Gelsenkirchen. Schalke-Trainer Frank Kramer steht gewaltig unter Druck: Im Bundesligaspiel gegen Hoffenheim fordert Sportdirektor Rouven Schröder eine Reaktion.
Äußerlich lässt sich Frank Kramer nichts anmerken. Am Tag vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim an diesem Freitag (20.30 Uhr/DAZN) bemüht sich der Trainer von Schalke 04 um Lockerheit und gute Laune. Gleich mehrfach lacht er im Gespräch mit den Medienvertretern. Der Coach macht gute Miene zum bösen Spiel. Denn klar ist: Auf Kramer lastet ein riesiger Druck.
Schalke: Ansage der Klubführung nach 0:4-Debakel
Sollte Schalke nach zuletzt drei schmerzhaften Niederlagen auch gegen die Kraichgauer verlieren, wird das Kapitel Frank Kramer als Trainer in Gelsenkirchen wohl Geschichte sein. Deutlich war die Ansage der sportlichen Führung nach der Nicht-Leistung beim 0:4 in Leverkusen. Der Trainer und die Mannschaft seien gefordert, hieß es.
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Die Partie gegen die TSG dürfte für Kramer ein Endspiel um seinen Job sein. Noch will er von diesen Spekulationen nichts wissen. „Das ist nicht mein Thema, diese Diskussionen sind vor dem Spiel nicht zielführend“, sagte er und verweist darauf, dass im Boulevard schon vor Schalkes Heimspiel gegen den VfL Bochum von einem „Entlassico“ geschrieben wurde – zu dem Zeitpunkt war beim Revier-Nachbarn noch Thomas Reis in Amt und Würden, sein Job aber genauso gefährdet wie der von Kramer. Statt entlassen zu werden, durfte sich Letztgenannter vor rund einem Monat aber über ein Schalker 3:1, den bisher einzigen Saisonsieg, freuen.
Spekulationen über den Ex-Bochumer Thomas Reis
Zweifelsohne ist die Situation für den Franken unangenehm – auch, weil im Hintergrund schon über seine Nachfolge spekuliert wird. Besagter Ex-Bochumer Thomas Reis wird häufig als Alternative genannt. Schon im Sommer gab es einen Austausch zwischen Reis und Schalkes Verantwortlichen. Dass Kramer diese üblichen Gerüchte nicht kaltlassen, ist verständlich. „Ich bin ja ein Mensch“, sagt er, „klar, dass ich das spüre.“ Am erklärten Vorhaben, mit Schalke 04 den Klassenerhalt zu erreichen, ändere dies jedoch nichts.
Dass die Königsblauen dieses Ziel mit Kramer aber tatsächlich erreichen können, daran gibt es immer mehr Zweifel. Auch bei den Aussagen von Sportdirektor Rouven Schröder kann man zwischen den Zeilen lesen, dass die Luft für den Trainer dünn geworden ist. Als Schröder gefragt wird, ob er bereits mit anderen Trainern in Kontakt stünde, weicht er aus und erklärt: „Wir haben ja schon von einigen Trainern gelesen, mit denen wir angeblich in Kontakt stehen sollen. Ich bin da ein begeisterter Leser. Wir beschäftigen uns nur mit dem Hier und Jetzt.“ Auf ein klares Dementi verzichtet der Sportdirektor.
Systemwechsel steht auf Schalke bevor
Stattdessen betont Schröder, wie sehr ihn der Schalker Auftritt in Leverkusen ärgerte. „Man kann verlieren, aber es zählt auch die Haltung, die Art und Weise. Das war nicht Schalke 04 – das haben wir intern ganz klar angesprochen.“ Der Sportdirektor fordert von der Mannschaft, dass sie schon an diesem Freitag gegen Hoffenheim ein „ganz anderes Gesicht“ zeigt.
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Weil im Schalker Spiel zuletzt kaum etwas funktionierte, dürfte es gegen die TSG einige Änderungen geben. Schon in der zweiten Halbzeit in Leverkusen stellte Frank Kramer auf ein 3-5-2-System mit drei Innenverteidigern um – zum ersten Mal war der Trainer da von seiner favorisierten taktischen Variante mit vier Verteidigern abgewichen. Weil unter der Woche auch im Training diese Spielweise intensiv eingeübt wurde, deutet alles darauf hin, dass die Hausherren gegen offensivstarke Hoffenheimer in ebendieser Formation starten. „Das ist für uns eine Möglichkeit“, sagt Kramer. Von der zuletzt sehr wackligen Defensive (21 Gegentore in neun Spielen) verspricht er sich in der Folge mehr Stabilität. Wichtiger als die Formation sei dem 50-Jährigen allerdings, dass seine Spieler sich zeigen, den Ball haben wollen und mutig spielen.
Schalke-Trainer Kramer erwägt personelle Veränderungen
Das dürfte auch mit einigen personellen Veränderungen einhergehen. „Natürlich müssen wir darüber nachdenken“, erklärt Kramer. Stürmer Sebastian Polter etwa hat seine Startelf-Chancen zuletzt nicht genutzt. Gut möglich, dass sich stattdessen Florent Mollet oder Kenan Karaman in der Anfangsformation beweisen dürfen. In die Karten lässt Kramer aber nicht schauen. Wohl auch, weil er die Hoffenheimer samt dem ehemaligen S04-Trainer André Breitenreiter mit der einen oder anderen Personalie überraschen will.
Mit Blick auf die zuletzt schwachen Leistungen käme auch unerwartet, wenn die Schalker gegen Hoffenheim tatsächlich gewinnen würden. Die Hoffnung auf diesen Coup hat Frank Kramer noch nicht verloren, denn er ist sicher: Seine Mannschaft kann es besser als zuletzt in Leverkusen.