Bochum. Sebastian Schindzielorz zeigte sich mächtig verärgert nach dem Spielabbruch beim VfL Bochum. Nach dem Spiel kam es zu Auseinandersetzungen.

Der VfL Bochum hat in seiner ersten Bundesliga-Saison nach elf Jahren einen traurigen Tiefpunkt erlebt. Nach einem Becherwurf wurde das Bundesliga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach beim Stand von 0:2 abgebrochen. Linienrichtiger Christian Gittelmann wurde in der 70. Minute am Kopf getroffen. Nach kurzer Beratschlagung verschwanden die Offiziellen um 22.02 Uhr in der Kabine. Und kamen nicht mehr heraus.

Alassane Plea und Breel Embolo hatten die Gladbacher in Führung gebracht (55./61.). Doch das spielte am Ende keine Rolle mehr. Erstmals in dieser Saison hatten die Bochumer vor 25.000 Zuschauern spielen dürfen, es sollte ein besonderer Abend werden – und wurde ein Albtraum.

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Um 22.19 Uhr kamen die Gladbacher Spieler aus der Kabine, mit Trainingsjacken und verabschiedeten sich von den 2500 mitgereisten Fans. Danach stand die Entscheidung fest und wurde vom Stadionsprecher verkündet.

„Wir müssen uns in aller Form entschuldigen“, sagte Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz am DAZN-Mikrofon. Der Vorfall sei „absolut inakzeptabel“. Er hoffe, dass es dem betroffenen Linienrichter gut gehe. Gittelmann hatte äußerlich keine Verletzungen davongetragen, doch es war eine Grenze überschritten worden.

„Wir haben uns gewünscht, wieder mehr Zuschauer ins Stadion zu bekommen“, sagte Schindzielorz weiter. „Es ist wirklich sehr schade.“ Dass ein einzelner nun für einen Spielabbruch verantwortlich ist, wollte Schindzielorz nicht als mildernd gelten lassen: „Egal, wo es herkommt, es darf nicht passieren“. Der VfL Bochum muss nun mit Konsequenzen rechnen. Er hat nicht nur das Spiel verloren.

Während der Partie flogen immer wieder Bierbecher

Das Einzeltäter-Argument ist schon deshalb überflüssig, weil während der Partie wiederholt Bierbecher flogen. Die Problematik ist in Bochum bekannt. Sie zeigte sich schon bei anderen Spielen. Zur Vorbeugung hatte der VfL Bochum über seine Social-Media-Kanäle ein Video mit Kapitän Anthony Losilla verbreitet. Der Anführer betonte das offensichtliche: Das Bier sei zum Trinken da.

Darauf legten einige Fans keinen Wert. Schon in der 20. Minute flog der erste Becher, nachdem Bochums Christopher Antwi-Adjei einen Zweikampf mit Rami Bensebaini geführt hatte. 20 Minuten, nicht viel Zeit. Und viel verstrich auch nicht bis zu den nächsten Würfen. Immer wieder musste der Stadionsprecher dazu aufrufen, das Becherwerfen sein zu lassen. Er kam nicht durch.

In der 70. Minute hatte sich die Lage erheblich zugespitzt. Bochum war binnen sechs Minuten mit 0:2 in Rückstand geraten, obwohl der Gastgeber schon dicht an der eigenen Führung war. So hatte etwa Innenverteidiger Armel Bella-Kotchap in der ersten Halbzeit eine Riesenchance. Seinen Kopfball parierte Gladbach-Torwart Yann Sommer gerade noch mit den Fäusten.

Die VfL-Spieler wurden laut in Richtung der eigenen Fans.
Die VfL-Spieler wurden laut in Richtung der eigenen Fans. © firo

Die Gladbacher zeigten nach dem Wiederanpfiff die Effektivität, die die Verantwortlichen lange vermissten. Plea nach einer Ecke von Luca Netz und Embolo nach einer sehenswerten Kombination schickten die Gladbacher auf die Siegerstraße, zum zweiten Sieg in Folge.

Neun Minuten später kam es zum Eklat. Der Pfälzer Gittelmann, 1,95 Meter groß und 90 Kilo schwer, hielt sich trotz des Becherwurfs mutig auf den Beinen, rieb sich danach allerdings den Kopf. Erst hatte er wütend den Becher vom Spielfeld gekickt, danach kam auch ihm zu Bewusstsein, dass eine Grenze überschritten war. Schiedsrichter Benjamin Cortus rannte zu ihm, sprach mit ihm. Dann gingen die Offiziellen in die Kabine. Die Fans pfiffen, wurden dann ratlos und entzündeten Lichter, wohl als Friedensbotschaft. Die Entscheidung fiel allerdings schnell und wurde nach nur zwanzig Minuten verkündet. Draußen vor dem Stadion folgten Auseinandersetzungen der Fans. Ein durch und durch trauriger Abend für Bochum.