Bochum. Der VfL Bochum hat den geringsten Etat der Bundesliga. Etliche Vereinsrekorde (Transfers, Trikots u.a.) machen Mut. Fakten vor dem Saisonstart.
Die Nachricht von VfL-Pressesprecher Jens Fricke kam etwas überraschend, dass es am Donnerstagmittag noch reichlich Karten gab für das erste Bundesliga-Heimspiel des VfL Bochum gegen den FSV Mainz 05 am Samstag (15.30 Uhr).
22.500 Tickets waren erst verkauft, der freie Verkauf über den VfL-Ticketonlineshop lief (und läuft gegebenenfalls noch/Tageskassen öffnen nicht). 1.300 Tickets gingen dabei bisher an die Gäste-Fans (Kontingent: 2.600), das Vonovia Ruhrstadion wäre mit 26.000 Fans ausverkauft. Für Bochum-Fans gab/gibt es nur noch Sitzplatzkarten.
Allerdings: Auch im Vorjahr, beim ersten Bundesliga-Heimspiel nach dem Aufstieg, war die Partie nicht ausverkauft. Damals waren aufgrund der Pandemie nur 13.500 Fans zugelassen, Gäste-Fans waren nicht erlaubt, 2.500 Ostkurven-Karten gab es. Letztlich kamen rund 12.500 Fans ins Stadion.
Trainer Thomas Reis setzt auch auf einen Hexenkessel
„Wenn ein paar Plätze frei bleiben sollten, machen wir uns darüber keinen Kopf“, sagte Thomas Reis, der Trainer des VfL, der daraus nicht den Schluss ziehen will, dass die Euphorie um den Klub abebbt. Die Fans, die kommen, sollen eine Mannschaft erleben, die „alles investiert“, meinte er. Dann, so Reis, werden die Anhängerinnen und Anhänger für einen „Hexenkessel“ sorgen.
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Und sie sollen helfen, dem Underdog VfL die ersten Punkte zu bescheren. Vor der „schwierigen“ Saison, so Reis, haben wir ein paar Fakten zusammengestellt: über Vereinsrekorde, Wirtschaftsfakten, das Alter, Nationalspieler und Nationalitäten.
Erster Rekord: 18.000 Dauerkarten
18.000 Dauerkarten hat der VfL Bochum verkauft und den Verkauf dann gestoppt – Vereinsrekord. Die Kapazität liegt bei 26.000 Zuschauerinnen und Zuschauern. Nur ins Stadion von Union Berlin, das aber bald vergrößert passen weniger rein (gut 22.000).
Zweiter Rekord: Über 20.000 Mitglieder
Katrin Kliczbor-Pusch wurde vor dem Testspiel gegen Antalyaspor vom VfL-Vorstandsvorsitzenden Hans-Peter Villis als 20.000 Mitglied besonders begrüßt. „Wir sind unheimlich stolz“, sagte Villis. Und es geht weiter steil bergauf: Mittlerweile ist sogar die 22.000-Mitglieder-Marke bereits in Sichtweite. Vor rund fünf Jahren zählte Bochum noch rund 10.000 Mitglieder.
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Dritter Rekord: 6.000 Trikots verkauft
6000 neue Trikots in drei Varianten hat der VfL Bochum bereits vor dem Anpfiff der Saison verkauft und damit deutlich mehr als im Vorjahr – erneut ein Vereinsrekord. Etliche Größen vom Heimtrikot sind nach dem Ausrüster-Wechsel von Nike zu Mizuno aktuell nicht erhältlich, ebenso wenig wie die passenden Hosen dazu. Beim Spieler-Flock liegt aktuell Anthony Losilla leicht in Führung. Auch die Trikots mit den Namen Simon Zoller, Cristian Gamboa und Danilo Soares auf dem Rücken sind begehrt.
Viele Transferbewegungen in beiden Richtungen
26 Spieler inklusive des A-Jugendlichen Mohammed Tolba, der noch keinen Profivertrag hat, ist der Kader aktuell groß. Zehn Abgängen stehen acht externe Zugänge inklusive der zwei Leihspieler Ivan Ordets und Saidy Janko gegenüber. Ausgeliehen wurden Luis Hartwig (St. Pölten) und wie im Vorjahr Moritz Römling (RW Essen).
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Neu/fest verpflichtet wurden zudem Tim Oermann (eigene U19) und Konstantinos Stafylidis (nach Leihe). Vasileios Lampropoulos verlängerte seinen im Juni ausgelaufenen Vertrag um ein Jahr. Und: Manuel Riemann, Cristian Gamboa und Gerrit Holtmann haben ihre ursprünglich nur noch bis Juni 2023 laufenden Kontrakte in diesem Sommer vorzeitig verlängert.
Mit Erfahrung zum Klassenerhalt?
27,2 Jahre beträgt der Altersschnitt der derzeit 26 Spieler inklusive des A-Jugendlichen Mohammed Tolba (18), der noch keinen Profivertrag besitzt. Damit stellt Bochum die älteste Mannschaft der Liga, gefolgt vom FC Schalke (26,4). Die Startelf im Pokalspiel bei Viktoria Berlin (3:0) kam sogar auf einen Schnitt von 30 Jahren. Die Mainzer Startelf im Pokal in Aue (3:0), die auch in Bochum vorstellbar ist, kam auf 26,8 Jahre im Schnitt. Dass Alter vor Leistung nicht „schützt“, beweist VfL-Kapitän Anthony Losilla Woche für Woche. Losilla ist mit 36 der zweitälteste Feldspieler der Bundesliga nach Frankfurts Makoto Hasebe.
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Kleinster Etat der Bundesliga
30 Millionen Euro beträgt der Lizenzspieler-Etat des VfL Bochum für die kommende Saison, einen davon losgelösten eigenen Transferetat wie bei vielen Vereinen üblich gibt es nicht. Heißt: Signifikante Ablösesummen zahlt der VfL weiterhin nicht. Damit ist Bochum finanziell Schlusslicht in der Bundesliga. Zum Vergleich: Aufsteiger Schalke 04 plant nach Informationen der WAZ Gelsenkirchen mit einem Etat von rund 36 Millionen Euro (ohne Ablösesummen) und kommt Bochum damit wohl am nahesten.
Die wenigsten TV-Geld-Einnahmen
33,18 Millionen Euro aus dem TV-Geld-Topf kassiert der VfL Bochum laut „fernsehgelder.de“ für diese Saison, wobei die Endabrechnung in dem System mit mehreren Säulen erst nach Saisonschluss feststeht. Relevant ist unter anderem auch, wie viele Nachwuchskräfte wie oft gespielt haben. In etwa aber ist mit der genannten Summe zu rechnen – und auch hier ist Bochum Schlusslicht. Die Aufsteiger Bremen und Schalke (36,2 /36,8 Millionen Euro) und der VfB Stuttgart (41,2 Millionen Euro) liegen deutlich vor dem VfL. Erst Recht der FSV Mainz mit rund 51 Millionen Euro TV-Geld.
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Vierter und fünfter Rekord: Teuerster Transfer, größter Überschuss
14,5 Millionen Euro Transferüberschuss hat der VfL Bochum bisher erzielt in dieser Wechselperiode, das ist Vereinsrekord. Lediglich Philipp Förster (300.000 Euro/VfB Stuttgart) sowie Konstantinos Stafylidis (250.000 Euro) kosteten überschaubare Summen, die im Erfolgsfall noch steigen. Auf der anderen Seiten brachten – ja: Rekordtransfer! – Armel Bella Kotchap (ca. 10 Millionen Euro plus Boni/FC Southampton), Maxim Leitsch (3,5 Millionen Euro/Mainz) und Sebastian Polter (1,5 Millionen plus Boni/Schalke) Geld in die Kasse.
Marktwert: Und nochmal Schlusslicht
112,5 Millionen Euro beträgt der Marktwert des Kaders – und zwar der von Mainz 05 laut Schätzungen von „transfermarkt.de“. Der VfL kommt demnach auf 38 Millionen Euro – wiederum Rang 18, mit Abstand. Teuerster Spieler soll laut dem Portal der nur ausgeliehene Innenverteidiger Ivan Ordets sein (5 Millionen Euro), gefolgt von Gerrit Holtmann (4,5) und Takuma Asano (3,0).
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Beim FSV Mainz am höchsten gehandelt werden Stürmer Jonathan Burkardt (17 Millionen Euro), Mittelfeldmann Anton Stach (13 Millionen Euro) und Neuzugang Angelo Fulgini (Mittelfeld, 12 Millionen Euro). Die Aufsteiger Schalke 04 (65 Millionen Euro) und Werder Bremen (62 Millionen Euro) kommen dem VfL noch am nahesten in dieser Rubrik. Der FC Augsburg, oft als Abstiegskandidat genannt, kommt auf fast 100 Millionen Euro Marktwert.
Reis ist die Nummer drei unter den dienstältesten Trainern
Sieben Vereine starten mit einem neuen Trainer, unter anderem der FC Schalke mit Frank Kramer. Thomas Reis geht in seine vierte Saison als VfL-Coach. Im September 2019 übernahm er beim VfL. Der 48-Jährige ist damit nach Christian Streich (SC Freiburg, seit Januar 2012) und Urs Fischer (Union Berlin/Juli 2018) der drittdienstälteste Coach der Bundesliga.
Sieben Nationalspieler und weitere Kandidaten
Sieben Nationalspieler hat der VfL Bochum, die in diesem Kalenderjahr für ihre Länder zum Einsatz kamen: Saidy Janko (Gambia), Christopher Antwi-Adjei (Ghana), Gerrit Holtmann (Philippinen), Erhan Masovic (Serbien), Jacek Goralski (Polen), Takuma Asano (Japan) und Patrick Osterhage (U21 Deutschland).
Hinzu kommen könnten weitere Profis, die vor nicht allzu langer Zeit Länderspiele für ihre Teams bestritten. Konstantinos Stafylidis war zuletzt im September 2020 für Griechenland im Einsatz und zählte im Oktober 2021 zum Kader. Der zweimalige WM-Teilnehmer Cristian Gamboa spielte zuletzt im November 2020 für Costa Rica. Silvere Ganvoula stürmte zuletzt im Oktober 2021 für die Republik Kongo. Neuzugang Ivan Ordets (12 Länderspiele) war zuletzt im März 2018 für die Ukraine am Ball. Talent Mohammed Tolba spielte im November/Dezember 2021 fünf Mal für die deutsche U18-Nationalmannschaft.
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13 Nationalitäten: In diesen Ländern wurden die VfL-Profis geboren
Die 26 Spieler des VfL wurden in 13 verschiedenen Ländern geboren: in Deutschland (13), Griechenland (2), der Ukraine, Serbien, Brasilien, England, der Schweiz, Costa Rica, Polen, Frankreich, Österreich, Japan und Kongo. Einige Profis haben die doppelte Staatsbürgerschaft wie etwa Jordi Osei-Tutu (England/Ghana) oder Christopher Antwi-Adjei (Deuschland/Ghana).