Berlin. Beim Pokalsieg in Berlin überzeugt Zoller auf der rechten Außenbahn, Hofmann zentral. Deshalb spielen wohl beide beim Ligastart gegen Mainz.

Simon Zoller war ein gefragter Mann bei den Medienvertretern nach dem souveränen 3:0-Sieg des VfL Bochum beim Viertligisten Viktoria Berlin in der ersten DFB-Pokalrunde. Die Auszeichnung „Spieler des Spiels“, die überraschend Kapitän Anthony Losilla erhielt, hätte sich der 31-Jährige sicherlich verdient gehabt. Für den Offensivmann kein Problem: Zoller ist mit dem Team und mit sich zufrieden.

Wie in der Vorsaison, als er das 1:1 beim Wuppertaler SV erzielte, gelang Zoller nach feiner Vorarbeit des in der ersten Halbzeit gut aufgelegten Gerrit Holtmann das erste Pflichtspieltor der Saison für den VfL. Zudem leitete er das 2:0 mit ein, das nach den weiteren Stationen Jannes Horn und Philipp Hofmann Takuma Asano erzielte. Und das 3:0 direkt vor seiner Auswechslung legte er mustergültig Hofmann auf.

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Mit dem Offensiv-Quartett des VfL Bochum ist auch gegen Mainz zu rechnen

Drei schnell und sauber herausgespielte Treffer erzielte Bochum beim kämpfenden, aber zu harmlosen Regionalligisten. Asano/Zoller/Hofmann bildeten ein Trio, das sicherlich auch beim Bundesliga-Auftakt gegen Mainz gefragt sein wird. Hinzu kommt Flügelstürmer Holtmann, der vor allem in der ersten Halbzeit viel bewegte.

„Ich konnte die Vorbereitung komplett durchziehen, das Knie ist top, macht keine Probleme“, erklärte Zoller hinterher bei seinem Interview-Halbmarathon, den er im Stile eines auch medial geschulten Routiniers so schlagfertig wie souverän absolvierte. Seine Rolle, sagte Zoller auf die entsprechende Frage eines Journalisten genüsslich, sehe er beim VfL „auf dem Platz“.

Auch im Vorjahr kam Zoller gegen Mainz über die rechte Außenbahn

In Berlin spielte er Rechtsaußen, als Stoßstürmer agierte Hofmann, den Zehner spielte Takuma Asano im 4-2-3-1. Auch hier gibt es eine Parallele zur Vorsaison: Damals empfing Bochum zum ersten Heimspiel den FSV Mainz 05, der nun zum Liga-Start am kommenden Samstag (15.30 Uhr) ins Ruhrstadion kommt. Tagelang wurde diskutiert, ob der frisch verpflichtete Neuzugang Sebastian Polter gleich sein Debüt von Anfang an gibt oder Zoller den Vorzug erhält. Die Antwort: Beide spielten. Zoller bereitete als Rechtsaußen mit einer Maßflanke das erste Polter-Kopfballtor der Saison vor zum 2:0.

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Auch diesmal ist mit beiden Spielertypen zu rechnen: mit Hofmann also, dem robusten Polter-Nachfolger, und Zoller, dem quirligen Offensivmann, vermutlich erneut als Rechtsaußen. Seine Flexibilität jedenfalls ist ein Trumpf des Ex-Kölners. Zoller selbst betont, dass es ihm letztlich egal sei, wo er spiele, er könne der Mannschaft auf verschiedensten Positionen helfen.

Gute Quote im Abschluss: Zoller hat ein „Näschen vor dem Tor“

Als zweite Spitze neben Hofmann (Prognose: sicher nicht von Beginn an), als Flügelstürmer (aktuell wahrscheinlich), als hängende Spitze (eher nicht). „Tore und Torvorlagen sind das, was einem guttut als Offensivspieler, das nehme ich gerne mit. Ich denke, meine Quote in Bochum ist gut“, sagte Zoller.

Allerdings: In den ersten vier Bundesliga-Partien im Sommer 2021 bis zu seinem Kreuzbandriss erzielte der in der zweiten Liga als Stoßstürmer bärenstarke Aufstiegsheld (15 Tore, 10 Torvorlagen) zwei der vier VfL-Tore und bereitete zwei Tore vor. Hinzu kam der Treffer im Pokal. Der Kreuzbandriss stoppte seinen Lauf jäh. In den letzten Saisonspielen sammelte Zoller Spielpraxis meist von der Bank kommend, zum Abschluss traf er bei Union Berlin. Jetzt ist er „körperlich wieder auf dem Niveau, mit dem ich gut arbeiten kann“, sagte Zoller.

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Schon in Kaiserslautern harmonierte das Duo Hofmann/Zoller

Mit Hofmann versteht er sich gut, auf und neben dem Platz – auch schon in der Rückrunde 2014/15, als Zoller auf Leihbasis (Köln) beim 1. FC Kaiserslautern in de 2. Liga spielte, gemeinsam mit und neben Hofmann und übrigens auch mit Kevin Stöger, dem Mittelfeldmann. Auch in Bochum spielte Kaiserslautern Ende April 2015 mit der Doppelspitze. Zoller erzielte das 1:0, Hofmann das Tor zum 2:0-Endstand für die Gäste, die am Ende als Tabellenvierter nur knapp den Aufstieg verpassten.

Ball drin, Bizeps raus: Simon Zoller nach seinem Tor zum 1:0 im DFB-Pokalspiel des VfL Bochum beim FC Viktoria Berlin.
Ball drin, Bizeps raus: Simon Zoller nach seinem Tor zum 1:0 im DFB-Pokalspiel des VfL Bochum beim FC Viktoria Berlin. © dpa | Soeren Stache

Hofmann sei ein „feiner Kerl“, sagte Zoller. „Er ist ein sehr robuster Spieler, der die Bälle gut verarbeitet. Er versucht das System und unser Spiel immer mehr anzunehmen. Da ist er auf einem guten Weg, wir versuchen ihm zu helfen.“

So sieht es auch Hofmann selbst, der ebenfalls die komplette Vorbereitung durchziehen konnte, vergleichsweise viel Spielzeit erhielt. „Wir kennen uns schon länger, das sieht man auf dem Platz“, sagte der 29-Jährige, der durchspielte in Berlin. „Wir finden immer besser zusammen, das gibt uns Selbstvertrauen für die kommenden Spiele.“

Auch Hofmann trifft in Berlin

Hofmann überzeugte in Berlin auch als Vorbereiter, als Stoßstürmer, der die Bälle festmacht und auflegt, und letztlich auch als Torschütze, auch wenn er ein, zwei Tore mehr hätte erzielen können. Nach acht Testspielen ohne eigenen Treffer gelang dem 1,95-Meter-Mann jedenfalls im ersten Pflichtspiel sein erstes Pflichtspiel-Tor für Bochum.

„Er hatte in Karlsruhe eine andere Aufgabe, unsere andere Spielweise muss man sich auch antrainieren. Er hat es heute sehr gut gemacht“, lobte Trainer Reis. „Er hat viel geholfen und bin froh, dass er auch getroffen hat.“

Reis lobt Asano - Auswechslung eine Vorsichtsmaßnahme

Auch mit der Leistung von Asano war Reis einverstanden. „Er startet immer wieder die Läufe in die Tiefe, hat ein gutes Tempo“, so der Trainer. Er wechselte den seit Monaten formstarken Japaner zur Pause vorsichtshalber aus wegen einer leichten Muskelverhärtung. Sein Einsatz gegen Mainz ist aber nicht gefährdet. Philipp Förster, der für Asano kam, konnte noch nicht vollends überzeugen.

Zoller, meint Reis, sei zwar „kein typischer Außenbahnspieler“, aber „er hat ein gutes Näschen vor dem Tor.“ Bisher kam Asano meist über die offensive Außenbahn. Auf Tempo setzt Bochum ja im Umschaltspiel. Und Kompaktheit defensiv. In der Vorsaison vertraute Reis meist einem 4-3-3 mit einem Sechser und zwei Achtern.

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Systemfrage: Gegner mit Doppelsechs tiefer aufnehmen

Wobei der Gegner natürlich eine Rolle spielt, wie im Vorjahr auch. „Wir sind variabel. Wir werden gegen Mainz sicher anders spielen als gegen die Bayern“, meinte Zoller. Die Grenzen in der Systemfrage sind ja fließend. Kevin Stöger, der an der Seite von Losilla eine ordentliche Partie hinlegte und zwei Tore einleitete, ist offensiver als ein „klassischer“ Sechser. Asano wirbelt offensiv gefühlt überall mit, so dass er auch als Achter durchgehen kann. Letztlich würde Bochum ohne Asano auf dem Flügel hier an Tempo verlieren, dafür im Zentrum an Geschwindigkeit gewinnen.

VfL Bochum hat hinten Tempo verloren

Mit zwei Sechsern könnte Bochum den Gegner etwas tiefer aufnehmen als im Schnitt der Vorsaison, weil er in der hinteren Kette an Tempo verloren hat nach den Abgängen von Maxim Leitsch und Armel Bella Kotchap. Aktiv verteidigen will Bochum dennoch. Noch war in Berlin die Ordnung nicht immer erstligareif, auch und vor allem darauf wird es in der Liga wieder ankommen.

Zunächst sicherlich mit Zoller in der Startelf, der ja auch einer der Anführer des VfL Bochum ist und das Anlaufen beherrscht wie kein Zweiter in Bochum. „Wichtig wird sein“, betonte der Stürmer, „dass wir wieder eklig zu bespielen sind und gut reinkommen in die Saison. Wir haben eine gute Truppe, die wieder als Einheit funktionieren muss.“