Bochum. Was ein Einstand für Moritz Broschinski: Der Neuzugang des VfL Bochum traf im ersten Bundesligaspiel nur wenige Minuten nach der Einwechslung.

Mit 5:2 (3:0) fertigte der VfL Bochum die erschreckend schwache TSG Hoffenheim ab nach einer fulminanten ersten Halbzeit, hat damit nun fünf Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, auf Hertha BSC. Und es gab viele Gesichter dieses Bochumer Torfestivals. Das von Philipp Förster zum Beispiel, der sich und sein Team an seinem 28. Geburtstag mit dem Tor zum 2:0 und der Vorlage zum 4:1 bescherte, einer Ecke auf den Kopf von Torschütze Erhan Masovic. Oder das Gesicht vom eingewechselten Moritz Broschinski, der bei seinem VfL-Debüt in der Schlussphase gleich einnetzte zum 5:2 im Stile eines echten Mittelstürmers. Oder das von Christopher Antwi-Adjei, dem Man of the Match, der überall, links wie rechts, unterwegs war, der fast nie zu halten war und der die ersten drei Treffer mustergültig vorbereitete. Ein Torvorlagen-Hattrick in der ersten Halbzeit.

Entsprechend gut gelaunt kamen die Profis des Bundesligisten zu den Interviews. Drei Torvorlagen, das habe er wohl mal in der Jugend geschafft, sagte der immerhin schon 28-jährige Antwi-Adjei. „Es freut mich natürlich extrem, dass es heute so gut geklappt hat“, meinte der Außenstürmer recht gelassen. Mit Tempo, das ihn schon immer auszeichnete, aber auch mit Übersicht, Ruhe und feinem Fuß bereitete er die Treffer zum 1:0 von Philipp Hofmann, zum 2:0 von Förster und zum 3:0 von Takuma Asano vor. Antwi-Adjei zeigt mittlerweile weit mehr als nur Geschwindigkeit, er hat sich unter Trainer Thomas Letsch enorm weiterentwickelt. „Wir waren sehr effektiv in der ersten Halbzeit, nach dem 1:3 haben wir es dann letztlich auch gut gemeistert.“

VfL Bochum: Moritz Broschinski kann sein Glück noch nicht fassen

Sein Glück noch nicht so ganz fassen konnte Moritz Broschinski. Vor drei Wochen erst von der U23 des BVB aus der 3. Liga zum Bundesligisten VfL gekommen, war er bereits in Mainz erstmals im Kader und stand gegen Hoffenheim erstmals auf dem Platz, eingewechselt nach 73 Minuten. Dass es so schnell so gut läuft für ihn, hätte er selbst nicht gedacht, meinte er. „Umso schöner, dass es so ist“, sagte er zurückhaltend.

Anthony Losilla bediente ihn in Minute 83, Broschinski fackelte aus 16 Metern nicht lange. Vor dem Torschuss habe er an gar nichts gedacht, „das sind Sekundenbruchteile, in denen man sich entscheiden muss. Ich hab‘ einfach geschossen“, meinte der Jung-Profi, der vorerst Silvere Ganvoula aus dem Kader verdrängt hat, nach seinem ersten Bundesliga-Einsatz, seinem ersten Bundesliga-Tor.

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Der Treffer fiel vor der Ostkurve, vor den meisten VfL-Fans, „das war ein unbeschreiblich schönes Gefühl“, so Broschinski. Es dauere wohl noch etwas, „bis ich das richtig realisiert habe“.

Trainer Thomas Letsch freute sich mit ihm, hielt sprichwörtlich aber den Ball flach: Jetzt nur nicht durchdrehen, bitte. „Das ist ein Einstand, wie ihn sich jeder gerne vorstellt. Aber Moritz ist noch ganz am Anfang seiner Profikarriere“, so der Coach. Von „Entwicklung“ könne man nach nur drei Wochen noch nicht sprechen, so Letsch. Aber: Broschinski habe sich „im Training gezeigt, sich reingehauen. Man merkt ihm an, dass er seine Chance nutzen möchte.“ Und vor allem: „Er ist ein Stürmer, das zeigt er auch im Training.“ Einer, der eben nicht lange fackelt.

VfL Bochum: Förster jubelt an seinem Geburtstag

Auch Philipp Förster hatte allen Grund, zufrieden zu sein. Nach zwei Auswärtsspielen ohne ihn in der Startelf kehrte er wie gewohnt beim Heimspiel ins offensive Mittelfeldzentrum zurück. Fünftes Heimspiel unter Thomas Letsch, fünftes Heimspiel in Folge mit Förster von Beginn an, fünfter Bundesliga-Heimsieg in Folge – das gab es in Bochum zuletzt 1975. „Besser hätte ich mir den Geburtstag natürlich nicht ausmalen können“, meinte Förster, von übergroßer Euphorie war allerdings nicht viel zu spüren. „Wir haben drei Punkte geholt, das ist das Wichtigste, das können wir heute noch ein bisschen feiern.“ Daheim läuft’s beim VfL. „Es ist eine gute Kombination aus Mannschaft und Fans. Sie pushen uns, wir pushen sie“, so der nun 28-Jährige.

VfL Bochum: Ein Spieler ragt bei der Gala gegen Hoffenheim heraus

Er hatte aber auch schon das nächste Spiel im Blick. Wieder: Zuhause. Gegen Dortmund. Am Mittwoch (20.45 Uhr) kommt der Tabellendritte zum DFB-Pokal-Achtelfinal-Derby ins Vonovia Ruhrstadion. Entsprechend werde er den Geburtstags-Abend „entspannt“ angehen und etwas „feste Nahrung“ zu sich nehmen, sagte Förster. Energie tanken, sozusagen, fokussiert bleiben für neue Taten. „Der BVB muss auch erstmal hierhin kommen, wir müssen uns absolut nicht verstecken. Jeder Sieg tut uns gut, ist gut für den Kopf, das Selbstvertrauen“, sagte Förster.

VfL Bochum am Mittwoch im DFB-Pokal gegen den BVB

Bis dahin will auch Antwi-Adjei, in Mainz am Ende der vorherigen Englischen Woche in der ersten Halbzeit noch überraschend geschont, wieder „die Batterie aufgeladen“ haben nach einem „schon anstrengenden“ Arbeitstag, sagte er. Kaum vorstellbar, dass er nicht zur Pokal-Startelf zählen wird. „Wir wollen den Dortmundern auf die Füße treten und dann schauen, was möglich ist“, blickte der Hagener voraus. Ganz im Sinne von Trainer Thomas Letsch: „Was gibt es Schöneres, als nach diesem Sieg am Mittwoch gegen Dortmund zu spielen?“