Bochum. Wo es Gewinner gibt, gibt es Verlierer. Vier Spieler des VfL Bochum, bei denen viel Luft nach oben ist. Auch ein Trainer zählt zu den Verlierern.
Im Spitzensport gibt es naturgemäß Gewinner und Verlierer - für jeweils fünf von ihnen haben wir uns zum Jahresabschluss entschieden, teilweise stehen sie auch exemplarisch für Ereignisse und Entwicklungen. Teil zwei: Verlierer des VfL Bochum in der bisherigen Hinrunde (Teil eins: Gewinner lesen Sie hier).
Gerrit Holtmann hat seinen Quasi-Stammplatz beim VfL Bochum verloren
Der Flügelstürmer hat ein bewegtes, positives erstes Halbjahr hinter sich. Sein Treffer gegen Mainz im August 2021 wurde zu Jahresbeginn zum ARD-Tor des Jahres 2021 gewählt. Holtmann traf 2022 unter anderem in Dortmund, feierte mit Bochum den Klassenerhalt und debütierte endlich für das Heimatland seiner Mutter, die Philippinen, in der Nationalmannschaft. Holtmann setzte auch ein Zeichen für den VfL, als er seinen Vertrag im Sommer vorzeitig verlängerte bis Juni 2025.
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Doch in dieser Saison kam der 27-Jährige nicht richtig auf Touren, hatte zudem öfter Pech im Abschluss (drei Aluminium-Treffer), war beeinträchtigt auch von einer langwierigen Verletzung im Adduktorenbereich. Holtmann verlor seinen Quasi-Stammplatz nach dem 1:4 in Stuttgart an Christopher Antwi-Adjei und teils auch Jordi Osei-Tutu. Und das als Spieler, der (in Normalform) „eigentlich immer spielen müsste“, wie Trainer Thomas Letsch einmal anmerkte.
Schafft der Turbomann, der mit seiner potenziellen Leistungsfähigkeit und seiner umgänglichen Art auch mit Fans durchaus das Zeug zum Publikumsliebling hat, für sich den Turnaround, kann er in einem halben Jahr auch wieder auf der Gewinner-Seite stehen.
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Saidy Janko ist noch nicht mehr als eine Alternative beim VfL Bochum
Unter Thomas Reis kam der Leihspieler (mit Kaufoption) von Real Valladolid noch regelmäßig zum Einsatz, teils angesichts vieler Ausfälle auf den linken Außenverteidiger-Positionen notgedrungen auf der „falschen“ linken Seite. Unter Thomas Letsch war der Schweizer Außenverteidiger meistens gar nicht im Kader, kam an dem nicht in Topform aufspielenden Cristian Gamboa nicht vorbei, spielte nur noch acht Minuten am Ende in Augsburg. Möglich, dass sich der 27-Jährige in der ersten langen Vorbereitung unter Letsch noch empfiehlt, zumal Gamboa zuletzt verletzt ausfiel. Vorerst bleibt er nur eine Alternative.
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Jacek Goralski: viel Verletzungspech statt Stammspieler
Der polnische Nationalspieler wurde als potenzielle Stammkraft für das defensive Mittelfeldzentrum verpflichtet, fiel aber fast komplett verletzungsbedingt aus (nur drei Einsätze). Erst warf den 30-Jährigen eine komplizierte Augen-Operation weit zurück, dann kamen weitere Rückschläge und eine muskuläre Verletzung hinzu. Das kann man ihm natürlich nicht vorwerfen: Goralski steht hier auch stellvertretend für weitere Neuzugänge, die vor allem wegen Verletzungen bisher nicht ihre Verpflichtung rechtfertigen konnten, wie etwa Verteidiger Dominique Heintz. Im neuen Jahr soll Gorlaski im Trainingslager wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren, so der Plan.
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Lys Mousset: Bisher ein äußerst teures Missverständnis
Öffentlich erfährt man wenig über den Typen Lys Mousset und seine Beweggründe. Vielleicht ist der französische Stürmer, noch 26 Jahre jung, mit seiner Rolle ja zumindest zufrieden genug, um nicht mehr aus sich herauszuholen. Fakt ist: Mousset verdient auch im Vergleich zu vielen weiteren VfL-Profis viel und leistet bisher wenig, im Ernstfall Bundesliga und Pokal: gar nichts.
Mousset hat noch nicht eine Minute in Pflichtspielen absolviert, schon Ex-Trainer Thomas Reis bemängelte den Fitness-Zustand des von Ex-Sportchef Sebastian Schindzielorz verpflichteten Stürmers. Der neue Trainer Thomas Letsch reagierte früh mit Maßnahmen.
Mousset musste wochenlang individuell trainieren, an seinem körperlichen Zustand arbeiten. Doch nach der WM-Pause war kaum Besserung erkennbar. Der 26-Jährige durfte zuletzt auch in den Testspielen gegen Karlsruhe und Verl nicht mehr mitmachen. Offiziell wegen zu hoher Konkurrenz – und sicherlich auch wegen zu wenig Selbstdisziplin.
Thomas Reis: Noch kann er beim FC Schalke 04 wieder zum Helden werden
Nein, seine Erfolge mit dem Aufstieg und teils grandios erspielten Klassenerhalt bleiben unvergessen. Zwei Jahre für die Geschichtsbücher des VfL Bochum, sind sind auch und gerade mit seinem Namen, seinem Wirken verbunden. Das sehen wohl auch die meisten Fans so.
Aber der langjährige und oft genug bekennende Bochumer hat gerade bei den Anhängerinnen und Anhängern viel Kredit verspielt mit seinem öffentlichen Dementi zu seinen öffentlich gewordenen Schalker Wechsel-Avancen bereits im Sommer. Mittlerweile würde Reis selbst, so sagte er es mehrmals, anders handeln.
Sportlich ging es nach zwei Erfolgsjahren steil bergab. Sechs Niederlagen in den sechs ersten Saisonspielen, teilweise unglücklich, bedeuteten einen Negativ-Rekord. Es folgte die Trennung. Reis fand dann mit seinem Sommer-Wunschverein FC Schalke 04 schnell einen neuen Arbeitgeber. Geht es nach Wucht und Größe des Klubs, ist das sogar ein Aufstieg.
Schalke ist aber weiterhin Schlusslicht, hat vier Punkte Rückstand auf den VfL Bochum, das sich unter seinem Nachfolger Thomas Letsch deutlich stabilisierte.
Thomas Reis: Beim VfL Bochum in der Hinrunde ein Verlierer
Schafft Reis aber den Liga-Erhalt mit den Königsblauen, steigt er nebenan zum Helden auf. Insofern ist diese Rubrizierung zu diesem noch frühen Saisonzeitpunkt nur eine Momentaufnahme. Aus Bochumer Sicht aber ist Reis in der bisherigen Hinrunde 2022/23 ein Verlierer.