Bochum. Die Ultras Bochum fordern dazu auf, das Team weiter zu unterstützen und äußern deutliche Kritik an Hans-Peter Villis und auch Ex-Trainer Reis.
Der VfL Bochum steht nach einem historisch schlechten Start im Keller der Fußball-Bundesliga, fährt als Tabellen-Schlusslicht zum Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart (Sa., 15.30 Uhr/Sky). Die Stimmung im Ruhrstadion war bislang trotzdem immer positiv, auch bei Niederlagen unterstützten die Fans Mannschaft und Trainer – Pfiffe oder Unmutsbekundungen gab es bislang kaum. Das soll auch so bleiben, wenn es nach den „Ultras Bochum 1999“ geht: In einem offenen Brief wendet sich die Ultra-Gruppe an die Fans des VfL, fordert Unterstützung für die Mannschaft ein, äußert gleichzeitig aber deutliche Kritik an der Entwicklung des Vereins.
Dort heißt es: „Entzieht der Mannschaft nicht die Unterstützung für Fehler, die auf anderer Ebene begangen werden“. Diese habe allerhöchste Priorität. In dem fünfseitigen Statement legen „Ultras Bochum“ darüberhinaus ausführlich ihre Sichtweise auf die Arbeit der Vereinsführung seit dem Ende der vergangenen Saison dar und blicken auf die Mitgliederversammlung voraus, die am 15. November im Ruhr-Congress stattfinden soll und auf der der Vereinsvorsitzende Hans-Peter Villis wiedergewählt werden möchte.
VfL Bochum: Die Euphorie der ersten Bundesliga-Saison ist längst verpufft
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„Im Erfolg wurden die größten Fehler gemacht und die Euphorie aus der letzten Saison hat man völlig verpuffen lassen (...). Dabei zeigte man stets ein sehr unglückliches Händchen in der Kommunikation und kam dem Versprechen nach mehr Transparenz durch Hans-Peter Villis bisher nie nach.“ Die Ultras kritisieren Villis sowohl für seinen Umgang mit der Kündigung von Ex-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz im Frühsommer als auch sein Auftreten im Zusammenhang mit der Entlassung von Ex-Trainer Thomas Reis.
Ausdrücklich nicht fordern die Ultras die Nicht-Entlastung oder gar einen Rücktritt des Präsidiums: „Wir wollen keine Köpfe fordern, ohne eine feste Alternative in der Hinterhand zu haben.“ Allerdings: Das Präsidium sei aktuell „eindeutig“ „nicht optimal“ besetzt, heißt es.
Das Präsidium, vor allem Villis, habe in den vergangenen Jahren mehrfach für „massives Chaos“ im Verein und der Außendarstellung gesorgt. Konsequenz ist die Forderung: „Die Findungskommission sollte nach Gegenkandidaten für die Präsidiumswahl bei der kommenden JHV suchen und diese den Mitgliedern vorschlagen.“
VfL Bochum: Ultra-Gruppe schlägt keinen eigenen Gegenkandidaten vor
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Einen eigenen Kandidaten schlägt die Gruppe zumindest nicht öffentlich vor. Bei Bochums Bundesliga-Konkurrenten Hertha BSC und Schalke 04 hatten die Mitglieder in den vergangenen Jahren einige Posten in der Vereinsführung mit Menschen besetzt, die direkt aus der aktiven Fanszene des jeweiligen Klubs kommen oder dieser zumindest nahestehen.
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Eindeutige Unterstützung äußert die Ultra-Gruppe dagegen für die Arbeit der beiden aktuellen Geschäftsführer: Patrick Fabian, der erst Anfang September sein Amt als Geschäftsführer Sport angetreten hatte, sei für die aktuelle Lage nicht verantwortlich zu machen. Den Finanz-Geschäftsführer Ilja Kaenzig schätze man für seine Professionalität sowie für seine Haltung bei der Investorensuche sowie sein offenes Ohr für die Fanszene.
Ultras kritisieren: Schindzielorz hätte sofort gehen sollen
Das „Verpuffen“ der Euphorie nach der tollen ersten Bundesliga-Saison wird aber vor allem Villis angelastet sowie den ehemals sportlich Verantwortlichen Thomas Reis und Schindzielorz, die beide nicht mehr für den Verein arbeiten.
Villis wird intransparente Kommunikation rund um (die Gerüchte zu) Schindzielorz’ Abschied vorgeworfen, vor allem aber die Entscheidung, den damaligen Geschäftsführer Sport weiterarbeiten zu lassen: „Schindzielorz hätte niemals die vergangene Transferperiode planen dürfen!“
Rund um den Trainerwechsel werfen die Fans Villis ebenfalls schlechte Kommunikation vor, sowie Selbstinszenierung bei der Vorstellung des neuen Trainers: Bei der Pressekonferenz zur Entlassung von Reis saß Schindzielorz-Nachfolger Patrick Fabian alleine ohne Vertreter des Präsidiums auf dem Podium, bei der PK zur Verpflichtung von Thomas Letsch dagegen war Villis dabei – „aufdringlich“ sei das gewesen.
VfL-Ultras: Reis hat sein Andenken „beschmutzt“
Die Entscheidung dagegen, Aufstiegs- und Klassenerhalts-Trainer Reis zu entlassen, wird nicht kritisiert: „Thomas Reis gebührt für seine Arbeit in den letzten Jahren großer Dank, allerdings hat er dem Verein durch seine wiederholten Lügen mehrfach geschadet und große Unruhe aufkommen lassen“, heißt es im Schreiben der Ultras, der Trainer habe sein Andenken selbst „beschmutzt“.
Inzwischen wird Reis, der schon im Sommer mit dem FC Schalke 04 Gespräche führte, beim Reviernachbarn als Nachfolger von Frank Kramer gehandelt, sollte der ebenfalls abstiegsbedrohte S04 sich für einen erneuten Trainerwechsel entscheiden.
Das Statement der Ultras Bochum in voller Länge:
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