Leipzig. Der VfL Bochum zeigte beim Debüt von Thomas Letsch in Leipzig eine indiskutable Leistung. Kaum ein Spieler konnte überzeugen. Die Einzelkritik.

Der VfL Bochum bekam bei der Premiere von Trainer Thomas Letsch in Leipzig, bei der hochverdienten 0:4-Niederlage, kein Bein auf den Boden. Die neue Formation, ein 3-5-2-System mit viel Raumdeckung und ohne jeglichen Zugriff auf die Gegenspieler, funktionierte nicht einmal im Ansatz. Rund 20 Prozent Ballbesitz hatte der VfL im ersten Durchgang, war fast nur in der eigenen Hälfte und nicht einmal im RB-Strafraum. In 90 Minuten schaffte er einen Torschuss. Viel unterlegener kann man eigentlich nicht sein.

Nach drei Wechseln zur Pause lief es im zweiten Durchgang etwas besser, wobei Leipzig sein Spiel halt auch gemütlich herunterspielte.

Auch wenn das fehlgeschlagene Konzept auf die Kappe von Trainer Letsch geht, fallen die Noten für die Spieler entsprechend schlecht aus – nur wenige Bochumer entkamen einer 5 bis 5,5. Die Einzelkritik.

Manuel Riemann: Bei den Toren war er machtlos. Einmal irrte er im Strafraum umher, ansonsten war er aufmerksam, ohne zu den ganz großen Paraden gezwungen zu werden. Blieb erstaunlich ruhig bei all den Fehlern der Vorderleute und all der riesigen Löcher. Parierte stark gegen Werner, der sich gegen etwa fünf (!) Verteidiger durchgewuselt hatte. Mit gutem Willen „guckte“ Riemann auch Nkunkus zweiten Strafstoß an den Pfosten. Bester Bochumer. Note: 3

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Tim Oermann: In den ersten 20 Minuten war er komplett überfordert gegen Silva und Co. Vor dem 0:1 hätte er noch klären können. Ließ sich immer wieder abkochen, es fehlte die Konsequenz, die Härte im Zweikampf, das passende Stellungsspiel. Der 18-Jährige muss noch sehr viel lernen, um in der Bundesliga gegen einen Werner oder Silva bestehen zu können. Note: 5,5

Ivan Ordets: Der Ukrainer war der Boss der Dreierkette. Sein Tempoproblem war unübersehbar. Auch im Zweikampf mit erstaunlichen Schwächen, aber zumindest etwas besser als seine Neben- und die meisten Vorderleute. Note: 5

Jannes Horn (bis 45.): Gab sein Bundesliga-Debüt für den VfL Bochum als linker Verteidiger der Dreierkette. Ein System, das auch den erfahrenen Ex-Kölner überforderte gegen die technisch begabten Hochgeschwindigkeits-Fußballer von RBL. Kam auch vor seinem elfmeterreifen Foul an Nkunku viel zu spät. Sah Gelb, zur Pause ausgewechselt. Note 5,5

Danilo Soares (bis 35.): Der Brasilianer wuchtete den Ball zu Beginn an Simakans Körper. Sah etwas zu hart und sehr früh die Gelbe Karte, war dann Gelb-Rot-gefährdet nach einem weiteren Foul und wurde folgerichtig ausgewechselt. Note: 5,5

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Cristian Gamboa: Er kam zu spät gegen Werner, einmal, zweimal, dreimal. Patzte vor dem 0:1. Kam mit seiner neuen Rolle als Außenmann der Fünferkette oder wahlweise rechten Mittelfeldmann vor einer Dreierkette nicht zurecht. Verschuldete den Elfmeter, den Nkunku dann an den Pfosten setzte. Note: 5,5

Jacek Goralski (bis 46.): Der Pole ist für seine aggressive Spielart bekannt. Davon war nichts zu sehen. Er trabte zwischen dem eigenen Strafraum und der Mittellinie im Raum hin und her – komplett ohne Zugriff auf das Spiel mit Ball, komplett ohne Zugriff auf das Spiel gegen den Ball. Note: 5,5

Jacek Goralski erwischte einen rabenschwarzen Tag.
Jacek Goralski erwischte einen rabenschwarzen Tag. © firo

Anthony Losilla: Er dirigierte, er rannte, war bemühter als viele andere. Allerdings rannte er meist auch im gegnerlosen Raum herum, seltsamerweise war er manchmal sogar der erste Anläufer. Losilla war etwas besser als viele andere und rechtfertigte daher seine Aufstellung. Note: 4,5

Patrick Osterhage: Konnte als offensiver Mittelfeldmann keine Akzente setzen. Leistete sich viele unerklärbare Fehlpässe wie kurz vor der Pause, als dann Werner verzog. Besser im zweiten Durchgang auf der linken Mittelfeldseite, aber im Pass-Spiel weiterhin zu fehlerhaft. Note: 5

Gerrit Holtmann: Sollte mit Zoller die Doppelspitze bilden, ungewohnt für den Flügelstürmer. War fast nur in der eigenen Hälfte in der ersten Halbzeit. Fand offensiv nicht statt, was natürlich auch an seinen Mitspielern lag. In der zweiten Halbzeit, auch dank Stögers Hereinnahme, präsenter, setzte den einen oder anderen Akzent. Holtmann gab auch Bochums ersten und einzigen (!) Torschuss in Minute 69 (!) ab. Note: 4

Simon Zoller (bis 46.): Bochum stand viel zu tief im ersten Durchgang, also in der eigenen Hälfte. Nichts für Zoller, der wie seine Kollegen keinen Zugriff fand. Note: 5,5

Erhan Masovic (ab 36.): Kam für Soares, spielte dann in der zweiten Halbzeit den linken Verteidiger der Dreierkette für Horn. War zumindest etwas stärker als Horn. Note: 4,5

Philipp Hofmann (ab 46.): Er mühte sich, war präsenter als Zoller wie der gesamte VfL in der zweiten Halbzeit. Letztlich aber auch auf verlorenem Posten. Note: 4,5

Christopher Antwi-Adjei (ab 46.): In den ersten Minuten nach der Pause wurde der VfL, nun im 3-4-3 mit Antwi-Adjei auf dem rechten Flügel, etwas mutiger, kam zumindest mal in Leipzigs Hälfte. Auch dank Antwi-Adjei, der dann aber wieder ziemlich abtauchte. Note: 4,5

Kevin Stöger (ab 46.): Saß überraschend nur auf der Bank zu Beginn. Wurde nach desaströser erster Halbzeit eingewechselt. Wenn es mal nach vorne ging, war Stöger beteiligt. So bediente er Holtmann beim einzigen VfL-Schuss aufs Leipziger Tor. Note: 4