Berlin. Der VfL Bochum wird bei überforderten Berlinern seiner Favoritenrolle gerecht. Beim 3:0-Sieg muss das Team nicht an die Leistungsgrenzen gehen.

Der VfL Bochum hat seine erste Pflichtprüfung dieser Saison souverän bestanden. Der Bundesligist setzte sich beim Viertligisten FC Viktoria 1899 Berlin in der ersten DFB-Pokalrunde problemlos mit 3:0 (2:0) durch. Linksverteidiger Jannes Horn musste verletzt ausgewechselt werden. Sieben Neuzugänge kamen zum Einsatz.

Nostalgie pur im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark

So richtig Pokalatmosphäre konnte nicht aufkommen im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Bei bestem Wetter verliefen sich die offiziell exakt 5573 Fans im weiten Rund der ehemaligen Heimspielstätte vom BFC Dynamo am Prenzlauer Berg im Stadtbezirk Pankow. Ein heimischer Fanblock war in dem in die Jahre gekommenen, womöglich vor dem Abriss stehenden Stadion, in dem das Hauptgebäude wegen Asbest geschlossen ist, nicht zu erkennen. Auch die Anzeigetafel funktionierte nicht.

„Nostalgie pur“, so bezeichnete Farat Toku, der ehemalige Viktoria-Trainer aus Bochum, das Stadion treffend, das dem eigentlich in Lichterfelde beheimateten Klub seit 2021 als Heimspielstätte dient. Die rund 2000 Anhängerinnen und Anhänger aus Bochum sorgten in ihrem Block bereits beim vor dem Anpfiff gespielten Grönemeyer-Hit Bochum für einen Hauch von Heimspiel-Atmosphäre. Vorteil VfL, auch auf den Rängen.

Wenig Überraschendes in der VfL-Startelf

VfL-Trainer Thomas Reis setzte gegen den neu formierten Drittliga-Absteiger vom ebenfalls neuen Chefcoach Semih Keskin personell auf die erwartete Startelf. In der Innenverteidigung begann Neuzugang Ivan Ordets neben Vasileios Lampropoulos. Außen spielten Cristian Gamboa und der erst am Montag verpflichtete Jannes Horn, der damit sein Debüt für den VfL gab.

Im Mittelfeld agieren Anthony Losilla und Kevin Stöger als Doppelsechs. Takuma Asano spielte etwas überraschend als Zehner. Für ihn kam Simon Zoller über den rechten Flügel, über links griff Gerrit Holtmann an und sollte Stoßstürmer Philipp Hofmann füttern.

Vor der Partie der Himmelblauen aus Berlin gegen die im Ausweichtrikot („Beton“) aufgelaufenen Bochumer gab es eine Gedenkminute für den verstorbenen DFB-Ehrenspielführer Uwe Seeler.

Viktoria Berlin hoffte auf Umschaltmomente

Danach entwickelte sich die zu erwartende Partie eines Erstligisten bei einem Viertligisten. Bochum hatte viel Ballbesitz, kam aber zunächst nur nach Ecken von Kevin Stöger zum Abschluss. Er köpfte Ivan Ordets, dann Hofmann übers Tor, auch Zoller traf nach Flanke von Asano per Kopf nicht das Gehäuse.

Die Viktoria stand tief, setzte auf Umschaltmomente. Sie ist nicht nur jung (Altersschnitt der Startelf: 21,6 Jahre), sondern hat auch Tempo. Moritz Seiffert enteilte gleich zweimal Lampropoulos, der ihn beim zweiten Versuch festhielt und dafür Gelb sah (13.).

Doppelschlag vom VfL Bochum

Nach dem ersten gelungenen Angriff des VfL rappelte es dann gleich. Stöger schickte Holtmann steil, der setzte sich auf links durch und legte zurück Richtung Elfmeterpunkt, wo Zoller in bester Torjägermanier ins linke Eck einnetze (19.). Kurz danach scheiterte Holtmann, ehe die Bochumer mit den nun etwas überforderten Berlinern erneut Katz und Maus spielten im Strafraum. Letztlich bediente Hofmann Asano, der das 2:0 markierte (22.).

Nach dem Doppelschlag ließ der VfL vorne den Ball weiter schnell laufen, zu schnell für die Berliner, ehe Horns Debüt bereits zu Ende war nach gut 25 Minuten. Der Linksverteidiger musste ausgewechselt werden, offenbar verletzt am linken Oberschenkel. Horn ist nach Danilo Soares und Konstantinos Stafylidis der dritte verletzte Linksverteidiger des VfL Bochum. Für ihn kam Neuzugang Saidy Janko, ein Rechtsverteidiger, zu seinem Pflichtspiel-Debüt. Janko hatte große Anlaufprobleme.

An der kühlen Dominanz des VfL änderte das nichts. Holtmann, nach einem Seitentausch mit Zoller jetzt über rechts, zwang den 20-jährigen Marcel Köstenbauer mit einem 20-Meter-Schlenzer zu einer Glanzparade (29.). Auf der anderen Seite vergab Routinier Christopher Theisen die erste Berliner Chance, nachdem sich Ordets verschätzt hatte (37.): Theisen schoss freistehend links vorbei.

Überhaupt: Die Konterabsicherung funktionierte beim VfL nicht wie erhofft, auch die Staffelung im Zentrum offenbarte Lücken. Berlin war aber zu harmlos, um die Löcher besser auszunutzen und Torwart Riemann mal zu prüfen. Nach Asanos Schuss übers Tor (42.) ging es daher mit einem so verdienten und souveränen wie weitgehend glanzlosen 2:0 in die Kabine.

Förster ersetzt Asano

Nach der Pause kam Philipp Förster für Asano. Er war damit der sechste Neuzugang, der Spielpraxis erhielt, später kam noch Jordi Osei-Tutu hinzu. Direkt nach Wiederanpfiff zündeten einige Unverbesserliche im Fan-Block Pyrotechnik, der Block versank im blauen Rauch – erneut wird der Verein damit wohl zur Kasse gebeten vom DFB.

Zeitgleich unterbrach Lampropoulos die Partie, um sich um den verletzten Berliner Enes Küc, der in der Jugend mal beim VfL unter Trainer Reis gespielt hat, zu kümmern. Küc wurde auf einer Trage zur Kabine gebracht.

Auch interessant

Als es weiterging, köpfte Hofmann, der als Vorbereiter und als Ball festmachender Stürmer Akzente setzte, den Ball nach Maßflanke des auffälligen Holtmann, über dessen Seite die meisten gelungenen VfL-Angriffe liefen, aus kurzer Distanz nur an den Außenpfosten (52.). Auch ohne das 3:0 hatte Bochum die Partie klar unter Kontrolle, vergab aber weiterhin zu viele gute Chancen. Wie Förster, der von Hofmann per Brust bestens in Position gebracht wurde, aber frei aus elf Metern neben Tor schoss (55.).

Berlin blieb damit noch im Spiel – und prüfte erstmals Riemann. Nach einem bösen Patzer von Ordets scheiterte Ünal Durmushan am VfL-Keeper, ehe Bochum die Partie mit einer starken Umschaltaktion entschied.

Wieder war es Stöger, der mit einem öffnenden Pass Zoller rechtsaußen auf die Reise schickte. Der hob den Kopf, flankte mustergültig auf Hofmann am langen Pfosten, der aus kurzer Distanz sein erstes Pflichtspiel-Tor erzielte (65.).

podcast-image

Zoller und Stöger durften dann unter die Dusche gehen, für sie kamen Patrick Osterhage und Jordi Osei-Tutu, kurz darauf ersetzte Erhan Masovic Ordets. Es ging jetzt nur noch um Belastungssteuerung, Spielpraxis und die Höhe des Sieges. Förster trat nun die Standards und hätte fast noch das 4:0 per Freistoß erzielt. Ansonsten passierte aber aber nicht mehr viel, so dass es beim standesgemäßen 3:0 blieb.

Das Spiel zum Nachlesen im Live-Ticker:

Berlin - Bochum