Bochum. Der VfL Bochum erhält einen neuen Rasen, finanziert vom Wohnungsunternehmen Vonovia. Fans fragen sich, ob das moralisch vertretbar ist.
Seit Montag rollen die Bagger am Ruhrstadion entlang. Der VfL Bochum erhält einen neuen Rasen. Der Grund: Stadion-Namensgeber Vonovia hatte am Freitag an der Castroper Straße eine Mitarbeiterfeier veranstaltet und daher im Stadion unter anderem eine große Bühne aufstellen lassen, auf der die deutsche Hip-Hop-Gruppe "Die Fantastischen Vier" auftrat. Das Wohnungsunternehmen hatte die Stadt als Eigentümer und den Klub als Nutzer des Stadions vorab informiert, dass der Konzern die Kosten für einen Austausch tragen würde, falls der Rasen bei der Veranstaltung beschädigt werden würde.
Zumindest bei einem Teil des Rasens ist das passiert. Allerdings muss das gesamte Grün ausgetauscht werden, damit an jeder Stelle der Rasen die gleiche Qualität hat. Die Kosten für ein neues Geläuf in der Bundesliga variieren und liegen im niedrigen sechstelligen Bereich (bis zu 160.000 Euro).
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Bei einigen Fans des VfL sorgte die Meldung für Kritik. Das Bochumer Wohnungsunternehmen hatte am Dienstag dieser Redaktion bestätigt, dass die monatlichen Abschläge für die Heizkosten der Mieterinnen und Mieter aufgrund der steigenden Energiepreise verdoppelt werden. Außerdem war Vonovia aufgrund eines Schreibens unter Druck geraten. In diesem wird das Szenario geschildert, dass säumige Mieter die Kündigung erhalten können, wenn sie eine Summe in Höhe von zwei Monatsmieten in Rückstand sind. Wörtlich heißt es: „Letzter Ausweg: Versendung der Räumungsaufforderung“.
Einige Fans in den sozialen Netzwerken fragten sich also, wie es in der derzeitigen Situation moralisch vertretbar ist, mit Kündigungen zu drohen - aber wenige Tage zuvor eine große Feier abzuhalten und dafür gar den neuen Rasen eines Bundesliga-Stadion zu finanzieren.
Mit dieser Frage hat diese Redaktion Vonovia konfrontiert. "Die Aussage ‚Vonovia droht mit Kündigung' ist faktisch falsch und führt lediglich zur Verunsicherung der Mieterinnen und Mieter", teilte Unternehmenssprecherin Nina Henckel mit. "Das Gegenteil ist der Fall: Wir unterstützen von Anfang an und ohne Einschränkung ein befristetes Kündigungsmoratorium für Mieterinnen und Mieter." Es gebe keine Drohung, sondern "zugespitzte Headlines, die Mieterinnen und Mieter verunsichern". Vonovia habe "kein Interesse daran, dass Menschen ihre Wohnung verlieren". Bereits am Dienstag hatte Konzernchef Rolf Buch zurückgerudert. "Wenn ein Mieter Probleme hat und mit uns in Kontakt tritt, finden wir eine Lösung", sagte Buch.
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Scharfe Kritik an Vonovia gab es auch schon vom Deutschen Mieterbund NRW: „Was Herr Buch in Sonntagsreden verbreitet, findet sich montags bis freitags vor Ort nicht wieder“, sagte der Vorsitzende Hans-Jochem Witzke unserer Redaktion. Und: „Die Menschen brauchen echte Sicherheiten und keine widersprüchlichen Ankündigungen.“