Bochum. Der VfL Bochum blickt auf eine famose Saison zurück. Nun folgt ein Umbruch. Droht kommende Saison der Abstieg? Nicht unbedingt. Ein Kommentar.

Noch einmal hat der VfL Bochum gezeigt, was ihn über die Saison zum Erfolg geführt hat. Trotz vieler Ausfälle, trotz personeller und taktischer Neuformation steckten die Spieler ein 0:2 nach schwacher erster Hälfte bei Union Berlin weg. Sie glichen aus, verloren erst durch ein spätes Gegentor beim Tabellenfünften, dem besten Team der letzten sieben Spieltage.

Der VfL hat sich den Klassenerhalt so verdient wie Union die Teilnahme an der Europa-League. Dass sich am Ende der eine oder andere Spieler wie Saulo Decarli oder Jürgen Locadia krank meldeten, ist nur eine Randnotiz. Es ist ohnehin nur Spekulation, ob sie tatsächlich ernsthaft erkrankt waren oder sich lieber schonen wollten. Bei den Genannten laufen die Verträge jedenfalls aus, eine Verletzung käme da zur Unzeit. Das mag man kritisieren. Im Millionen-Geschäft Fußball ist das allerdings – leider – kein Einzelfall.

VfL Bochum steckt mit Fans im Rücken Rückschläge weg

Die Leistung des VfL in dieser mit emotionalen Höhepunkten vollgepackten Saison kann das nicht schmälern. Der Aufsteiger hat es mit den nach Corona-Beschränkungen und elf Jahren Zweitklassigkeit euphorisierten Fans geschafft, Rückschläge wegzustecken, sich gegen die finanziell oft in einer anderen Liga spielenden Konkurrenten zu stemmen.

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Momente für die Geschichtsbücher hat Bochum geliefert. Beispiele: Der erste Heimsieg gegen Mainz mit Gerrit Holtmanns Tor des Jahres. Das 2:0 gegen die TSG Hoffenheim mit Manuel Riemanns Elfmeter-Fehlschuss und Milos Pantovic’ 60-Meter-Treffer. Das leidenschaftliche 1:1 gegen den BVB. Der furiose 4:2-Sieg gegen den FC Bayern. Die Krönung mit dem 4:3-Festival in Dortmund. Dazu die Pokalfights gegen Augsburg, Mainz, Freiburg.

Viel mehr geht nicht.

Umbruch: So kann auch in der kommenden Saison der Klassenerhalt gelingen

Genau das sorgt die Skeptiker. Wie kann Bochum diese Saison auch nur annähernd wiederholen mit dem mit Abstand kleinsten Etat aller Bundesligisten?

Zuerst sind Kaderplaner Sebastian Schindzielorz und Trainer Thomas Reis gefordert. Elf Spieler wurden verabschiedet, die meisten erhalten kein neues Angebot. Maxim Leitsch, Gerrit Holtmann, Armel Bella Kotchap oder auch Sebastian Polter, an dem Eintracht Frankfurt interessiert ist, könnten ebenfalls gehen. Ebenso wie Spieler aus der zweiten Reihe, wie Tarsis Bonga oder Luis Hartwig etwa. Das wird ein Umbruch.

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Bei Reis zählen zuerst Einsatz und Teamgeist

Reis hat es in den vergangenen zwei Jahren geschafft, aus verschiedenen, keinesfalls nur „einfachen“ Charakteren ein Team zu formen, fast alle mitzunehmen. Mit Ehrlichkeit, klaren Ansagen und Konsequenzen, wenn einer aus der Reihe tanzt – unabhängig von der Gehaltsklasse des Betroffenen. Disziplin und Teamgeist stehen bei ihm an erster Stelle. Erst danach kommt die Kunst des Fußballs hinzu.

Auch Polter könnte den VfL Bochum verlassen

Bochum kann weiterhin neue Spieler der Startelf-Kategorie nicht mit Geld locken. Aber mit Begeisterung. Mit der Aussicht auf viel Spielzeit, auf eine Weiterentwicklung, die beiden Seiten hilft. Insbesondere bei den Leihspielern, die es erneut fast zwangsläufig geben muss, dürfte sich der Transfersommer noch etwas länger hinziehen, muss der eine oder andere Platz im Kader wohl auch im August noch frei sein. Wie im Vorjahr, als Konstantinos Stafylidis, Elvis Rexhbecaj und Sebastian Polter die Mannschaft Anfang und Mitte August noch entscheidend verstärkten.

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Reis und Schindzielorz werden bei der Verpflichtung neuer Spieler wieder zuerst auf den Charakter Wert legen. In den letzten Jahren haben sie das bestmöglich hinbekommen. Warum nicht auch in diesem Sommer?