Bochum. Nur drei Tore in vier Testspielen gegen zweit- bis drittklassige Teams werfen Fragen auf beim VfL Bochum. Das ist der Stand im Angriff.
„Tor machen jetzt!“ Thomas Letsch rief es noch einmal laut heraus beim letzten Testspiel des VfL Bochum in diesem Jahr, was die rund 500 Fans am Leichtathletik-Platz neben dem Ruhrstadion wohl alle dachten um Minute 90 herum. Aber es fiel trotz etlicher hochkarätiger Chancen kein Tor mehr für den Bundesligisten, sondern noch eines für den Gast aus der 3. Liga. Verl gewann mit 2:0.
Anders als in der Bundesliga, in der Bochum mit zwei Siegen einen Mut machenden frühen Jahresabschluss feierte Mitte November, konnte der VfL seine vier Testspiele gegen zweit- und drittklassige Gegner in der ersten Vorbereitungs-Phase nach der WM nicht gewinnen. Auch, weil es teils in der Kreation von Chancen und teils im Abschluss enorm haperte.
Nur ein Tor gegen den PEC Zwolle, Karlsruhe und Paderborn, gar keines gegen Verl in gut 110 Minuten Spielzeit – das ist natürlich viel zu wenig. Und Letsch wurde deutlich, als er zur ersten Halbzeit gegen Verl meinte, dass man die Zeit „lieber fürs Training“ genutzt hätte.
Fünf Kandidaten für zwei Flügelpositionen
Vier Testspiele, drei Tore. Dabei ist Bochum in der Offensive eigentlich gut aufgestellt. Auf den Flügeln kann Letsch im weiterhin bevorzugten 4-3-3-System, nach dem der Kader ja auch zusammengestellt wurde, wählen zwischen Christopher Antwi-Adjei und Simon Zoller, die zuletzt in der Liga die Nase vorn hatten, sowie Gerrit Holtmann, Jordi Osei-Tutu und Takuma Asano.
Der Japaner war seit der Trennung von Thomas Reis verletzt, begeisterte aber als Top-Joker bei der WM. Asano ist technisch beschlagen und mindestens so schnell wie Holtmann. Ein Torjäger ist er nicht, aber einer, der immer für Gefahr sorgen, Treffer auch auflegen kann. In dieser Saison hat der 28-Jährige in punkto Top-Speed mit einer laut DFL-Statistik gemessenen Höchstgeschwindigkeit von 35,42 km/h beim VfL den besten Wert erreicht.
An Asano in normaler Form dürfte kein Weg vorbeiführen
Bringt Asano seine Form, die er vor der Verletzung und bei der WM nach seinen Einwechslungen gezeigt hat, aus seinem Heimaturlaub aus Japan mit nach Bochum, ist mit ihm in der Startelf zu rechnen. Antwi-Adjei kommt seinem Spielstil am nahesten, der Deutsch-Ghanaer trumpfte am Ende der Serie groß auf, in den Testspielen zeigte er Licht und Schatten. Zoller, ebenfalls Stamm zuletzt, lebt auch von seinem Einsatz, seiner Erfahrung, seiner Führungsrolle im Team. Hinzu kommt sein Torriecher.
Holtmann, in der Vorsaison einer der Klassenerhalt-Garanten, will sich wieder herankämpfen, konnte zuletzt nach ordentlicher Leistung in Paderborn gegen Verl aber überhaupt nicht punkten. Osei-Tutu schwankt weiterhin in seinen Leistungen.
Warum Mousset sozusagen der teure Nachfolger von Weilandt ist
Dass mit Lys Mousset, noch ohne Pflichtspiel-Einsatz, kaum noch zu rechnen ist, zeigten seine Nicht-Berücksichtigungen gegen den KSC und Verl sowie sein Kurzeinsatz gegen Paderborn. „Er ist noch nicht in dem Zustand, in dem wir ihn haben wollen“, sagte Thomas Letsch. Mousset hat also auch die WM-Pause nicht ausreichend genutzt, bereits zuvor musste er ja wochenlang individuell an seiner Fitness arbeiten. Der französische Stürmer droht ein teurer Fehleinkauf zu bleiben.
Nachdem Tom Weilandt, der zwei Jahre lang ohne Pflichtspiel und Aussicht auf Spielpraxis ein stattliches Gehalt kassiert hat beim VfL, den Klub im Sommer nach Vertragsende verlassen hat und nun in der 4. Liga für den Greifswalder SC spielt, hat Bochum mit Lys Mousset nun einen sogar noch teureren Tribünenmann im Kader. Sein Vertrag endet erst im Juni 2024, falls er vorher keinen neuen Verein finden sollte. Allerdings gilt der Kontrakt nur für die Bundesliga. Im Abstiegsfall wäre also Mitte 2023 Schluss in Bochum.
Hofmann ist Bochums unumstrittene Nummer eins im Sturmzentrum
Die sommerliche Mousset-Verpflichtung ist ein Ärgernis, das aber das Ziel Klassenerhalt nicht dramatisch gefährden sollte. Im Sturmzentrum, einer möglichen Position von Mousset, ist Philipp Hofmann gesetzt. Der Ex-Karlsruher ist in der Bundesliga angekommen, enorm zweikampfstark, mannschaftsdienlich und hat vier Mal getroffen. Auch in den Testspielen schmiss er sich rein und erzielte zwei der drei VfL-Tore – gegen Verl vergab er allerdings gleich drei Hundertprozentige.
Als Stoßstürmer der „zweiten Reihe“ bleibt Silvere Ganvoula die Alternative, zu mehr hat er sich aber nicht aufgedrängt in der Vorbereitung. Tarsis Bonga bleibt ein Kandidat für einen Wechsel. Bonga hat weiterhin keine Einsatz-Perspektive beim Bundesligisten. Im Sommer endet sein Vertrag. Vermutlich wird er bis dahin weiter mittrainieren.