Bochum. Maxim Leitsch spielt künftig für Mainz 05. Der VfL Bochum kassiert eine stattliche Ablösesumme, die in den Kader fließt. Umbruch schreitet voran.
Überraschend war allenfalls der Name des neuen Vereins. Maxim Leitsch verlässt den VfL Bochum. Der linke Innenverteidiger wechselt zum Bundesliga-Konkurrenten FSV Mainz 05. Der 24-Jährige erhofft sich dort den nächsten Schritt – und darf langfristig planen. Denn in Mainz unterschrieb der gebürtige Essener einen Vertrag über vier Jahre bis zum Sommer 2026.
Über die Ablösesumme vereinbarten die Klubs Stillschweigen. Nach Informationen der WAZ aber hatte Leitsch wie mehrmals berichtet eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag beim VfL verankert, der ursprünglich noch bis zum Sommer 2023 datiert war. Diese hat er gezogen. Nach WAZ-Informationen beträgt die Ablösesumme rund 3,5 Millionen Euro.
VfL-Sportchef Schindzielorz erklärt die Klausel im Leitsch-Vertrag
Die Klausel bestätigte Sebastian Schindzielorz, Geschäftsführer Sport, nun in der Pressemitteilung. „Er ist beim VfL zum Stammspieler gereift und hat seine Qualität in der Bundesliga unter Beweis gestellt“, so Schindzielorz. „Deshalb wollten wir mit ihm langfristig planen und frühzeitig verlängern, doch schon bei der jüngsten Vertragsverlängerung im vergangenen Jahr hat er signalisiert, dass er sich andere Optionen offenhalten möchte. Wir haben uns somit auf einen Vertrag geeinigt, der ihm einen vorzeitigen Wechsel zu einem anderen Club ermöglicht.“
Leitsch hatte seinen Vertrag im August 2021 nur um ein Jahr verlängert. So kam er, anders herum betrachtet, dem Klub auch ein Stück weit entgegen: Bochum generiert nun wenigstens eine für den VfL stattliche Ablösesumme. In etwa so viel Geld spülte zuletzt der Transfer von Simon Terodde in die VfL-Kassen. Terodde wechselte 2016 vom VfL zum VfB Stuttgart. Sechs Jahre ist das her.
Leitsch ersetzt in Mainz St. Juste
Auch interessant
Seit 2008, seit 14 Jahren, spielte Leitsch für den VfL Bochum, immer wieder warfen ihn in jungen Profijahren langwierige Verletzungen zurück. „Maxim Leitsch ist ein mustergültiges Beispiel für die hervorragende Ausbildung unseres Talentwerks. Wir haben sein Entwicklungspotenzial gesehen und ihn unterstützt, auch und gerade in den Phasen, in denen ihm gesundheitliche Probleme zu schaffen machten“, erklärte Schindzielorz.
„Ich war viele Jahre bei meinem Heimatverein Bochum und bin unheimlich dankbar für alles, was ich beim VfL lernen und mitnehmen durfte. Dennoch denke ich, dass ein Tapetenwechsel für meine Entwicklung der richtige Schritt ist.“ In Mainz ist er praktisch der Nachfolger von Jeremiah St. Juste, der den Klub verlassen hat. Zudem wird Leitsch in Mainz deutlich mehr verdienen als zuletzt in Bochum.
In der vergangenen Saison, seiner ersten Bundesliga-Spielzeit, kam er auf 19 Einsätze in der Liga. Insgesamt trug er seit seinem Zweitliga-Debüt 2016 93 Mal das Trikot des VfL in der Bundesliga, in der 2. Liga und im DFB-Pokal. Von Mainz habe er „nur Gutes“ gehört und das Gefühl gehabt, „absolut gewollt zu sein“, sagte Leitsch nun.
Geht auch Bella Kotchap? Der Umbruch schreitet voran
Bochum war auf Leitschs Abgang lange vorbereitet. Fraglich ist, ob auch der zweite Stamm-Innenverteidiger dieser Saison, Armel Bella Kotchap, Bochum verlässt. Sein Vertrag gilt bis 2024 – ohne Ausstiegsklausel. Der VfL erhofft sich für den noch höher als Leitsch gehandelten 20-Jährigen eine Ablösesumme in Höhe von rund zehn Millionen Euro. Bisher liegt keine konkrete Anfrage vor, zumindest ist noch nichts durchgesickert.
In jedem Fall sucht Bochum längst einen, eher zwei neue Verteidiger mit Stammspieler-Qualität. Gerüchte über Zugänge auf dieser Position aber sind bisher nicht aufgetaucht. Amos Pieper war ein Kandidat, wenn auch nicht ganz oben auf der Liste. Er wechselte von Arminia Bielefeld jüngst zum SV Werder Bremen.
Polter vor Wechsel nach Frankfurt für 1,5 bis 2 Millionen Euro
Der Umbruch indes schreitet voran – bisher aber fast nur auf der Abgangsseite. Neben den acht Spielern, die nach Leihen oder auslaufenden Verträgen den VfL sicher verlassen, ist nun auch Leitsch nicht mehr dabei. Sebastian Polter dürfte Abgang Nummer zehn werden. Der Stürmer ist sich mit Eintracht Frankfurt bereits einig, Vollzug wird bald erwartet. Die Ablösesumme für Polter liegt nach WAZ-Informationen zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro.
Transfereinnahmen fließen zum Großteil in den neuen Kader
Auch interessant
Die Transfereinnahmen will der VfL Bochum zum Großteil in den neuen Kader stecken, in erster Linie in die Gehälter. Der Etat soll in der kommenden Saison auf 30 Millionen Euro steigen von 24 Millionen Euro in dieser Spielzeit. Zudem hofft er, dass der Hamburger SV aufsteigt. Dies würde Bochum beim TV-Geld rund 1,6 Millionen Euro mehr einbringen.
Aber auch – überschaubare – Ablösesummen sind nun denkbar. Zum Beispiel für Konstantinos Stafylidis, den man nach der erfolgreichen Leihe gerne verpflichten würde. Bei der TSG Hoffenheim läuft sein Vertrag noch ein Jahr. Noch offen ist auch der Ausgang der Gespräche mit Milos Pantovic und Vasilios Lampropoulos. Beide will der VfL grundsätzlich halten, auch Lampropoulos kann sich eine weitere Zeit in Bochum gut vorstellen. Aktuell hat der VfL mit Erhan Masovic und Bella Kotchap nur noch zwei Innenverteidiger unter Vertrag.
Vor allem in der Abwehr und im Mittelfeldzentrum hat der VfL Bochum viel Bedarf, als einziger Neuzugang steht bisher Stürmer Philipp Hofmann als Polter-Nachfolger fest. Viele Baustellen, viel Arbeit. Umso wichtiger wäre es da, auf der Position des Sport-Geschäftsführers Klarheit zu haben – und zwar über diesen Sommer hinaus.
Der Kader des VfL Bochum 22/23 (Stand: 20. Mai)
Tor: Manuel Riemann (Vertrag bis 2023), Michael Esser (2023), Tjark Ernst (2023), Paul Grave (offen)
Abwehr: Erhan Masovic (2025), Danilo Soares (2024), Armel Bella-Kotchap (2024), Cristian Gamboa (2023), Moritz Römling (2023).
Mittelfeld zentral: Patrick Osterhage (2024); Anthony Losilla (2023)
Auch interessant
Angriff mit offensiven Flügeln: Simon Zoller (2024), Takuma Asano (2024), Luis Hartwig (2024), Christopher Antwi-Adjei (2024), Sebastian Polter (2023/Wechsel zu Eintracht Frankfurt kurz vor dem Abschluss), Gerrit Holtmann (2023/Ausstiegsklausel vorhanden), Silvere Ganvoula (2023), Tarsis Bonga (2023)
Noch offen nach auslaufendem Vertag: Milos Pantovic, Vasileios Lampropoulos
Noch offen nach Leihe: Konstantinos Stafylidis (auf Leihbasis ohne Kaufoption von TSG Hoffenheim; Vertrag dort bis 2023)
Maxim Leitsch (Mainz 05/3,5 Millionen Euro Ablöse), Saulo Decarli, Herbert Bockhorn, Robert Tesche, Tom Weilandt, Danny Blum, Jürgen Locadia (alle Ziel offen und ablösefrei), Eduard Löwen (war ausgeliehen ohne Kaufoption von Hertha BSC; Vertrag dort bis 2024), Elvis Rexhbecaj (war ausgeliehen ohne Kaufoption von VfL Wolfsburg; Vertrag dort bis 2023)
Zugänge:
Philipp Hofmann (Sturm, ablösefrei vom Karlsruher SC)
Kandidaten für einen Zugang unter anderem: Kevin Stöger (Mittelfeld zentral, ablösefrei von Mainz 05), Keanan Bennetts (linkes Mittelfeld/Linksaußen; Borussia Mönchengladbach, ablösefrei)