Bochum. Riemann glänzte nicht nur im Tor, Soares lernte dazu, auf Stafylidis war Verlass. Die Spieler-Noten zur Bundesliga-Saison des VfL Bochum, Teil 1.

Manuel Riemann hat viele Bilder für den Rückblick des VfL Bochum auf diese Saison geliefert. Der Torwart des VfL stand oft im Mittelpunkt und relativ häufig auch auf dem Zaun bei den Fans. Es war eine erfolgreiche Saison für ihn und für den Aufsteiger. Für etliche Akteure war es die erste Saison in der Bundesliga. Hier sind die Noten zur Saison, Teil eins: Torwart und Viererkette.

Tor: Manuel Riemann (31 Bundesliga-Einsätze, 31 Mal Startelf)

Der Mann hat seinen Traum gelebt. Lange musste er darauf warten sich in der Bundesliga präsentieren zu können. Als er dann da war, durfte er gleich im ersten Spiel einen Elfmeter halten. Elfmeter von und mit ihm gab es im Saisonverlauf noch weitere. Er ist der – wohl einzige – Torwart, der, das haben Statistikfreunde herausgefiltert, nun in der 3. Liga, der 2. Liga und der Bundesliga mindestens einen Elfmeter verschossen hat.

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Verfeinerte im Saisonverlauf noch seine Vorarbeitsfähigkeiten und wurde darob und wegen seiner guten Torwartleistungen von Schlagzeilen suchenden Menschen in den Dunstkreis der Nationalmannschaft geschoben. Bei Trainer Thomas Reis sorgte das für Kopfschütteln und ein müdes Lächeln. Reis weiß aber durchaus zu schätzen und nutzt es ja auch, dass er mit Riemann einen elften Feldspieler aufbieten kann. Auf dem Zaun bei den Fans wusste der Torwart ebenso zu überzeugen. Wurde bei den Feierlichkeiten im Bermudadreieck auf Händen getragen. Wohl zurecht. Note: 1,5

Die Innenverteidiger

Armel Bella Kotchap (22 Einsätze, 20 Mal Startelf)

Armel Bella Kotchap zeigte zwei Gesichter in dieser Saison. Neben starken Leistungen wie gegen Wolfsburg gab es auch schwache Auftritte.
Armel Bella Kotchap zeigte zwei Gesichter in dieser Saison. Neben starken Leistungen wie gegen Wolfsburg gab es auch schwache Auftritte. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Unstetigkeit, dein Name sei Bella Kotchap. Er bringt alles mit, was ein Innenverteidiger moderner Prägung dieser Tage benötigt: Er ist körperlich stark, er ist schnell. Was bisweilen zu fehlen scheint ist die Erdung, das stetige Umsetzen des Wissens, dass man sich alles erarbeiten muss – immer und immer wieder.

Mit seiner Spielweise an guten Tagen weckte er sicherlich bei dem einen oder anderen Verein Interesse. Mit seiner Trainingsarbeit an schlechten Tagen weckte er ganz offensichtlich bei Trainer Thomas Reis Ärger. Immer mal wieder musste er den jungen Innenverteidiger dadurch in die Spur bringen, dass er auf ihn verzichtete. Das ist auf Dauer ermüdend. Aber ein Lernprozess heißt Lernprozess, weil es ein Prozess ist. Und noch darf sich Bella Kotchap junger Spieler nennen. Er wurde wieder für die U21 des DFB nominiert. Das ist, bei aller Kritik an ihm, absolut gerechtfertigt. Note: 3

Maxim Leitsch (19 Einsätze, 17 Mal Startelf)

Maxim spielte trotz zwei folgenschwerer Patzer eine gute Rückrunde für den VfL Bochum. Er wechselt nach Mainz.
Maxim spielte trotz zwei folgenschwerer Patzer eine gute Rückrunde für den VfL Bochum. Er wechselt nach Mainz. © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

Er blieb auch in dieser Saison der Mann mit dem langen Anlauf. Am ersten Spieltag stand er in der Startelf, danach fehlte er lange verletzt. Ab dem 13. Spieltag war er dann wieder da und auch nicht mehr wegzudenken. Er hat Tempo, er ist Linksfuß. Das sind für einen Innenverteidiger zwei Dinge, die bei der Nominierung für eine Startelf und auch auf dem Transfermarkt helfen.

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Nicht hilfreich ist es dagegen, wenn man einen Fehler wiederholt. In zwei Spielen, gegen Freiburg im Pokal und gegen Augsburg in der Liga, trug er mit zu kurzen Rückpässen zu Niederlagen bei. Fehler zu machen, aus ihnen zu lernen, gehört zum Reifeprozess dazu. In vielen anderen Spielen trug er mit Tempo und Übersicht und einer verbesserten Robustheit in den Zweikämpfen eben auch zu den Erfolgen bei. Die will er nun woanders feiern. Der 24-Jährige wechselt zum Bundesliga-Konkurrenten FSV Mainz 05, er erhielt dort einen Vertrag bis Sommer 2026. Note: 2,5

Erhan Masovic (20 Einsätze, 17 Mal Startelf)

Spielte eine sarke Hinrunde für den VfL Bochum: Erhan Masovic. Auch gegen Dortmunds Erling Haaland überzeugte er.
Spielte eine sarke Hinrunde für den VfL Bochum: Erhan Masovic. Auch gegen Dortmunds Erling Haaland überzeugte er. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Er wirkt eigentlich immer so, als würde er gerade an einer Trainingsstunde der Herzsportgruppe niedriger Blutdruck teilnehmen. Andere würden sagen, er verteidige halt unaufgeregt und würde selbst dann nicht mehr aus sich herausgehen, wenn er in einem entscheidenden Spiel eine Ecke ausführt und die Hereingabe selber per Fallrückzieher verwandeln würde. Seine, nennen wir es Ausgeglichenheit, aber durfte er wegen seiner Ruhe im Spiel, am Ball, im Zweikampf Mitte der Saison für einen längeren Zeitraum zeigen. Dass er sehr wohl aus sich herausgehen kann, zeigte er nach den wichtigen Siegen in den wichtigen Spielen. In dem Serben scheint doch ein Feierbiest zu schlummern. Note: 3

Vasilios Lampropoulos (13 Einsätze, 13 Mal Startelf)

Vasilios Lampropoulos war Mitte der Hinrunde ein Stabilisator in der Innenverteidigung des VfL Bochum.
Vasilios Lampropoulos war Mitte der Hinrunde ein Stabilisator in der Innenverteidigung des VfL Bochum. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Als der VfL Bochum in der Hinrunde gegen Fürth, Frankfurt, Hoffenheim, Freiburg und Augsburg gewann und damit bereits den Grundstein zum Klassenerhalt legte war er einer der Innenverteidiger. Spielte nach dem Sieg gegen Augsburg aber nur noch einmal. Trainer Reis tat das Leid, aber die Spieler, die stattdessen dann in der Innenverteidigung spielten machten ihre Sache oft auch mehr als ordentlich. Sein Vertrag läuft aus. Beide Seiten können sich eine weitere Zusammenarbeit vorstellen. Note: 3

Die Außenverteidiger

Cristian Gamboa (23 Einsätze, 20 Mal Startelf)

Cristian Gamboa erzielte gegen den FC Bayern ein Traumtor, gefeiert auch von Gerrit Holtmann.
Cristian Gamboa erzielte gegen den FC Bayern ein Traumtor, gefeiert auch von Gerrit Holtmann. © AFP | STR INA FASSBENDER

Die Bundesliga, das hat der Rechtsverteidiger aus Costa Rica schon im Sommer-Trainingslager gesagt, die sei wie elf Tassen Kaffee. Genauso aufgedreht spielt er auch. Er ist immer in Bewegung, rennt, ordnet mit Händen und Füßen. Als Gegenspieler kann er maximal unangenehm sein, weil er so wendig und schnell ist und sich in Zweikämpfe nachgerade reinbeißt. Dazu machte er in dieser Spielzeit eins der Tore der Saison.

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Gegen die Bayern spielte er einen schicken Doppelpass mit Patrick Osterhage und schraubte den Ball dann über Sven Ulreich in den Winkel. Daraufhin gönnte er sich keinen Kaffee, sondern ein Bier. Später in der Saison, als der Klassenerhalt feststand, waren es – mindestens – drei. Eins für jeden Punkt, so sagte er es. Könnte bei der Winter-WM noch Gegner der deutschen Nationalmannschaft werden, wenn sich Costa Rica im WM-Quali-Entscheidungsspiel gegen Neuseeland durchsetzt. Note: 2,5

Danilo Soares (30 Einsätze, 30 Mal Startelf)

Danilo Soares glänzte nicht nur beim 4:2-Sieg gegen den FC Bayern. Er war einer der Besten beim VfL Bochum.
Danilo Soares glänzte nicht nur beim 4:2-Sieg gegen den FC Bayern. Er war einer der Besten beim VfL Bochum. © Getty Images | Stringer Joosep Martinson

Auch mit dem Brasilianer führte Trainer Reis in dieser Saison ein längeres Gespräch. Reis überzeugte ihn davon, weitestgehend auf Schnörkel in seinem Spiel zu verzichten. Nach dem 0:7 bei den Bayern hielt sich Soares zumeist daran.

Eben auch, weil er merkte, dass er ansonsten in dieser Liga mit vielen guten und vor allem schnellen Gegenspielern Probleme bekommt. Soares sagt selbst, dass er nicht zu den schnellsten Spielern gehört, dass er deswegen viel antizipieren und sich gut auf seine Gegenspieler vorbereiten müsse. Das klappte ganz oft sehr gut. Note: 2

Konstantinos Stafylidis (24 Einsätze, 15 Mal Startelf)

Zweikampfstark: Konstantinos Stafylidis überzeugte beim VfL Bochum, kehrt aber vorerst zur TSG Hoffenheim (l.: Angelo Stiller) zurück.
Zweikampfstark: Konstantinos Stafylidis überzeugte beim VfL Bochum, kehrt aber vorerst zur TSG Hoffenheim (l.: Angelo Stiller) zurück. © dpa | Uwe Anspach

Wie es um die Sirtaki-Fähigkeiten des Griechen bestellt ist, ist noch nicht überliefert. Dass er gepflegt dazwischen hauen kann, aber hat der von der TSG Hoffenheim ausgeliehene Verteidiger mehrfach gezeigt. Gegen den SC Freiburg übertrieb er es etwas, sah die Rote Karte und verpasste dann die letzten vier Saisonspiele. Auch sonst kratzte er in Zweikämpfen häufiger mal an der Linie entlang, die Schiedsrichter vorgeben, bis sie eine Verwarnung aussprechen.

Gelernt hat er Linksverteidiger, Reis brachte ihn aber auch als Rechtsverteidiger oder stellte ihn im defensiven Mittelfeld auf. Mit seiner herzerfrischen Zweikampfführung bekam er von seinem Trainer, den Mitspielern und den Fans Lob und Anerkennung, von den seinen Gegenspielern, den gegnerischen Trainern und den Schiedsrichtern samt ihrer Assistenten böse Blicke. Damit kann Stafylidis umgehen. Selten hat eine Leihe so viel Sinn gemacht wie bei ihm. Er bekam Spielzeit und der VfL bekam einen Spieler, der wirklich weiterhalf. Beide Seiten können sich eine weitere Zusammenarbeit gut vorstellen. Zunächst aber kehrt Stafylidis zur TSG Hoffenheim zurück. Dort gilt sein Vertrag noch ein Jahr. Note: 3

Herbert Bockhorn (18 Einsätze, 7 Mal Startelf)

Herbert Bockhorn fehlte die Konstanz, defensiv hatte der Bochumer zu oft zu viele Probleme.
Herbert Bockhorn fehlte die Konstanz, defensiv hatte der Bochumer zu oft zu viele Probleme. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Mit dem Vornamen hat man es in Bochum zunächst etwas leichter. Im Gegensatz zu Herbert Grönemeyer aber konnte sich Bockhorn auch in dieser Saison keinen festen Platz beim Team von der Castroper Straße erarbeiten.

Er kam an den Routiniers auf den Außenverteidigerpositionen nicht vorbei. War dann mitten in der Saison abwechselnd nicht im Kader oder war im Kader und spielte nicht. Wenn er dann spielte, war ihm die fehlende Spielpraxis anzumerken – ein Teufelskreis. Will mehr Minuten, also mehr Spielzeit bekommen. Die wird er aber wohl nicht beim VfL Bochum bekommen. Note: 4

Nicht bewertet aufgrund zu weniger Einsätze: Torwart Michael Esser (3/3) und Verteidiger Saulo Decarli (0/1).