Bochum. Der VfL Bochum kann Standards. Defensiv wie offensiv. Er hat zwei Spezialisten, mehrere Varianten. Das ist auch ein Verdienst der Co-Trainer.

Der VfL Bochum hat jetzt elf Tore erzielt in elf Partien – nur Schalke traf genau so selten. Doch es ging aufwärts beim VfL zuletzt, im heimischen Ruhrstadion zumindest. Auffallend: Bochum schlug zuletzt gerne nach Standards zu.

Alle drei Treffer gegen Eintracht Frankfurt (3:0) fielen nach Standards (Ecke, Freistoß, Einwurf), gegen Union das 1:0 (Ecke). Hinzu kommen in den letzten vier Partien die herausgespielten Treffer in Stuttgart (1:4) und in Elversberg zum 1:0 sowie das perfekt kombinierte One-Touch-Tor gegen Berlin zum 2:0

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Heinemann und Greiber studieren die defensiven Standards ein

Auf der Gegenseite kassierte der VfL in diesen vier Partien nur einen Treffer direkt nach einem Standard, das zum 1:4 in Stuttgart. Beiderseits gute Quoten – auch dank der Co- und Torwart-Trainer. Für die defensiven Standards sind mit Co-Trainer Frank Heinemann und Torwart-Trainer Peter Greiber zwei langjährige Bochumer zuständig, erklärte der noch recht neue Cheftrainer Thomas Letsch am Donnerstag bei der Spieltags-Pressekonferenz. Und ist zufrieden mit dem Ergebnis.

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Jan Fießer ist für die offensiven Standards zuständig

Für die Offensive ist der gemeinsam mit Letsch von Vitesse Arnheim gekommene Co-Trainer Jan Fießer zuständig. Zuvor hatte Markus Gellhaus, der am Donnerstag gemeinsam mit dem neuen Schalker Cheftrainer Thomas Reis seine erste Einheit als Co-Trainer bei den Königsblauen mitmachte, diese Aufgabe übernommen. „Standards können Spiele entscheiden. Die Arbeit trägt Früchte“, sagte Letsch erfreut.

Kopfballstark in der Defensive, aber auch bei eigenen Standards: Ivan Ordets beim Heimsieg gegen Union Berlin. Der Ukrainer meldete sich am Donnerstag gesund im Training zurück.
Kopfballstark in der Defensive, aber auch bei eigenen Standards: Ivan Ordets beim Heimsieg gegen Union Berlin. Der Ukrainer meldete sich am Donnerstag gesund im Training zurück. © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

Auffallend etwa beim 2:1-Coup gegen Spitzenreiter Union: Während Innenverteidiger Ivan Ordets wie gehabt seine Kopfballstärke, Größe und Wucht auch im Strafraum des Gegners einbringen soll, sicherte ihn im zentralen Halbfeld ein Tempospieler – Jordi Osei-Tutu – nach hinten ab. Und: Der VfL ist bei Standards nicht so leicht ausrechenbar, kann je nach Gegner und Situation mehrere gefährliche Optionen ausspielen.

Mehrere Spezialisten, mehrere Varianten

Gegen Berlin zeigte Bochum mehrere Varianten, zudem hat der VfL zwei Spezialisten: Philipp Förster und Kevin Stöger. So spielte Förster eine Ecke kurz auf Stöger, der sie scharf in den Fünfmeterraum brachte. Vor dem 1:0 von Philipp Hofmann brachte Förster die Ecke direkt auf den Kopf des wuchtigen Stoßstürmers, der ja auch in anderen Zonen gefühlt alle Kopfbälle gewinnt, ob am Luft oder auch am Boden. Gegen Berlin köpfte Hofmann den Ball fast aus dem Stand ins lange Eck. Gegen Frankfurt wuchtete er den höher getretenen Ball aus der Luft ins Netz.

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Mit Förster, Stöger und Hofmann ist definitiv auch in Wolfsburg zu rechnen. Zuletzt wechselte Letsch immer nur einmal in der Startelf. Er setzt auf einen Stamm, der sich immer besser aufeinander einspielen soll. Dazu gehört im Zentrum auch Sechser Anthony Losilla.

Ordets ist wieder fit und soll in Wolfsburg beginnen

In der Viererkette muss Letsch nach Stand vom Donnerstag nur eine Position neu besetzen. Erhan Masovic fällt „leider“ aus, so Letsch, „er hat es zuletzt gut gemacht“. Der serbische Nationalspieler laboriert an muskulären Problemen, seine Rückkehr ist noch offen. Für ihn spielt Dominique Heintz, Tim Oermann oder – eher unwahrscheinlich – Vasileios Lampropoulos.

Außen liefen Cristian Gamboa und Danilo Soares nach schwacher Leistung in Stuttgart gegen Union wieder zur Klassenerhalts-Form auf. Innen kann Ivan Ordets weitere Spielpraxis sammeln. Der Ukrainer steigert sich sichtbar von Woche zu Woche, die Abstimmungsprobleme mit seinen neuen Kollegen um Torwart Manuel Riemann werden weniger. Am Limit ist er aber sicherlich noch nicht, wie man etwa bei seiner Grätsche gegen Janik Haberer sah, als er mit etwas Glück nur die Gelbe Karte sah. Das richtige Timing ist bei Spielern, die nicht sonderlich schnell sind, besonders wichtig, und es ist auch eine Frage der Spielpraxis.

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Am Mittwoch fehlte Ordets wie berichtet wegen Erkältungssymptomen, so Letsch, aber am Donnerstag konnte er wieder komplett mittrainieren. „Er ist fit, einem Einsatz stünde nichts im Wege“, so der Trainer.

Holtmann könnte in die Startelf zurückkehren – Zoller ist mindestens im Kader

Denkbar ist ein zweiter Wechsel, dieser dann freiwillig sozusagen. Und zwar auf dem Flügel. Christopher Antwi-Adjei hat nach viel Schwung nach Einwechslungen zuletzt auch zweimal in der Startelf überzeugt und dürfte ebenso wieder beginnen wie Hofmann in der offensiven Mitte. Jordi Osei-Tutu könnte ebenfalls loslegen – oder Gerrit Holtmann, der ja laut Letsch „eigentlich immer in die erste Elf“ gehört und nach seiner Einwechslung gegen Union mit seinem ersten Saisontor auch etwas fürs eigene Selbstvertrauen tat.

Eine weitere Alternative ist Simon Zoller, der nach einwöchiger Pause als der Mann mit viel Gefühl für den Raum und das Tor (drei Saisontreffer), aber weniger Tempo „sehr gut trainiert“ habe, so Letsch. „Simon ist immer eine Alternative. Ob in Wolfsburg von Beginn an oder in der zweiten Sturmreihe, kann ich natürlich nicht verraten.“

Nach der ersten kommt die zweite Sturmreihe

Zweite Sturmreihe? Von einem Journalisten und bekennenden Eishockey-Fan mit diesem Bild konfrontiert, nahm Letsch das gerne auf. Denn gegen Frankfurt wie Berlin überzeugten ja auch die eingewechselten Spieler in vorderster Front. Letsch hält am 4-3-3-System fest, „an der Struktur müssen wir im Moment nichts ändern“. Letsch will sehen, dass sich die „erste Sturmreihe“ total verausgabt und die „zweite Sturmreihe“ dann frischen Wind reinbringt. Vielleicht auch schon nach einer Stunde wie gegen Berlin und nicht erst in den letzten Minuten.

„Wahrscheinlich wird auch in Wolfsburg eine Reihe anfangen und eine andere das Spiel beenden“, sagte Letsch und ist froh über einige Alternativen. Wie auch Silvere Ganvoula, der bereits nach gut einer Stunde für Hofmann kam und in einem Pflichtspiel selten so spielstark, lauf- und einsatzfreudig war in den letzten zwei Jahren wie am vergangenen Sonntag.

Takuma Asano: Vielleicht noch vor der WM wieder am Ball

Bis zur WM-Pause kann Letsch vielleicht sogar noch einen in Normalform eigentlich unverzichtbaren Außenangreifer mehr einsetzen, wobei es für ein Pflichtspiel eng werden dürfte. Zwei Wochen läuft die Bundesliga ja nur noch. Der VfL hat noch vier Partien zu absolvieren in Wolfsburg und in Dortmund, gegen Borussia Mönchengladbach und in Augsburg. Takuma Asano, der sich Mitte September beim 1:3 auf Schalke einen Innenbandriss im Knie zugezogen hatte, jedenfalls sei auf einem guten Weg. „Wir hoffen, dass wir ihn vor der WM-Pause noch sehen“, sagte Letsch. Dann könnte es der Japaner auch zum Aufgebot der japanischen Nationalmannschaft bei der WM in Katar zählen.