieler assistieren. Schlechte Gefühle soll es bei der Rückkehr keine geben, das zumindest hatte Gittelmann selbst schon kurz nach dem Vorfall im vergangenen Jahr angekündigt: Der damalige VfL-Sportgeschäftsführer Sebastian Schindzielordz hatte ihm persönlich eine Entschuldigung des Vereins überbracht. "Ich habe die Entschuldigung angenommen, denn kein Verein möchte solche Vorfälle dulden und ich habe keine Vorbehalte künftig auch bei Spielen in Bochum auf dem Platz zu stehen", sagte Gittelmann damals.
Der Schiedsrichter Assistent hatte nach dem Becherwurf deutliche Worte gefunden: "Unser gesamter und von uns allen geliebter Fußballsport leidet darunter", sagte er. "Ich trainiere mit Kollegen die F-Jugend meines Sohnes. Wir geben ihnen gezielt Werte mit wie Respekt, Fairness und Toleranz. Den Kindern macht dieser Sport so viel Spaß, weil er ja auch so viel Gutes mit sich bringt. Ihnen werde ich versuchen, auf ihre Fragen eine Antwort zu geben. Dass es ein Einzelfall war. Aber, und daran muss die Fußballgemeinschaft arbeiten, es gibt zu viele 'Einzelfälle'."
VfL Bochum hat Gegenmaßnahmen ergriffen
Diese ließen sich nur mit harten Konsequenzen verhindern: "Eine flächendeckende Null-Toleranz-Politik mit einem klar definierten und für alle im Vorfeld bekannten und harten Strafmaß sollte ausgearbeitet werden. Nur so finden solche und insbesondere auch die Gewalttaten gegen unsere Schiedsrichter*innenkollegen auf den Amateurplätzen ihr Ende."
Gittelmann selbst verlor durch den Becherwurf nicht den Spaß an seiner Aufgabe, schon eine Woche danach stand er in einem Länderspiel wieder am Spielfeldrand - und hatte seitdem auch in der Bundesliga vier Einsätze als Assistent. Der Rückkehr nach Bochum aber dürfte auch er mit Spannung entgegensehen. Dort gibt es seit dem Vorfall eine verschärfte Videoüberwachung sowie ein Mehrwegbecher-Pfandsystem - eine Auflage aus dem DFB-Urteil, aber der Klub hatte die Einführung ohnehin schon geplant. Zudem wurde er nach dem Spielabbruch zu 100.000 Euro Geldstrafe verdonnert. Ein glimpfliches Urteil, um eine Blocksperre oder ein Getränkeverbot auf den Tribünen kam Bochum herum. Allerdings steht der Klub noch für die komplette Saison unter Bewährung. Nicht nur am Mittwoch also werden also sehr viele genau auf das Verhalten des Bochumer Anhangs schauen. (fs)