Bochum. VfL-Bochum-Trainer Letsch denkt über Änderungen beim Spiel gegen Tabellenführer Union Berlin nach. Heintz und Stafylidis sind Kandidaten.
„Die Basis muss immer sein, zu Null zu spielen.“ VfL Bochums Trainer Thomas Letsch ist seit zwei Auswärtsniederlagen mit acht Gegentoren, einem Zu-Null-Heimsieg gegen Frankfurt (3:0) und einem Zu-Null-Pokalsieg in Elversberg (1:0) guter Dinge, dass sein Team gegen Spitzenreiter Union Berlin am Sonntag im noch nicht ausverkauften Ruhrstadion (15.30 Uhr/DAZN) bestehen kann.
Der Gegner ist ein Paradebeispiel dafür, wie man die Zu-Null-Vorgabe umsetzt. Weil dort „jeder weiß, was er zu tun hat“, wie Letsch den Gast lobt. Berlin hat in zehn Liga-Spielen erst sechs Tore kassiert (Bochum: 27) und die letzten fünf Pflichtspiele allesamt zu Null gewonnen in der Bundesliga (Stuttgart 1:0, Dortmund 2:0), in der Europa-League (zweimal Malmö 1:0), zuletzt im DFB-Pokal am Dienstag gegen Heidenheim (2:0). Berlin ist defensiv enorm präsent und stark im Umschaltspiel.
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Bochum-Trainer Letsch: Das sind die Stärken von Union Berlin
Man benötige Lösungen gegen die Stärken des Gegners, müsse aber auch sein eigenes Spiel durchziehen, meint Letsch. „Wir brauchen die richtige Mischung, die zum Gegner passt und zu uns selbst“, sagt er unkonkret auf die Frage, ob der VfL gegen die Berliner, die mit Ball schwächer sind als gegen den Ball, tiefer agieren würde als gemeinhin gewollt. Berlin den Ball zu überlassen und selbst auf Konter zu setzen – denkbar wäre es.
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Berlin spiele jedenfalls „schnörkellos. Sie machen nichts Kompliziertes, gehen nach langen Bällen auf den zweiten Ball und haben mit ihren zwei Stürmern viel Wucht. Da müssen wir kompakt sein“, deutet Letsch eine zunächst defensivere Gangart an. Klar sei, „dass wir wohl nicht viele Chancen bekommen. Die müssen wir nutzen, müssen die Gier haben und Effektivität zeigen.“
Becker und Jordan haben genauso oft getroffen wie der gesamte VfL bisher
Anders als bisher: Kein Team der Liga benötigt im Schnitt so viele Abschlüsse für einen Treffer wie der VfL Bochum. Dagegen hat die starke Doppelspitze der im 3-5-2 formierten Berliner, Sheraldo Becker (6 Tore/4 Torvorlagen) und der für sechs Millionen Euro von Young Boys Bern verpflichtete Jordan Siebatcheu (3/3), so viele Tore erzielt wie Bochum insgesamt in den zehn Partien. Hinter dem Einsatz von Siebatcheu stand nach einem Pferdekuss noch ein Fragezeichen, aber „es sieht gut aus“, meinte Trainer Urs Fischer am Freitag. Er hat ansonsten die volle Auswahl.
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Wie die „richtige Mischung“ des VfL personell aussehen wird, ist offen. Es könnte Änderungen geben, so Letsch, gerade wegen der Belastung samt Reisen nach den Spielen in Stuttgart am Samstag und in Elversberg am Dienstag. Auch am Freitag hätten einige Spieler noch den nebeligen Kampf-Pokalabend auf tiefem Rasen „in den Knochen“ gehabt, meinte Letsch. Sie hätten das Training etwas müde wirkend begonnen. „Das ist aber normal. Das wird Samstag weg und am Sonntag kein Thema mehr sein“, so Letsch.
Stafylidis ist mindestens im Kader – Zuletzt setzte Letsch auf einen klaren Stamm
Zu „100 Prozent“ wieder am Ball ist Konstantinos Stafylidis nach seiner Corona-Erkrankung. Der Grieche wird mindestens in den Kader, vielleicht sogar in die Startelf rücken. Ein weiterer Kandidat ist Patrick Osterhage, der für Kevin Stöger oder, wahrscheinlicher, Philipp Förster ins Team kommen könnte.
In den letzten drei Partien rotierte Letsch aber nur minimal: Stöger, der das Frankfurt-Spiel erkrankt verpasst hatte, ersetzte dann Osterhage. Antwi-Adjei rückte in Elversberg für den verletzten Zoller ins Team. Ansonsten setzte Letsch in allen drei Partien auf die gleichen Start-Spieler.
In der Defensive drängt sich nun aber Dominique Heintz auf. Der 29-Jährige spielte von Januar bis Mai für Union Berlin, kam bei den Köpenickern auf acht Einsätze. Der VfL lieh den gestandenen Bundesliga-Mann, der lange in Freiburg aktiv war, in dieser Saison aus.
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Letsch: Heintz geht als Kommunikator und Organisator voran
Heintz könnte als linker Innenverteidiger der Viererkette (für Ivan Ordets) oder als Linksverteidiger einer Dreierkette agieren. Nach seiner Verletzungspause mit sechs verpassten Partien wurde der Linksfuß in Elversberg nach 64 Minuten eingewechselt. „Ich habe wegen des Nebels nicht viel gesehen, aber er war sofort präsent“, meinte Letsch, der in Elversberg mit Heintz auf eine Dreierkette umgestellt hatte.
An Heintz schätze er neben seiner Erfahrung vor allem, dass er „viel kommuniziert. Er ist laut auf dem Platz, er organisiert. Er ist wieder zu 100 Prozent fit und eine Alternative“, so der Trainer. Der VfL Bochum ist bekanntlich eine eher leise Mannschaft, wie nicht nur Letsch-Vorgänger Thomas Reis oft genug erklärt hat. Im Training und im Spiel hört(e) man mitunter ja nur Manuel Riemann.
Letsch: „Kommunikation ist für mich extrem wichtig. Beim VfL ist es okay, aber es gibt Luft nach oben.“ Wohl bei keiner Mannschaft der Welt wäre er mit der Kommunikation rundum zufrieden. „Gerade, wenn der Gegner den Ball hat, ist es enorm wichtig, sich gegenseitig zu helfen, zu kommunizieren.“
Torwart Esser kehrt wohl in den Kader zurück
Neben Stafylidis kehrt „im Normalfall“, so Letsch, auch Torwart Michael Esser wieder in den Kader zurück nach überstandenen muskulären Problemen. Simon Zoller und Jacek Goralski sollen Anfang kommender Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen und könnten beim Auswärtsspiel in Wolfsburg eine Option sein.
Teams und Fakten: So könnten sie spielen
VfL Bochum: Riemann - Gamboa, Masovic, Heintz, Soares - Losilla - Stöger, Osterhage - Antwi-Adjei, Hofmann, Holtmann.
Reserve: Esser (Johansson), Ordets, J. Horn, Janko, Lampropoulos, Oermann, Stafylidis, Förster, Osei-Tutu, Bonga, Ganvoula
Es fehlen: Asano (Innenbandanriss), Grave (Schulter-OP), Zoller (muskuläre Probleme), Goralski (muskuläre Probleme). Lys Mousset trainiert weiterhin individuell.
Union Berlin: Rönnow - Baumgartl, Knoche, Diogo Leite - Trimmel, Khedira, Ryerson - Schäfer, Haberer - Jordan, Becker
Alternativen: Busk, Grill, Doekhi, Gießelmann, Jaeckel, Haraguchi, Pantovic, Seguin, Skarke, Thorsby, K. Behrens, Leweling, Michel.
Es fehlen: Ein Fragezeichen stand noch hinter Jordan Siebatcheu (nach Pferdekuss). Für ihn könnte dann Behrens angreifen. Im Pokal übernahm Michel die zweite Spitze.