Augsburg. Der 1:0-Sieg beim FC Augsburg lässt den VfL Bochum im Abstiegskampf hoffen. Trainer Thomas Letsch hat seinen Ruf in einigen Punkten widerlegt.
Ivan Ordets stoppte seinen letzten Sprint in der Augsburger Arena hinter der Mittellinie. Der Verteidiger des VfL Bochum rannte nach dem ersten Auswärtssieg seines Teams seit April auf die rund 1000 Fans zu, wartete dann aber lieber erst auf seine Kollegen, die kurz darauf mit ihm einen Befreiungsschlag zur rechten Zeit feierten.
Bochum eins. Augsburg null. Nach sieben Niederlagen auf fremdem Platz hat der VfL seinen Fluch beendet. „Endlich können wir die Busfahrt nach Hause mit einem anderen Gefühl antreten“, sagte Trainer Thomas Letsch erleichtert.
VfL Bochum nur einen Punkt hinter Rang 15
Nach dem 2:1 gegen Mönchengladbach feierte der VfL den zweiten Sieg in Folge. Er liegt als Vorletzter nur einen Punkt hinter Stuttgart und Hertha und zwei Punkte hinter Augsburg. „Wir sind auf Tuchfühlung“, sagte Letsch. Er verlängerte den Urlaub für seine Spieler um vier Tage. Einen Tag extra gab es für den Gladbach-Sieg, drei für den Augsburg-Sieg, „das wussten die Jungs vorher“, verriet Letsch.
Am 2. Dezember nimmt Bochum das Training wieder auf. Mit einem „super Gefühl“, sagte Letsch. Zum Auftakt 2023 kommt Hertha BSC. Bei einem vierten Heimsieg in Folge würde der VfL den direkten Abstiegsplatz verlassen. Aussichten, die nach dem 0:4 in Wolfsburg vor zwei Wochen eher als Träumerei denn als realistische Chance betrachtet wurden. Letsch hat stets die „positive Gesamtentwicklung“ gelobt, auch nach Rückschlägen. „Wir sind schon viel weiter als ich dachte“, sagte der 54-Jährige nun. In seiner ersten Vorbereitungszeit will er eher „an Details“ arbeiten und daran, „flexibler zu werden“.
Vier VfL-Siege unter Letsch
Letsch übernahm den VfL nach sechs Niederlagen unter Thomas Reis und einem Punkt unter Interimstrainer Heiko Butscher. Von acht Ligaspielen unter Letsch hat die Mannschaft vier gewonnen, hat zwölf Punkte geholt. „Ein Deal, den bei meinem Amtsantritt wohl jeder angenommen hätte“, bilanzierte er zufrieden, zumal der VfL auch im Pokal das Achtelfinale erreicht hat – und sich auf Dortmund freut.
Dabei hat Letsch, der bemüht ist, alle mitzunehmen, personell wenig geändert. Er setzt auf einen klaren Stamm, auf langjährige Führungsspieler. Auf Torwart Manuel Riemann, die Außenverteidiger Danilo Soares und Cristian Gamboa, Kapitän Anthony Losilla, Angreifer Simon Zoller. Hinzugekommen sind die auch schon unter Reis gesetzten Kevin Stöger als Kreativer und Philipp Hofmann als Stoßstürmer.
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Letsch hat einen Ruf, der ihm vorauseilte, widerlegt: Dass er stur an seinen Kernideen festhält, an einer Dreierkette etwa oder dem Fokus auf die Jugend. Er hat sich dem Kader des VfL angepasst. Und umgekehrt. „Mit Erfolgserlebnissen steigt das Selbstvertrauen“, erklärte Zoller den Aufschwung. „Wir investieren viel. Der Trainer ist immer der Erste, der kommt, und der Letzte, der geht. Wir brauchen eine führende Hand, die gibt er uns.“
Antwi-Adjei blüht beim VfL Bochum auf
Die Startelf von Augsburg war mit 31,4 Jahren die älteste in der Vereinsgeschichte des VfL und die zweitälteste in der Liga-Historie. Der aufblühende Torschütze Christopher Antwi-Adjei war mit 28 Jahren Bochums Jüngster. Letsch setzte in einer Partie auf niedrigem spielerischen Niveau auf intensive Zweikämpfe, Geschlossenheit, lange Bälle, zweite Bälle.
Der wichtigste Unterschied zu den meisten Auswärtspartien: Der VfL blieb defensiv ohne grobe Patzer. Der seit sieben Partien sieglose FCA kam erst in einer wilden Schlussphase zu Torgefahr aus dem Spiel heraus. Bochum indes vergab einige Topchancen.
Antwi-Adjei traf den Pfosten und verstolperte einen Steck-Pass von Stöger, Zollers Schuss ging knapp vorbei. Antwi-Adjei gelang nach feinem Chip-Pass von Konstantinos Stafylidis das überfällige 1:0 (58.). Augsburg vergab die Wende, als nach einem fragwürdigen Handelfmeter, verursacht von Zoller, Mergim Berisha vom Punkt das Tor nicht traf (61.).
„Ohne etwas Glück“, sagte Letsch, „geht nichts.“ Das aber, lobte Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian, „hat sich die Mannschaft absolut verdient. Wir hätten zur Pause führen müssen. Wir haben brutal gut gekämpft, alles wegverteidigt. Das braucht es, um hier zu gewinnen und am Ende auch die Klasse zu halten.“