Bochum. Zwölf Spieler sind zum Kader des VfL Bochum gestoßen im Sommer. Bisher überzeugte nur Stöger. Wer spielt unter Trainer Letsch? Eine Einschätzung.
Viel Engagement, einige neue Ideen und taktische Varianten: VfL Bochums neuer Trainer Thomas Letsch (54) setzt bei seiner Premiere bei RB Leipzig am Samstag (15.30 Uhr/Sky) auf einen erfolgreichen Start mit vermutlich einigen personellen Änderungen. „Ich hoffe, dass meine Laune nach dem Spiel besser sein wird als die von Marco“, sagte er am Donnerstag. Mit Marco Rose, auch erst seit zwei Bundesliga-Spielen Trainer von RBL, verbindet ihn aus gemeinsamen Salzburger Zeiten eine Freundschaft.
Von Mittwoch bis Freitag durften keine Fans oder Medienvertreter das Training des VfL Bochum beobachten, das von Leipzig übrigens auch nur an einem der letzten vier Tage. Es ist also völlig offen, wem Letsch in welcher Formation das Vertrauen schenkt bei seiner Premiere. Insbesondere auch die Neuzugänge, die bisher kaum Akzente setzten, und bisherige (Dauer-)Reservisten wie etwa Silvere Ganvoula „wittern ihre Chance, das ist normal“, so Letsch zu seinen insgesamt „sehr positiven“ Trainingseindrücken.
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VfL Bochum: Mit Ordets ist als Abwehrchef zu rechnen
Zwölf Spieler kamen im Sommer neu zum Profiteam des VfL. Wer von ihnen am Samstag spielt? Eine Einschätzung, die die Trainingsleistungen in dieser Woche allerdings nicht berücksichtigen kann.
Ivan Ordets (30/bisher sechs Einsätze, vier Mal Startelf): Er wurde als Abwehrchef geholt – diese Rolle kann er nun auch einnehmen. Der Ukrainer kam mit viel Trainingsrückstand und monatelang fehlender Spielpraxis an. Kleinere Verletzungen warfen ihn weiter zurück. In den ersten drei Partien der Saison überzeugte der körperlich präsente Innenverteidiger nicht, flog dann aus der Startelf. In Köln spielte er zum vierten Mal von Beginn an – und gab der Abwehr mit seiner Größe und Wucht mehr Stabilität. Sein Tempo-Defizit kann er mit routiniertem Stellungsspiel und Zweikampfhärte ausgleichen. Ordets kann zudem bei gegnerischen wie eigenen Standards seine Kopfballstärke einsetzen.
Tipp: Ordets spielt.
Oermann an Ordets Seite – oder vielleicht Horn?
Tim Oermann (18/ein Einsatz, ein Mal Startelf): Der einzige ehemalige Bochumer A-Jugendliche im Team des VfL – Tjark Ernst, Armel Bella Kotchap und Maxim Leitsch haben den Klub ja verlassen – gab gegen Köln sein Bundesliga-Debüt. Er überzeugte.
Tipp: Da Dominique Heintz ausfällt, könnte er im Team bleiben. Aber auch Jannes Horn, etatmäßig ein Linksverteidiger, könnte innen spielen – oder links in einer Dreierkette mit Oermann, Ordets, Horn. Danilo Soares und Cristian Gamboa, mit denen man rechnen darf, könnten dann weiter nach vorne rücken. Einsätze von Vasileios Lampropoulos und Erhan Masovic, der erst am Donnerstag zum VfL-Team stieß, sind unwahrscheinlich.
Jannes Horn (25/-): Der Ex-Kölner zeigte in Berlin im Pokal gute Ansätze als Linksverteidiger. Danach war er verletzungsbedingt raus. In den letzten drei Spielen war er im Kader.
Tipp: Sollte Horn im Training überzeugt haben, spielt er. Der Linksfuß könnte, siehe oben, den linken Part innen in einer Viererkette oder links in einer Dreierkette spielen. An Soares dürfte er nicht vorbeikommen.
VfL Bochum: Janko enttäuschte in der kurzen Einsatzzeit gegen Köln – Stöger hat bisher überzeugt
Saidy Janko (26/sechs Einsätze, zwei Mal Startelf): Gegen Köln eingewechselt, war der Rechtsverteidiger am FC-Ausgleich beteiligt, als er Linton Maina viel Raum ließ. Bei seinen sechs Einsätzen, oft allerdings auf der „falschen“ linken Seite, konnte er nur in Durchgang zwei auf Schalke überzeugen.
Tipp: Janko sitzt auf der Bank. Außen verteidigen mutmaßlich Danilo Soares und Cristian Gamboa.
Kevin Stöger(29 Jahre/sieben Einsätze, sieben Mal Startelf): Der Österreicher überzeugte als Kreativspieler mit viel Einsatz und präzisen Pässen in die Tiefe. Erst auf der Sechs, dann als Zehner. Seine beste Positionierung dürfte dazwischen liegen. Stöger hat ein Tor vorbereitet und eines selbst erzielt. Allerdings unterliefen dem Linksfuß in der letzten halben Stunde gegen Köln, als dem gesamten VfL die Puste ausging, auch etliche einfache Fehler.
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Tipp: Stöger bleibt in der Startelf.
VfL Bochum: Goralski erhält Lob von Letsch und ist ein Spieler mit Stammplatz-Potenzial
Jacek Goralski (30/zwei Einsätze, ein Mal Startelf): Der polnische Nationalspieler fiel erst nach einer Augen-Operation und dann mit einer muskulären Verletzung aus. Der 30-Jährige überzeugte bei seinem einzigen Spiel von Beginn an in Freiburg. Er überzeugte auch Thomas Letsch im Training. Für 90 Minuten reicht es aber noch nicht, sagte Letsch.
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Tipp: Goralski beginnt dank seiner Aggressivität und Mentalität im Spiel gegen den Ball als Sechser und spielt, solange die Kräfte reichen. Kapitän Anthony Losilla (wenn er spielt: als zweiter Sechser) oder Patrick Osterhage (wenn er spielt: als Achter mit Stöger) rotieren aus der Startelf. Perspektivisch ist Goralski ein Spieler mit hohem Stammplatz-Potenzial.
Philipp Förster (27/fünf Einsätze, drei Mal Startelf): Der 27-Jährige hat Potenzial, deutete das aber bisher nur an. Es ist bei ihm besonders schwer einzuschätzen, wie der Mittelfeldmann sich in dieser Trainingswoche dem neuen Coach präsentiert hat.
Tipp: Angesichts der Konkurrenz im Mittelfeldzentrum mit Goralski, Osterhage, Losilla und Stöger spielt Förster nicht.
Hofmann könnte auf die VfL-Bank rotieren - Osei-Tutu wohl kaum ein Startelf-Mann
Jordi Osei-Tutu (23/sieben Einsätze, zwei Mal Startelf): Der Engländer ließ zuletzt gegen Köln offensiv Selbstvertrauen vermissen, sah defensiv schlecht aus, konnte verletzungsbedingt letzte Woche nicht trainieren.
Tipp: Osei-Tutu spielt nicht.
Philipp Hofmann (29/sieben Einsätze, fünf Mal Startelf): Er war schon seit Sommer 2021 ein Wunschspieler von Ex-Trainer Thomas Reis und Ex-Sportgeschäftsführer Sebastian Schindzielorz. Der Arnsberger bekam bisher viel Vertrauen. Sein Einsatz ist top. Hofmann arbeitet viel fürs Team, behauptet und verteilt Bälle. Im Sturmzentrum allerdings ließ er meist Torgefahr vermissen, scheute sich zu oft, seinen schwächeren rechten Fuß einzusetzen. Ein Tor und eine Torvorlage aber stehen immerhin zu Buche für den robusten Wandstürmer.
Tipp: Hofmann rotiert aus der ersten Elf. Simon Zoller ist im Anlaufen noch stärker und insgesamt vielseitiger. Als Außenstürmer fehlt Zoller das Tempo fürs Umschaltspiel. Pressing, gemeinsame kompakte Arbeit gegen den Ball, Umschaltspiel sind Letsch besonders wichtig. Zoller bleibt im Team – als Stoßstürmer.
VfL Bochum: Mousset noch nicht fit, Heintz verletzt, Johansson dritter Torwart
Lys Mousset (26/-): Der französische Stürmer mache Fortschritte, sagte Thomas Letsch, habe aber weiterhin Trainingsrückstand.
Tipp: Mousset sitzt als Joker auf der Bank.
Dominique Heintz (29/drei Einsätze, drei Mal Startelf): Zeigte gute Ansätze, seit dem Spiel in Freiburg und bis heute fällt der von Union Berlin ausgeliehene Verteidiger verletzungsbedingt aus. Perspektivisch könnte er mit Ordets die Innenverteidigung bilden.
Marko Johansson (24/-): Der nach der Verletzung von Paul Grave am letzten Transfertag verpflichtete Torwart dürfte sich noch hinter der Nummer eins Manuel Riemann und der Nummer zwei Michael Esser, einem in der Mannschaft äußerst anerkannten Teamplayer, hinten anstellen müssen.
RB Leipzig - VfL Bochum: Wer spielt, wer fehlt also? Denkbare Teams und Fakten:
Nur auf Manuel Riemann hat sich VfL-Trainer Letsch öffentlich festgelegt. Eine Variante:
Leipzig: Gulacsi – Simakan, Orban, Diallo, Raum – Kampl, Schlager – Szoboszlai, Forsberg – Werner, Nkunku
Alternativen: Blaswich, Ba, Gvardiol, Halstenberg, Henrichs, Haidara, Novoa, Silva
Es fehlen: Dani Olmo (Innenbandteilriss), Klostermann (Syndesmoseverletzung), Laimer (Syndesmoseverletzung), Poulsen (Infekt)
Bochum: Riemann - Gamboa, Ordets, Oermann (Horn), Soares - Goralski (Losilla) - Stöger, Osterhage - Antwi-Adjei, Zoller, Holtmann.
Alternativen: Esser - Masovic, Lampropoulos, Horn (Oermann), Losilla (Goralski), Janko, Förster, Osei-Tutu, Hofmann, Ganvoula, Mousset, Bonga
Es fehlen: Heintz (muskuläre Probleme), Asano (Innenbandanriss im Knie), Stafylidis (Trainingsrückstand), Grave (Schulterverletzung)