Bochum. Vorstand, Direktor, Athletikchef – Polter, Terodde, Latza. Der VfL Bochum trifft beim FC Schalke 04 viele Ehemalige – ein Derby voller Brisanz.
Der FC Schalke 04 ist noch sieglos und steht gegen das Schlusslicht VfL Bochum unter Druck an diesem Samstag in der Veltins-Arena (18.30 Uhr/Sky). Tenor: Wenn ihr gegen die zuhause nicht gewinnt, gegen wen dann?
Bochum hat noch gar keinen Punkt und steht beim Aufsteiger unter Druck. Tenor: Wenn ihr gegen die nicht punktet, gegen wen dann?
Schalke wollte im Sommer VfL-Trainer Thomas Reis verpflichten. Reis wollte zu Schalke. Das Präsidium des VfL Bochum ließ ihn nicht ziehen. Frank Kramer übernahm auf Schalke – vom ersten Tag an war seine Position geschwächt.
Jetzt hat Reis sein womöglich erstes Endspiel für seinen Job in Bochum ausgerechnet auf Schalke. Kramer könnte im Misserfolgsfall noch eine weitere Chance erhalten, beim nächsten Derby in Dortmund in der Woche darauf.
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Geht noch mehr Brisanz?
Ja. Geht. Aber diese Geschichten verblassen in der aktuellen Lage.
Schröder bildete einst mit Fabian das Verteidiger-Duo des VfL Bochum II
Beim FC Schalke hat sich in den letzten Jahren ein Team und ein Team hinter dem Team aus ehemaligen Bochumern versammelt, weshalb man beim bekanntlich ja viel kleineren VfL Bochum gerne schmunzelnd von der „Bochumer Filiale“ spricht mit Blickrichtung Gelsenkirchen.
Da ist die Vereinsspitze. Peter Knäbel ist Sportvorstand. Der Wittener (55) spielte von 1979 bis 1988 für den VfL Bochum (Jugend, Amateure und Profis).
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Rouven Schröder (46) ist Sportdirektor. Er war in zwei Abschnitten insgesamt sieben Jahre beim VfL, als Spieler, Co-Trainer und mit verschiedenen Aufgaben auf der Geschäftsstelle, wo er vor seiner Manager-Karriere (Fürth, Bremen, Mainz, Schalke) erste Einblicke erhielt.
Schalke macht das früher „kleine“ Derby jetzt ganz „groß“
114 Mal spielte er für die zweite Mannschaft des VfL, 24 Mal für die Profis – viele davon zusammen mit Thomas Reis (Profis) und Patrick Fabian (VfL II), dem neuen Geschäftsführer Sport des VfL. „Die Wertschätzung gegenüber dem Verein ist noch da“, sagt Schröder vor dem Derby, das die Schalker Verantwortlichen zurzeit ganz groß als großes Derby verkaufen vor dem, sagen wir, Riesen-Derby beim BVB. Mit Fabian bildete Schröder einst sogar das Innenverteidiger-Duo der zweiten Mannschaft.
Jörn Menger ist Leiter Athletik beim FC Schalke. In Bochum ließ man ihn im Sommer 2021 nur ungern ziehen. Andere widerstanden den (kolportierten) Schalker Bemühungen. Linksverteidiger Danilo Soares verlängerte seinen damals auslaufenden Vertrag 2020 für vier Jahre in Bochum. Torwart Manuel Riemann verlängerte in diesem Sommer bis 2025.
Ex-Bochumer Grammozis wird noch gut bezahlt vom FC Schalke
Das Spiel genau verfolgen wird sicherlich auch Dimitrios Grammozis. Der 44-Jährige spielte zum Karriereende noch beim VfL II (2012/13), war dann bis Februar 2019 Trainer und Co-Trainer bei verschiedenen VfL-Teams (U17, U19, VfL II, Profis). Nach seiner sportlich erfolgreichen Zeit als Trainer des SV Darmstadt 98 wurde er im März 2021 Trainer des FC Schalke. Nach dem Abstieg und fehlenden Ergebnissen in der 2. Liga wurde er fast genau ein Jahr später freigestellt.
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Schalke stieg mit Interimstrainer Mike Büskens auf – und Grammozis’ Vertrag verlängerte sich dadurch bis zum Sommer 2023. Er wird entsprechend noch von den Königsblauen bezahlt, wohl nicht zu knapp. Laut Sport-Bild verdient er sogar deutlich mehr als sein Nach-Nachfolger Frank Kramer. Auch Siegprämien kassiert Grammozis demnach weiterhin.
Grammozis soll potenzieller Nachfolge-Kandidat von Reis sein
In Bochum ist Grammozis laut „Bild“ schon als Nachfolger von Reis im Gespräch, wenn und falls dessen Zeit beim VfL enden sollte. Vielleicht am Samstag schon, vielleicht im Winter, vielleicht nach der Saison – und vielleicht auch doch viel später. Fußball ist Tagesgeschäft. Michael Ata Lameck, die VfL-Vereinslegende, hat das in dieser Woche auf den Punkt gebracht.
Zurück zur Gegenwart. In der Schalker Startelf zu erwarten ist Simon Terodde, dessen Stürmer-Stern beim VfL aufging in den Spielzeiten 2014/15 und 2015/16. Es ist nicht sein erstes Wiedersehen mit seinem Ex-Klub. Terodde spielte mit Stuttgart (zweimal 1:1/1 Tor), Köln (2:3, 1 Tor) und dem HSV (1:3, 2:0, 1 Tor) bereits fünf Mal gegen Bochum, einmal saß er auf der Bank (Köln, 2:0).
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Polter und die Geschichte vom Topf und dem Deckel
Auf der Schalker Bank zu erwarten sind Kapitän Danny Latza, der von 2013 bis 2015 für Bochum spielte – und Sebastian Polter. Das ist der Stürmer, der Anfang Mai in einem Interview mit spox.com sagte: „Der VfL Bochum und ich: Das sind Topf und Deckel“.
Damals aber bahnte sich für ihn längst an, dass er künftig immer noch ein guter Deckel sein will, aber für einen anderen Topf. Für Eintracht Frankfurt. Die Verhandlungen waren zumindest sehr weit fortgeschritten. Dann qualifizierte sich die Eintracht für die Champions League und überlegte es sich anders.
Polter auch. Er nahm Ende Juni das Schalker Vertrags-Angebot über eine Laufzeit von drei Jahren an, dass man als 31-jähriger Stürmer nach einer starken Bundesliga-Saison (finanziell) ja kaum ablehnen kann. Ebenso wenig wie der VfL Bochum. Bochum kassierte 1,5 Millionen Euro Ablösesumme, der Betrag kann erfolgsabhängig auf bis zu rund 1,9 Millionen Euro steigen. Ein Jahr darauf hätte der VfL den robusten Wandstürmer ablösefrei ziehen lassen müssen.
Polters Abschied ging nicht geräuschlos vonstatten
Polter hat bis auf seinen Deckel-Topf-Spruch auch öffentlich sinngemäß nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er als Profi auch für sich stets das Optimum herausschlagen will, insbesondere im fortgeschrittenen Fußballer-Alter. Wenn etwas auf dem Tisch liege, müsse man fair miteinander reden, hatte er im Live-Talk mit der WAZ bereits Ende April gesagt und erklärt, dass im Fußball Verträge ja nicht immer eingehalten werden.
Kurz vor seinem Abgang, nach den Leistungstests beim VfL zu Beginn der Vorbereitung, soll er sich nicht gerade wertschätzend gegenüber dem VfL verhalten haben. Es gab Misstöne am Ende der zehnmonatigen Beziehung. Sportlich hat Polter in der Vorsaison sowohl im Training als auch auf dem Platz seine Leistung gebracht. Er ist vorangegangen, verbal und körperlich.
Polter hat so gespielt, wie er spielen kann. Technisch nicht sauber, aber immer mit vollem Einsatz, auch im Dienste der Mannschaft. Und er hat zehn Tore erzielt – eine starke Marke für eine Mannschaft, die in fast jedem Spiel der Außenseiter war.
Kramer schließt eine Doppelspitze Polter/Terodde nicht aus
Jetzt spielt Polter auf Schalke. Im Training. In der Meisterschaft war er zuletzt nur Joker. Und ist entsprechend unzufrieden, was angesichts der Konstellation Simon Terodde/Sebastian Polter genau so zu erwarten war. Polter wollte angeblich am Ende der Transferperiode, als mit Kenan Karaman ein weiterer Stürmer verpflichtet wurde, Schalke schon wieder verlassen. Der VfB Stuttgart soll Interesse gezeigt haben. Polter fing das Thema, das nur kurz köchelte, selbst wieder ein über seine sozialen Kanäle. Auch Schalke half mit. Trainer Frank Kramer sprach ihm das Vertrauen aus.
Jetzt trifft er auf seinen Ex-Klub VfL, vermutlich sitzt er als Joker auf der Bank. Wobei Kramer nichts ausschloss: weder einen Startelf-Einsatz von Karaman, noch eine Doppelspitze Terodde/Polter. „Es ist immer eine Option beide zu bringen, weil sie eine Wucht erzeugen kann“, sagte er am Donnerstag. Polter habe eine schwierige Phase gehabt. Kramer: „Das ist eine spezielle Motivation, die noch extra Motivationskörner bringen. Wir sind überzeugt, dass Polti eine wichtige Rolle gegen Bochum spielen kann.“
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Das sagt Polter vor dem Wiedersehen mit Bochum
Aber weder Terodde noch Polter sind schnell, was den defensiv ebenfalls insgesamt nicht schnellen Bochumern entgegen käme. Trainer Kramer müsste dann auf einen defensiveren Mann verzichten, und Kramer setzt – ähnlich wie Bochums Reis – einen Schwerpunkt auf defensive Stabilität.
Polter selbst ist gewohnt heiß und professionell in seiner Ansage. „Man freut sich immer, gegen ehemalige Kollegen zu spielen, wo man eine schöne, erfolgreiche Zeit hatte“, sagte er bei Sky. Dass er den Fan-Frust gegen ihn verstehe nach seinem Wechsel, hat er schon oft betont. Jetzt ist Derby-Zeit. Polter: „Das Derby ist für die Region etwas ganz Besonderes. Wir wollen natürlich als Sieger vom Platz gehen und das Herz auf dem Platz lassen.“