Bochum. Trainer Letsch hält viel von Mats Pannewig – perspektivisch. Der VfL Bochum sucht auch einen Mittelfeldmann. Ein Sommer-Kandidat bleibt Thema.
Kernproblem der bisherigen Bundesliga-Saison war beim VfL Bochum lange Zeit nicht der Angriff, der nun in den Testspielen wenig Gefahr erzeugte (drei Tore in vier Spielen). Es war fehlende Stabilität in der Defensivarbeit. Der Viererkette fehlt es unter anderem an Geschwindigkeit, insbesondere der Innenverteidigung.
Hier zeigte Ivan Ordets in der Liga aufsteigende Form. Der Ukrainer dürfte – Stand jetzt – dank seiner Zweikampfstärke, Erfahrung, Größe und Kopfballstärke trotz Tempodefizits gesetzt sein. Sein Nebenmann: offen.
Wer verteidigt innen? Vielleicht erhöht ein Zugang den Konkurrenzdruck noch
Kandidaten sind Erhan Masovic, der seiner Topform derzeit aber weiter hinterher läuft, der verlässliche Vasileios Lampropoulos, der noch nicht konstant genug auftretende 18-jährige Tim Oermann und auch der dort ausprobierte Jannes Horn. Hinzu kommt Dominique Heintz. Heintz kehrte gegen Verl nach langer Verletzungspause ins Spiel zurück. Noch hat der 29-Jährige Nachholbedarf.
Vielleicht spielt auch gar keiner von ihnen, wenn es am 21. Januar gegen Hertha BSC geht. Denn einen Verteidiger mit Tempo will Bochum gerne noch verpflichten in diesem Winter. Keven Schlotterbeck vom SC Freiburg ist wie berichtet einer von zwei, drei Kandidaten.
Das sagt Trainer Letsch über Talent Pannewig: „interessanter Perspektivspieler“
Verstärken will sich Bochum zudem im Mittelfeldzentrum mit einem möglichst großen, robusten, kopfballstarken Spieler, der bestenfalls auch perspektivisch weiterhilft. Also einer, der in die Rolle von Dauerbrenner Anthony Losilla schlüpfen kann, der nach schleppendem Saisonstart – wie beim gesamten Team – wieder zur Vorsaison-Stärke zurückgefunden hat. Der Kapitän, der im März 37 Jahre alt wird, scheint derzeit auch als Anführer noch unverzichtbar zu sein.
Mats Pannewig ist noch größer als Losilla, kopfballstark, spielintelligent. Einer, dem die Zukunft gehören könnte. Der U19-Spieler überzeugte in der Vorbereitung, er wird auch im neuen Jahr die zweite Vorbereitungsphase bei den Profis absolvieren und mit ins Trainingslager nach Jerez de la Fronterra in Südspanien fliegen.
Auch Trainer Thomas Letsch lobte den 18-Jährigen erneut: „Er ist ein sehr spannender Spieler, körperlich schon seit weit“, sagte er. Und einer, der sich auch bei den Profis nicht versteckt. Gegen Verl trat er sogar einige Standards. Eine Auszeichnung.
Wie seine A-Jugend-Kollegen Jean-Philippe Njike Nana, einem Sechser, und Stürmer Florian Berisha, die ebenfalls die Vorbereitung bisher bei den Profis absolvierten, habe Pannewig „seine Sache gut gemacht. Das sind gute Jungs, die alle gut mitziehen“, sagte Letsch auch mit Blick auf Einstellung und Charakter der von U19-Cheftrainer Heiko Butscher empfohlenen Nachwuchskräfte. Njike Nana, erst 17, und Berisha angesichts der großen Offensiv-Konkurrenz kehren aber im Januar wohl vorerst komplett zur A-Jugend zurück.
Im Mittelfeld soll noch Verstärkung her – Kunde Malong ist ein Kandidat
Letsch betonte auch, dass man von Pannewig jetzt nicht zu viel erwarten sollte. Der auf der Acht ideal eingesetzte Mittelfeldmann werde jetzt „nicht der Heilsbringer werden“ im Kampf gegen den Abstieg. Das käme zu früh, sagte Letsch. „Er ist ein sehr interessanter Perspektivspieler.“
Es sei auch „kein Geheimnis, dass wir im zentralen Mittelfeld noch etwas machen wollen“, erklärte Letsch. Kandidaten-Namen sind bisher nicht durchgesickert. Der im Sommer vom damaligen Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz fast schon verpflichtete Pierre Kunde Malong von Olympiakos Piräus, den der Klub damals nicht freigab nach einem Trainerwechsel, darf den griechischen Erstligisten wie viele andere Piräus-Spieler jetzt verlassen.
Kunde Malong (27) kam in der Hinrunde kaum zum Einsatz, spielte allerdings für Kamerun bei der WM. Von der Statur passt er zwar mit seinen 1,80 Metern nicht optimal in das gesuchte Profil vom neuen VfL-Sportchef Patrick Fabian. Der erfahrene Ex-Mainzer bringt neben internationaler Erfahrung allerdings Dynamik und Zweikampfstärke mit und ist nach Informationen dieser Redaktion weiterhin ein Kandidat.
Weihnachtsferien nach gemeinsamen Frühstück: So geht es im Januar weiter
Jetzt ist zunächst Weihnachtspause. Am Donnerstag verabschiedeten sich Letsch und sein Trainer- und Funktionsteam bei einem gemeinsamen Frühstück von der Mannschaft. Weiter geht es am 2. Januar. Letsch erwartet dann alle Spieler bis auf Torwart Paul Grave einsatzfähig beim Training. Ausnahme: Asano wird aufgrund der Flugzeiten einen Tag später einsteigen.
Der defensive Mittelfeldmann Jacek Goralski, der fast die gesamte Saison verletzungsbedingt verpasst hat, soll zunächst dosiert trainieren, um dann im Trainingslager komplett wieder dabei zu sein. Nach hohen Umfängen und Intensität mit einem Schwerpunkt auf konditioneller Arbeit, den körperlichen Grundlagen geht es im zweiten Vorbereitungsblock dann mehr und mehr auch um spieltaktische Dinge.
Drei Testspiele in sechs Tagen sind im Trainingslager geplant
In Südspanien (7. bis 14. Januar) sind dann binnen der sechs kompletten Tage vor Ort von Sonntag bis Freitag auf Wunsch von Letsch sogar drei Testspiele geplant. Die Gegner, wohl Erstligisten aus Europa, sind noch nicht kommuniziert. Ein Testspiel soll über zweimal 60 Minuten gehen, die anderen beiden normal über zweimal 45 Minuten, damit sich möglichst alle Spieler noch einmal lange genug zeigen können.
Dabei wird Letsch sicherlich mehr in Richtung der Startelf denken, die dann aufläuft, wenn es wieder darauf ankommt gegen Hertha BSC am 21. Januar im Ruhrstadion. Klar ist für ihn nach seinem Lob für die guten Trainingsleistungen seiner Spieler und Kritik an den Auftritten in den Testspielen, dass auch in den weiteren Vorbereitungsspielen eine klare Steigerung her muss. Letsch: „Wir müssen in den Testspielen in Spanien anders, deutlich besser präsentieren.“