Bochum. Interimstrainer Michael Wimmer soll mit Stuttgart gegen Bochum die Wende schaffen, dann ein neuer Mann her. Doch die Kader-Probleme nimmt er mit.

Als der VfB beim FC Bayern ein 2:2 holte, war die Stuttgarter Fußballwelt noch in Ordnung, während sich beim VfL Bochum nach dem 1:3 auf Schalke der Trainerwechsel anbahnte. Drei VfB-Niederlagen später – gegen Frankfurt, Wolfsburg und Union Berlin – trennten sich die Schwaben von Pellegrino Matarazzo nach zwei Jahren und neun Monaten.

Michael Wimmer (42), sein bisheriger Assistent, soll den VfB gegen Schlusslicht Bochum zum ersten Saisonsieg führen. Derweil läuft die Suche nach einem mehr oder minder hochkarätigen Nachfolger wie etwa Adi Hütter weiter. Es gebe „eine ganz klare Absprache“ mit Sportchef Sven Mislintat und dem Verein, „dass ich es mache, bis ein neuer Trainer da ist“, sagte Wimmer am Freitag: „Für mich zählt nur Bochum, alles andere interessiert mich nicht.“ Kandidaten wie Zsolt Löw und Domenico Tedesco sowie laut Sky nun auch Sebastian Hoeneß sollen bereits abgewunken haben.

Zweiter Einsatz für Wimmer nach dem 1:1 gegen Schalke 04

Für Wimmer ist es sein zweiter Einsatz in verantwortlicher Rolle in dieser Saison. Der Bayer war bereits im Heimspiel gegen den FC Schalke 04 (1:1) Anfang September für den damals gesperrten Matarazzo an der Seitenlinie eingesprungen. Wimmer kam im Sommer 2019 als Assistenztrainer nach Stuttgart, als der Chefcoach noch Tim Walter hieß, und blieb auch unter Matarazzo. Davor hatte er Erfahrungen unter anderem im Nachwuchsbereich des 1. FC Nürnberg und als Co-Trainer beim FC Augsburg gesammelt.

Ob er die Kurve kriegt? Kritik gibt es ja vor allem am Kader, verantwortlich zusammen gestellt vom selbst angezählten Sportdirektor Sven Mislintat, der lange und auch in schweren Zeiten Matarazzo Rückendeckung gegeben hatte.

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Kein adäquater Ersatz für Kalajdzic und Mangala

Bezeichnend: Stürmer Sasa Kalajdzic ist mit drei Assists weiterhin bester Torvorbereiter des VfB. Ende August wechselte der Stürmer in die englische Premier-League nach Wolverhampton. 18 Millionen Euro soll der Transfer in die VfB-Kassen gespült haben. Hinzu kommen 13 Millionen Euro für den Wechsel vom zentralen Mittelfeldmacher Oral Mangala nach Nottingham Forest. Für beide gab es bisher keinen adäquaten Ersatz. Auch Stuttgart muss sparen.

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Stuttgart fehlte bisher ein Mann, der im Mittelfeld die Fäden in die Hand nimmt, die Bälle verteilt - einen wie Philipp Förster in der Frankfurt-Form vielleicht, den man ja günstig (300.000 Euro plus Boni) an Bochum abgab. Stuttgart sucht nach einem Vollstrecker. Mittelstürmer Luca Pfeiffer (26/früher Darmstadt, zuletzt FC Midtjylland/Dänemark), mit fast drei Millionen Euro teuerster Neuzugang, kam bisher nur zu Kurzeinsätzen – ohne Torerfolg, ohne Torvorlage.

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Karazor und Guirassy fallen gesperrt aus beim VfB Stuttgart

Fast kein Team benötigt so viele Chancen für ein Tor wie der VfB, nur Bochum ist in dieser Statistik schwächer (Stuttgart 12,7 Torschüsse pro Treffer im Schnitt/VfL 13 laut kicker-Daten). Gegen den VfL Bochum fällt auch noch der bisher formstärkste Angreifer, Serhou Guirassy, gesperrt aus nach seiner Gelb-Roten Karte gegen Union. Ebenso wie der im defensiven Zentrum bisher gesetzte Atakan Karazor. Der 26-Jährige mit Bochumer Jugend-Vergangenheit ist nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt. Waldemar Anton indes ist wieder einsatzbereit.

Mindestens zwei Wechsel in der Startelf also muss Wimmer vornehmen. Ansonsten sieht er keinen Anlass, „krampfhaft irgendwas anders zu machen“ als Matarazzo: „Es ist nicht nötig, alles durcheinanderzuwerfen“, so Wimmer am Freitag. Zumal Matarazzos und seine Spielphilosophie sich „sehr, sehr ähnlich“ seien.

VfL Bochum: Stimmung beim VfB Stuttgart "gedrückt"

Die Spieler seien von Matarazzos Entlassung „emotional getroffen“, die Stimmung anfangs „gedrückt“ gewesen, berichtete Wimmer: „Die Mannschaft ist verunsichert.“ Daher habe er versucht, „eine gewisse Lockerheit reinzubringen“, unter anderem mit vielen Torabschlüssen im Training.