Bochum. Zoff um Verträge und Personalien prägten das öffentliche Bild der Bochumer zuletzt. Jetzt müssen Ruhe einkehren und Punkte her. Ein Kommentar.

Der VfL Bochum steht vor zwei wichtigen Wochen. Am Donnerstag übernimmt Patrick Fabian als neuer Sport-Geschäftsführer. Am Samstag steigt das Heimspiel gegen Aufsteiger Werder Bremen, eine Woche darauf das Derby beim Aufsteiger FC Schalke 04.

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Es müssen Punkte her. Es muss Ruhe her.

In den letzten Wochen drehte sich gefühlt nicht alles, aber doch sehr viel um die zunächst einmal krachend und öffentlichkeitswirksam gescheiterten Vertragsverhandlungen zwischen Trainer Thomas Reis und dem VfL Bochum sowie um den nahenden Abschied von Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz. Es gab Zoff hinter den Kulissen: Unruhe statt das Vermitteln des allseits gepredigten Gemeinschaft-Gefühls prägte das Bild der Bochumer.

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VfL Bochum: Nur die Fans zeigen den erforderlichen Gemeinschaft-Sinn

Dabei kann der VfL Bochum auch in diesem Jahr den Klassenerhalt nur als Gemeinschaft erreichen. Nur eine Gruppe der entscheidenden vier Gruppen – Präsidium, Geschäftsführung, Trainer mit Team und Fans – trug dieses Gefühl aber auch deutlich nach außen. Sichtbar, hörbar, geradezu sensationell.

Die Fans des VfL stärkten ihrer Mannschaft auch nach dem 0:7 gegen Bayern und dem 0:1 in Freiburg den Rücken. Vielleicht einmalig im Bundesliga-Pfeif-Geschäft – zumindest, wenn diese Unterstützung so anhält selbst bei weiteren Niederlagen.

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VfL Bochum: Eine wichtige personelle Baustelle ist geschlossen

Patrick Fabian wird am Donnerstag sein Amt offiziell annehmen, dann hat sich diese personelle Baustelle erst einmal erledigt. Schindzielorz ist ab dem 1. September von seinen Aufgaben entbunden. Schindzielorz hat in den vergangenen Jahren hervorragende Arbeit geleistet. Vor allem hat er gemeinsam mit Ilja Kaenzig dafür gesorgt, dass der VfL Bochum eine sympathische Ruhe ausstrahlte. Der Erfolg machte diesen Job natürlich einfacher.

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Seit Schindzielorz’ frühzeitiger Ansage, seinen Vertrag zum Jahresende zu kündigen, war es mit der Ruhe vorbei. Wer folgt ihm wann? Warum ist das Präsidium zuvor nicht aktiv auf ihn zugegangen?

VfL Bochum: Vertagung der Gespräche mit Reis in den Winter ist richtig

Dazu der große Umbruch im Team: Viele Leistungsträger gingen, und man kann nur spekulieren, warum Trainer Thomas Reis die bisherigen Angebote des Vereins ablehnte. Die Vertagung der Gespräche zwischen Trainer und Klub in den WM-Winter sind in dieser vertrackten Lage der richtige Weg. Jetzt gilt es, auch den öffentlichen Fokus ganz auf das Sportliche zu lenken.

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Reis hatte bisher mit vielen Ausfällen zu kämpfen und musste und muss Spieler integrieren, die bei ihren Ex-Klubs keine erste Wahl waren, nicht austrainiert ankamen, teils monatelang ohne Spielpraxis waren. Bereits jetzt aber hat Reis deutlich mehr Alternativen. Wenn noch Danilo Soares zurückkehrt, steht das Gerüst. Seit einer Woche ist der Linksverteidiger wieder im Mannschaftstraining. Das macht Hoffnung.

VfL Bochum: Auftritt in Freiburg macht Mut

So wie der Auftritt in Freiburg. Nach dem 0:7 beim FC Bayern haben sich Mannschaft und Trainer ausgetauscht und eine gute Reaktion gezeigt. Beim 0:1 in Freiburg zeigte der VfL eine kämpferisch und phasenweise spielerisch gute Leistung und hätte sich dank der starken Schlussphase einen Punkt verdient gehabt.

Reis kehrte – ermöglicht auch durch die nach Verletzungen zurückgekehrten Spieler – zum Stil der Vorsaison zurück. Mentalität, Aggressivität, Stabilität, Kompaktheit, schnelles Umschaltspiel, das sind die Eigenschaften, die beim VfL gefordert sind. Sonst hat er gegen die finanziell übermächtige und individuell stärkere Konkurrenz auf Strecke keine Chance. Dass zudem die Zahl der kapitalen individuellen Fehler minimiert werden muss, versteht sich von selbst.

Reis muss eine neue Einheit finden, die Widerstände gemeinsam überwindet. In Freiburg hatte man erstmals das Gefühl, dass Bochum auf dem richtigen Weg ist. Das Glück des Tüchtigen, das auch die Vorsaison nicht selten begleitet hat, kehrt mit Sicherheit zurück, wenn der VfL diesen Weg weitergeht.

VfL Bochum: Die Abstiegskonkurrenz ist in Sichtweite

Zur Wahrheit gehört aktuell aber eben auch, dass Bochum nach vier Partien null Punkte hat, wie Spieler und Trainer ja selbstkritisch betonten nach dem 0:1 in Freiburg. Ein Grund zur Panik ist das nicht. Ob Bayern zehn oder zwölf Punkte hat und Leipzig sieben oder acht oder auch Leverkusen erst drei, ist für Bochum völlig egal.

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Die meisten der vermeintlich schärfsten Konkurrenten im Abstiegskampf sind nur maximal einen Sieg entfernt. Schalke 04 etwa schüttelt sich mit zwei Punkten nach dem 1:6 gegen Union Berlin, Augsburg hat drei seiner vier Partien verloren und die Berliner Hertha hat erst einen Punkt.

Bei Niederlagen gegen Bremen und Schalke droht VfL Bochum ein stürmischer Herbst

Mit nur einem Sieg kann die Fußballwelt schon wieder ganz anders aussehen. Auch in der Tabelle.

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