Berlin. Auf zwölf Spieler musste Thomas Reis beim Spiel bei Union Berlin verzichten. Der Trainer des VfL Bochum wollte das aber nicht zu hoch hängen.
Fast wäre Thomas Reis mittendrin gewesen. Der Trainer des VfL Bochum aber wusste was kommen würde, als bei der Pressekonferenz nach dem Spiel bei Union Berlin die Tür aufging. Eine Meute Union-Spieler drängte in den Raum, stürzte auf Union-Trainer Urs Fischer zu, übergoss ihn mit Bier. Reis schaute sich die Dusche mit sicherem Abstand und einem Lächeln an. Er war zuletzt zweimal selber mit Bier geduscht worden. Der VfL hatte frühzeitig den Klassenerhalt zu feiern. Auch deshalb verzichtete Reis auf böse Worte bei seinem Statement zum 2:3 bei Union. Er blieb bei seiner Erklärung, warum er in Summe zwölf Spieler nicht hatte einplanen können.
Der VfL Bochum hat als Aufsteiger eine wirklich gute Saison gespielt. VfL-Sportvorstand Sebastian Schindzielorz ordnete sie so ein: „Noch einmal ein großes Danke schön an alle Beteiligten, die Spieler, das Trainerteam, die Mitarbeiter, die Fans, die Vereinsmitglieder, alle, die den VfL Bochum unterstützt haben“, sagte er. „Ich glaube, wir können auf eine hervorragende Saison zurückblicken. Auf eine Saison, auf die wir stolz sein können, auf Großes, das wir gemeinsam geleistet haben. Und das können wir sicherlich in den nächsten Tagen auch noch einmal genießen.“
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Dass er genau das tun wird, war Reis bei der PK am Gesichtsausdruck nicht zwingend abzulesen, als die Frage zu den fehlenden Spielern kam. Seine Antwort fiel kurz und knapp aus und änderte sich auch nicht auf erneute Nachfrage. „Die Spieler sind krank, erkältet“, sagte er nur, aber das ließ zumindest Interpretationsspielraum. Auch in die Richtung, dass Reis keine Lust darauf hatte, sich die sehr gute Saison durch Unstimmigkeiten am letzten Spieltag, beim für den VfL nahezu bedeutungslosen Spiel kaputt machen zu lassen.
Etliche Spieler fehlen mit Verletzungen
Bei einigen Spielern war klar, dass Verletzungen sie daran hindern würden, mit nach Berlin zu fahren. Konstantinos Stafylidis und Milos Pantovic fehlten mit Knieproblemen, Elvis Rexhbecaj mit Fersenproblemen. Erhan Masovic und Christopher Antwi-Adjei hatten bereits die gesamte Woche krank gefehlt. Bei Vasilios Lampropoulos und Manuel Riemann waren es private, Reis bekannte Gründe, die dazu führten, dass die beiden nicht mit nach Berlin fuhren.
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Anders sah es bei Jürgen Locadia, Saulo Decarli, Danny Blum, Maxim Leitsch und Tom Weilandt aus. Wobei Weilandt in dieser Saison gar keine Rolle spielte. Die größere Überraschung wäre da gewesen, hätte Reis überhaupt darüber nachgedacht, ihn mit nach Berlin zu nehmen.
Erste Hälfte fahrig, zweite Hälfte effektiv
Auch ohne etliche etatmäßige Stammkräfte boten die Bochumer dem Europa-Pokal-Anwärter Union Berlin über weite Strecken ein Spiel auf Augenhöhe. Das war es dann auch, was Reis zufrieden auf den letzten Spieltag blicken ließ.
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„Die Grundordnung, die wir wählen mussten, weil etliche Spieler fehlten, hat funktioniert“, sagte er. „Und Anthony Losilla hat erneut gezeigt, was geht, wenn sich ein Spieler an Vorgaben für seine Position hält.“ Reis hatte den Kapitän in Ermangelung an gelernten Innenverteidigung genau dort, in der Innenverteidigung, aufgeboten.
Dass die Bochumer bei beiden Gegentoren vor der Halbzeit durch Fehler mithalfen, wurde nach der Halbzeit dadurch relativiert, dass die Bochum fast gnadenlos effektiv vor dem Berliner Tor agierten.
Löwen zeigt seinen feinen Fuß
Beim 1:0 für Union durch Grischa Prömel verlor mit Armel Bella Kotchap der einzig verbliebene gelernte Innenverteidiger ein wichtiges Duell (5.). Er ließ Genki Haraguchi flanken. In der Mitte ließ Robert Tesche Prömel laufen. Am 2:0 war Tesche beteiligt, weil er bei einer Abwehraktion im Strafraum den Ball an die Hand bekam. Den Elfmeter verwandelte Taiwo Awoniyi sicher (25.).
Was im zweiten Abschnitt passierte, nachdem Reis Eduard Löwen für Tesche und später Gerrit Holtmann für Bella Kotchap gebracht hatte, fasste Schindzielorz treffend zusammen. „Wir haben uns dann in der zweiten Hälfte deutlich gesteigert, waren aggressiver, hatten viele Balleroberungen, sind verdient zum Ausgleich gekommen.“
Losilla lobt die Mentalität des Teams
Der Schlusspunkt aber blieb Union und Awoniyi vorbehalten. Zwei Minuten vor dem Ende traf der Stürmer zum 3:2 und leitete damit endgültig die Berliner Feierlichkeiten ein. Das Team von Urs Fischer spielt in der nächsten Saison in der Europa League.
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„Trotzdem Kompliment an unser Team“, sagte Losilla. „Das Gesicht, das wir im zweiten Abschnitt gezeigt haben, war gut. Unsere Mentalität, die wir die gesamte Saison gezeigt haben, war gut. Das müssen wir beibehalten in der nächsten Saison, das hat uns viele Punkte gebracht. Keiner hat uns da gesehen, wo wir jetzt stehen. Darauf können wir stolz sein.“
Dass der VfL Bochum einen ähnlichen Weg wie Union Berlin schaffe, sei schwierig. „Union hat es verdient, sie arbeiten richtig gut“, sagte Losilla. „Aber sie haben eben auch ein größeres Budget als wir. Wir müssen mit unser Arbeit weitermachen und bleiben auch in der nächsten Saison beim Ziel Klassenerhalt.“