Gais/Südtirol. Manuel Riemann, Torwart des VfL Bochum, hält nichts davon, Spiele vorab als verloren anzusehen. Er rechnet sich auch gegen die Bayern etwas aus.

Für den VfL Bochum steht im Trainingslager das zweite Testspiel an. In Brixen geht es am Samstag gegen das Serie-A-Team Spezia Calcio. Bei den Feldspielern muss Trainer Thomas Reis zunächst sehen, wer fit und wie belastbar er ist. Die Entscheidung, wer im Tor stehen wird, ist dagegen gefallen. Nachdem sich Paul Grave und Michael Esser das Spiel gegen US Lecce (3:2) geteilt haben, soll nun Manuel Riemann durchspielen. Er geht auch in die kommende Saison als klare Nummer eins.

Beim ersten Interview beim Trainingsauftakt des VfL vor der drei Wochen hatte er angedeutet, dass er möglichst lange, vielleicht sogar bis zu einem Alter von 44, als Torwart spielen würde. Gegenüber dem Reviersport sagte er nun, dass er es sich gut vorstellen könne, nach Ende seiner aktiven Laufbahn als Trainer zu arbeiten.

„Ich glaube, dass ich viel Fußballverständnis habe, viel Sachverstand“, sagte er. „Und ich glaube auch, dass ich die nötige Lust habe, um anderen was beizubringen.“ Ob er dann als Trainer so einen Torwart findet, wie er selber einer ist, mit dieser speziellen Grundausbildung, ist zumindest fraglich.

Riemann hat mehr als 500 Spiele in den drei Bundesligen

Riemann hat immer wieder betont, wie wichtig da sein Opa Hans Humpa gewesen ist. „Der hat schon ganz früh besonderen Wert auf Raumerkennen und Ruhe am Ball gelegt. Das ist bei mir dann über die Jahre gewachsen. Er hat es von mir schon in der F-Jugend erwartet, vielleicht auf einem anderen Niveau. Aber natürlich baust du das über die Spiele in der ersten, zweiten, dritten Liga auf. Ich habe jetzt mehr als 500 Spiele auf diesem Niveau gemacht. Das baust du dann sukzessive aus und verbesserst dich dabei.“

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Das Torwarttraining beim VfL unter Peter Greiber fördert und unterstützt das besondere Spiel Riemanns ebenso. „Er lässt uns extrem viel selber schießen“, sagte Riemann. „Und ich glaube, dass die Konzentration und die Passqualität bei uns Torhütern, das soll jetzt nicht despektierlich klingen, so enorm hoch ist wie kaum bei den Feldspielern im Training. Das ist das, was es am Ende ausmacht. Der lässt nicht zu, dass du häufiger am Tor vorbeischießt. Ich glaube schon, dass er es nicht so offensichtlich für einen Laien macht. Aber wer weiß, um was es geht, der weiß, dass da viel Qualität da sein muss, sonst funktioniert die Trainingsarbeit auch nicht.“

Neben dem spezifischen Torwarttraining gehört beim Training und in den Testspielen dazu, dass sich Riemann mit seinen Vorderleuten einspielt. Mit Erhan Masovic und Vasilios Lampropoulos als Innenverteidigung hat er bereits in der vergangenen Saison erfolgreich zusammengespielt. Neu ist Ivan Ordets, ein weiterer neuer Innenverteidiger könnte noch dazu kommen.

Riemann setzt mit dem VfL Bochum wieder auf Kampf und Ballgewinne

Grundsätzlich gebe es ein paar Abläufe, die jeder Torwart auch anders haben wolle in der Raumverteidigung und bei der Mann-gegen-Mann-Verteidigung im Sechzehner, sagte er. Es werde alles ein bisschen brauchen, bis die Abläufe sitzen würden. „Aber es ist bisher nur ein neuer Innenverteidiger. Mit Erhan Masovic und Vasilios Lampropoulos habe ich vergangene Saison fast die komplette Hinrunde gespielt.“

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Man kenne sich und wisse, wie der andere spiele. Einfacher sei es natürlich, wenn man alles genau wisse. „Aber das weißt du meistens nie, weil man ja auch auf den Gegner reagieren musst“, sagte Riemann. „Man kann sich auf vieles vorbereiten. Aber in der Bundesliga ist es ja genau das, das der Raum gesehen und bespielt wird, den du nicht verteidigst. Daher ist auch nicht so einfach für die Innenverteidiger. Aber ich glaube, es schon die eine oder andere Möglichkeit, sich da abzustimmen.“

Grundsätzlich müsse für das Team auch in der kommenden Saison das Wichtigste sein, die Spielweise, die das Team ausgezeichnet habe, zu übernehmen. „Es gibt die Möglichkeit über den Kampf und Ballgewinne und Umschaltmomente. Und ich glaube trotzdem, dass wir genügend fußballerische Klasse haben, wenn wir den Kampf angenommen haben. Wir haben es vergangene Saison gezeigt, wie es gehen kann. Ich nehme da immer das Beispiel Hoffenheim im Hinspiel. Die hatten irgendwann keine Lust mehr. Das muss unser Ziel sein, dass wir die gegnerischen Mannschaften so lange nerven, bis die irgendwann keine Lust mehr haben.“

Riemann rechnet sich mit dem VfL Bochum auch gegen die Bayern etwas aus

Das sei im Zweifel nicht immer schön anzuschauen. „Für uns ist weiter wichtig, dass wir erfolgreich spielen“, sagte Riemann. „Ich habe mir ganz viele Spiele vergangene Saison noch ein zweites Mal zuhause angesehen und habe gedacht, wenn sich das einer im Fernsehen anguckt, dann sieht es nicht besonders toll aus. Am Ende aber sehen die Leute die Ergebnisse begeistern. Und wenn du gewinnst, fragt keiner mehr danach, wie du das geschafft hast.“

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Wobei die Bochumer auch bei den Siegen gegen Bayern und Dortmund nicht nur aufgrund der Endergebnisse begeisterten. Auch in der kommenden will Riemann solche besonderen Erfolgserlebnisse gegen die Topteams der Bundesliga nicht kategorisch ausschließen.

„Grundsätzlich ist es doch so, dass, wenn wir 14 Mal in der Saison nach Wuppertal und Viktoria Berlin müssten, dass wir da dann auch nicht alle 14 Spiele gewinnen würden. Du brauchst gegen die Topteams der Liga ein bisschen Glück und du brauchst auch einen Tag, an dem du das eine oder andere Traumtor schießt, die vielleicht nicht jede Chance reinmachen. Aber ich glaube, dass du grundsätzlich gegen jede Mannschaft eine Chance hast und dass du auch diese Mannschaften ärgern kannst. Du darfst nur einen Fehler nicht machen. Du darfst keine Angst haben. Es kann sein, dass wir beide Spiele verlieren. Aber ich glaube nicht, dass wir in beiden Spielen chancenlos sein müssen. Ich glaube schon, dass man da trotzdem etwas holen kann. Gerade zu Hause.“