Bochum. Der VfL-Kapitän würde gerne noch ein Jahr dranhängen. Die Bochumer bauen indes seinen Nachfolger auf. Kann Losilla trotzdem bleiben?
Am Mittwochmittag ergab sich ein seltener Anblick. Danilo Soares hatte die gelbe Binde über den Oberarm gestülpt und den VfL Bochum als Kapitän angeführt, also jenen Job erledigt, der sonst für Anthony Losilla bestimmt ist. Der Routinier saß gegen den niederländischen Zweitligisten (1:3) erst auf der Bank – es handelte es sich allerdings auch nur um ein Testspiel.
In Bochum gelten einige unbeschriebene Gesetze. Dass auf der Königsallee keine Modenschauen stattfinden, dass eine Currywurst auch als Frühstück eine gute Idee sein kann – und, dass wenn der VfL spielt, auch Anthony Losilla mitspielt. Bloß 20 Minuten hat er in dieser Saison verpasst, da Thomas Letsch beim 1:4 in Stuttgart aus taktischen Gründen wechseln musste.
VfL Bochum: Ausdauer und Mentalität stimmen bei Anthony Losilla
167,8 Kilometer ist er in dieser Saison schon über die Bundesliga-Rasen gestiefelt, mehr schafften nur die beiden WM-Fahrer Joshua Kimmich (171,6/Bayern München) und Ellyes Skhiri (169,48/1. FC Köln). Nach Stürmer Philipp Hofmann gewinnt Losilla die meisten Zweikämpfe beim VfL. Der Franzose hat sich in diese Spielzeit, zu deren Beginn „ich wie viele andere Schwierigkeiten“ hatte, hereinmalocht. „Langsam habe ich meine Form gefunden, unter dem neuen Trainer fühle ich mich sehr wohl.“ Der fleißige Kapitän strahlt wieder Sicherheit aus, die seine Mitspieler in den Wochen vor der Katar-Pause zu beflügeln schien.
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Wie lange Losilla allerdings dazu noch imstande ist, weiß niemand so recht. Der Franzose aus der Arbeiterstadt Firminy wird im März 37 Jahre alt, drei Monate später endet sein Vertrag beim VfL. „Wenn man mit mir weiterarbeiten möchte, dann werde ich das gerne machen. Ich fühle mich weiterhin gut“, sagt er. Die Ausdauerwerte stimmen, die Mentalität erst recht. Andererseits ist Losilla der langsamste Profi im Bochumer Mittelfeld, wobei Geschwindigkeit im Gegensatz zu Spielübersicht und richtigem Timing in den Zweikämpfen nie seine Stärke war.
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Auf Patrick Fabian, Bochums Sport-Geschäftsführer, kommt möglicherweise ein Härtefall zu. In Patrick Osterhage hat er vor kurzem ein vielversprechendes Talent mit einem neuen Arbeitspapier bis 2026 ausgestattet. Der frühere Juniorennationalspieler gilt als technisch versiert, lernwillig, kann sich mit 22 Jahren noch weiterentwickeln – ihm traut man mittelfristig zu, Losillas Rolle im Team zu übernehmen.
Losilla bleibt gelassen, er kennt die Situation ja. Im Januar dieses Jahres hatte er seinen im Sommer auslaufenden Vertrag beim VfL verlängert. Er will spielen, solange ihn die Beine trage. „Wenn der Verein auf jüngere Spieler setzen möchte, muss ich einen anderen Weg einschlagen – vielleicht hier in anderer Funktion“, sagt Losilla, der mit einer Trainerkarriere liebäugelt. „Wir haben aber noch Zeit, darüber zu sprechen.“ Nach Informationen dieser Redaktion könnten die beiden Seiten noch im Dezember Kontakt zueinander aufnehmen, vielleicht auch rund um das VfL-Trainingslager Anfang Januar im spanischen Jerez de la Frontera.
VfL Bochum: Losilla würde auch andere Rolle annehmen
Was für eine Verlängerung spricht: In Losillas Rücken könnte der verletzungsgeplagte Osterhage weiter behutsam aufgebaut werden. Ihm gehört die Zukunft, das hat Sportchef Fabian deutlich gemacht. Zudem gilt Fanliebling Losilla als verlässlicher Teamplayer, der es ohne Murren und Knurren hinnehmen würde, wenn Trainer Letsch einen Generationenwechsel anstrebt. Ohnehin ist es im Sinn des Klubs, einem verdienten Spieler einen würdevollen Karrierewinter zu ermöglichen, ihn danach womöglich an den Klub zu binden.
Losilla weiter im Verein, aber regelmäßig auf der Bank – manche unbeschriebenen Gesetze verlieren manchmal doch ihre Gültigkeit.