Bochum. Thomas Letsch trifft in seinem ersten Spiel für den VfL Bochum auf Leipzig und Marco Rose. Zwei Trainer aus der Red-Bull-Schmiede treffen sich.
Irgendwo hat eine Freundschaft auch Grenzen. Zum Beispiel, wenn fünf Tage vor einer Bundesliga-Partie die Nummer des gegnerischen Trainers auf dem Handy aufleuchtet. „Wir haben eine Weile telefoniert, ohne aber groß über das Spiel zu sprechen“, sagt Thomas Letsch.
Es war ja auch gar nicht Marco Roses Intention, beim neuen Cheftrainer des VfL Bochum ein paar Informationen über das Duell mit dem von ihm betreuten RB Leipzig an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) einzuholen. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Taktiken bleiben geheim. „Er hat sich gefreut und mir zu dem Job gratuliert“, berichtet Letsch.
RB Leipzig gegen VfL Bochum: Rose und Letsch sind Freunde
Rose, 46 Jahre alt, und der 54-jährige Letsch kennen sich schon länger. 2013 übernahm Rose von Letsch die U16-Nachwuchsmannschaft von Red Bull Salzburg. Letsch rückte eine Altersklasse nach oben und war zudem Co-Trainer der Salzburger Profis unter dem früheren Bundesliga-Coach Roger Schmidt (55, Benfica Lissabon). Geblieben ist zwischen Rose und Letsch ein freundschaftliches Verhältnis.
Man könnte das Wiedersehen in der Bundesliga nun unter folgendem Blickwinkel sehen: Welch ein Zufall, dass sich zwei Trainer aus der Red-Bull-Schmiede in der Bundesliga wiedersehen. Oder man sagt eben: Die Wahrscheinlichkeit dafür lag nicht unbedingt im Promille-Bereich. Von 18 Trainern im deutschen Oberhaus haben neben Letsch fünf weitere eine Vergangenheit beim österreichischen Getränkehersteller, der inzwischen auch Fußball-Mannschaften vertreibt.
Oliver Glasner, 48 und Europa-League-Sieger mit Eintracht Frankfurt, war Roger Schmidts zweiter Assistent neben Letsch in Salzburg. Niko Kovac (50, VfL Wolfsburg) beendete seine Spieler-Laufbahn in Österreich und stieg dann als Jugendtrainer bei Red Bull ein. Der Mainzer Bo Svensson (43) war vorher Trainer des ebenfalls von Red Bull kontrollierten FC Liefering – ein Standort des Farm-Team-Netzwerkes. Und Schalkes Frank Kramer (50) betreute noch vor zwei Jahren die Salzburger U19. Die Liste lässt sich um weitere ehemalige Bundesliga-Trainer ergänzen: Jesse Marsch (48), Adi Hütter (52), Achim Beierlorzer (54) oder Sebastian Hoeneß (40).
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Sie alle gingen durch die Schule des Fußball-Vordenkers Ralf Rangnick, der für Red Bull in verschiedenen Positionen tätig war. Der heute 64 Jahre alte österreichische Nationaltrainer meinte schon 2019: „Offensichtlich ist es ein Qualitätsmerkmal für andere Vereine, wenn man bei uns zwei Jahre gearbeitet hat, sonst würden sich die anderen Klubs nicht so sehr um diese Trainer bemühen.“
Rangnick war es auch, der Letsch vor zehn Jahren nach Salzburg geholt hatte. „Wir haben zu dieser Zeit auch Dinge extrem übertrieben“, erinnert sich Letsch im Gespräch mit dieser Redaktion. „Es ging darum, einem ganzen Verein eine neue Philosophie zu implementieren.“ Genauer gesagt sogar dem ganzen Unternehmen. Denn auch der Fußball des Ausbildungsklubs Liefering und Red Bulls heutigem Vorzeige-Verein in Leipzig beruhte auf hohem, aggressivem Pressing und blitzschnellem Umschalten. Das ist hochprofessionell. Andererseits lässt sich so ein Farm-Team-System nur umsetzen, wenn man eine Menge Geld zur Verfügung hat und dafür die eine oder andere Regel austrickst.
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„Natürlich bin ich extrem von der Zeit geprägt“, sagt Letsch. „Der RB-Fußball von damals ist aber nicht mehr der von heute. Jeder hat seine eigenen Facetten, die er mit einfließen lässt. Ich habe mich seitdem weiterentwickelt.“
VfL Bochum: Thomas Letsch freut sich auf Marco Rose
So wie der gesamte Fußball. Spielt eine Mannschaft ein zu hohes Pressing, öffnet das auch Räume, die gegnerische Teams inzwischen viel besser zu nutzen wissen. Moderner Fußball ist nicht mehr entweder ein Pressing- oder Ballbesitz-Ansatz, sondern ein sowohl als auch. „Wir wollen Fußball spielen und haben auch eine Mannschaft, die das kann“, sagt Bochums Trainer vor seiner Pflichtspielpremiere heute in Leipzig bei Kumpel Rose. „Wir freuen uns, wenn wir uns am Samstag sehen“, so Letsch. „Ich hoffe nur, dass meine Laune nach dem Spiel besser sein wird als seine.“ Dann müsste Rose noch mal gratulieren.