Leipzig. Bitteres Debüt für Thomas Letsch: Der neue Trainer des VfL Bochum erlebte eine hochverdiente 0:4-Pleite seines Teams bei RB Leipzig.
Es war Spiel eins für Thomas Letsch, den neuen Cheftrainer des VfL Bochum. Mit seinem neuen Team durfte er gleich bei RB Leipzig antreten. Dass es in diesem Spiel für die Bochumer schwer werden würde, war klar. Sie hatten als Außenseiter -- weil Tabellenletzter – nur die kleine Hoffnung auf eine große Überraschung. Die aber blieb aus. RB Leipzig gewann gegen einen VfL Bochum, der sich wie ein Absteiger präsentierte, ohne Mühe mit 4:0 (2:0). Leipzig, das nun alle acht Spiele gegen Bochum gewonnen hat, hätte auch noch höher gewinnen können.
Leipzig und Bochum, das waren, sind und bleiben verschiedene Welten. Hier das Team, das für die ausgegebenen Ziele eindeutig zu wenig Punkte gesammelt hat, dort der VfL Bochum. Unterschiedlicher könnten die Voraussetzungen der beiden Vereine nicht sein. Bochum spielt bereits jetzt nur noch darum, irgendwie die Klasse zu halten. Leipzig will in jedem Fall wieder die Qualifikation für die Champions League, möglichst den nächsten Titel.
Letsch stellte die Mannschaft um
Letsch wusste um die Schwere der Aufgabe, als er in Bochum unterschrieb. Da wusste er auch, dass es gleich gegen Leipzig geht. In der Woche hatte er sich öffentlich zunächst nur auf Manuel Riemann als Torwart festgelegt. Bei der restlichen Aufstellung war mit Überraschungen zu rechnen. Die Frage beim neuen Besen und frischem Wind war nur, wie viele Änderungen beim Personal hält Letsch für vertretbar und sinnvoll.
Er sorgte dann gleich mal für einige Änderungen. Der VfL Bochum startete gegen Leipzig in einer 3-5-2-Formation mit einer Dreierkette. Jannes Horn, Ivan Ordets und Tim Oermann bildeten sie. Auf den Außenbahnen spielen links Danilo Soares und rechts Cristian Gamboa. Für die weiteren Positionen im Fünfer-Mittelfeld entschied sich Letsch für Jacek Goralski, Patrick Osterhage und Anthony Losilla. Die Doppelspitze bildeten Gerrit Holtmann und Simon Zoller.
Damit rückte Kevin Stöger das erste Mal in dieser Saison auf die Bank. Der offensive Mittelfeldspieler hatte in allen bisherigen sieben Bundesligapartien von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz gestanden.
Bochums Plan ging überhaupt nicht auf
Die Bochumer versuchten es sofort mit hohem Anlaufen. Die Idee war klar. Die Bochumer wollten damit die Leipziger möglichst weit vom eigenen Tor weghalten. Das aber klappte gar nicht. Leipzig hatte in den ersten 15 Minuten einen Ballbesitzanteil von mehr als 70 Prozent. Die Bochumer Dreierkette, in dieser Saison das erste Mal in dieser Konstellation und Formation auf dem Platz, strahlte keine Sicherheit aus.
Die Folge war eine frühe Chance für Leipzig zum 1:0. Nach sechs Minuten traf Timo Werner mit einem Linksschuss den Außenpfosten. Besser machte er es in Minute 15, da fiel das 1:0 für Leipzig. Oermann konnte einen Ball 25 Meter vor dem Tor nicht entscheidend klären, er rutschte zu Werner durch. Der Leipziger Stürmer, in der Nationalmannschaft zuletzt glücklos, ließ Riemann mit seinem Abschluss hoch ins Eck keine Chance. Es war sein 100. Tor für Leipzig und das bereits 21. Gegentor für Bochum in dieser Spielzeit.
Näher dran am Ball war Riemann nach 23 Minuten beim Schuss von Christopher Nkunku. Der Leipziger Mittelfeldspieler hatte sich den Ball allerdings am Elfmeterpunkt zurechtlegen dürfen. Horn hatte ihn zuvor elfmeterwürdig gefoult, sah dafür die Gelbe Karte. Nkunku verwandelte sicher zum 2:0.
Danilo Soares wandelte am Rande eines Platzverweises
Es lief danach weiter nicht gut für die Bochumer. Bereits nach etwas mehr als einer halben Stunde musste er wechseln. Soares hatte in der 19. Minute die erste Gelbe Karte des Spiels gesehen. Zehn Minuten später hätte Schiedsrichter Florian Badstübner ihn nach einem weiteren Foul auch mit Gelb-Rot vom Platz stellen können. Letsch musste reagieren. Er brachte nach 35 Minuten Erhan Masovic für Soares. Masovic rückte in die Innenverteidigung, Horn auf Außen.
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Offensiv fanden die Bochumer gar nicht statt. Weder Zoller noch Holtmann konnten sich in Szene setzen. Sie hatten allerdings auch das Problem, dass aus dem Mittelfeld mit drei eher defensiv denkenden Spielern keine Impulse kamen.
Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich wenig
Überdeutlich war im ersten Abschnitt zu sehen, dass da ein Team, das Champions League spielt, auf ein Team trifft, das befürchten muss, in der nächsten Saison wieder in der 2. Bundesliga antreten zu dürfen. Bochum blieb im gesamten ersten Abschnitt ohne Torschuss. Das beste an den ersten 45 Minuten aus Bochumer Sicht war noch, dass es nur 0:2 stand.
Die Leipziger haben, bis die WM-Pause beginnt, sechs Englische Wochen am Stück. 13 Pflichtspiele dürfen sie bestreiten. Sie waren dankbar, dass sie von Bochum nicht gefordert wurden.
Daran änderte sich auch nach dem Wechsel wenig. Letsch nahm da zwar gleich drei Wechsel vor, brachte Philipp Hofmann, Christopher Antwi-Adjei und auch Kevin Stöger für Horn, Zoller und Goralski. Leipzig behielt dennoch die Spielkontrolle, bestimmte das Tempo, hatte erneut durch Werner den ersten Abschluss. Sein Schuss von der Strafraumkante aber kullerte nur auf Riemann zu (50.).
Sein zweites Tor erzielte er wenig später dann doch. Erneut konnten die Bochumer Dominik Szoboszlai nicht stoppen. Er kam im Strafraum zum Abschluss, der Ball ging an den Pfosten, von da an Riemanns Rücken und schließlich zu Werner. Er schob den Ball aus kurzer Distanz zum 3:0 ins Tor (53.).
Das 4:0 hätte nach 63 Minuten erneut Nkunku machen können. Erneut stand er am Elfmeterpunkt. Diesmal hatte Gamboa Willi Orban gefoult. Diesmal verlud Nkunku Riemann, setzte den Ball aber an den Außenpfosten.
Erster Bochumer Torschuss nach 69 Minuten
Immerhin gab es nach 69 Minuten einen Torschuss der Bochumer. Stöger flankte diagonal auf Holtmann, der aber zu zentral auf Torwart Peter Gulacsi zielte. Auf der Gegenseite verhinderte Riemann mit einer Fußabwehr Werners drittes Tor (70.).
Leipzig war da längst im Schon-Modus angekommen. Leipzigs Trainer Marco Rose nahm Szoboszlai, Schlager und Halstenberg herunter, brachte mit Emil Forsberg, David Raum und Amadou Haidara drei Nationalspieler, die auch gerne länger gespielt hätten. Auch das machte den Klassenunterschied in diesem Spiel deutlich.
Nkunku, in der französischen Nationalmannschaft in der Nations League nur zu Kurzeinsätzen gekommen, durfte dagegen durchspielen. Er dankte es Rose mit seinem zweiten Tor, dem Tor zum 4:0 (85.).