Berlin. Der VfL Bochum hat sein letztes Bundesligaspiel in dieser Saison mit 2:3 bei Union Berlin verloren. Simon Zoller trifft erstmals nach Comeback.
Der VfL Bochum hatte bereits vor dem Spiel bei Union Berlin für eine Überraschung gesorgt. 20 Spieler kann Trainer Thomas Reis im Normalfall nominieren. Zum Abschluss bei Union hatte er 16 Spieler dabei. Damit fehlten zwölf Spieler. Einige mit Verletzungen, einige, weil sie offiziell als erkältet gemeldet worden waren. Reis wusste so schon vorab, dass er das Auswechselkontingent nur dann komplett ausschöpfen konnte, wenn er Ersatztorwart Paul Grave bringt. Einer der ungewöhnlichste VfL-Kader der vergangenen 25 Jahre lag schnell mit 0:2 zurück und verlor schließlich mit 2:3. Platz neun wäre im besten Fall in der Abschlusstabelle möglich gewesen, mit diesem Punktgewinn wurde es Platz 13. Das ist für einen Aufsteiger mehr als in Ordnung.
Die Niederlage in Berlin schmälerte die gute Saison der Bochumer nicht. Dass Reis auf viele Spieler verzichten musste, beziehungsweise bei einigen Spielern bewusst auf sie verzichtete, geriet auch deshalb zur Randnotiz, weil der 1. FC Köln selbst nicht gewann und Union auf den Tabellenplatz vorrückte, der zur Teilnahme an der Europa League bedeutet.
VfL Bochum mit Not-Besetzung bei Union Berlin
Reis hatte bereits in der Woche vor dem Spiel gesagt, dass das Spiel bei Union auch deshalb ein besonderes sein würde, weil das Team in dieser Konstellation nie mehr zusammenspielen würde. Mit so einer Formation, so einer Not-Besetzung aber war kaum zu rechen. Dabei überraschte der Wechsel im Tor nicht.
Für Manuel Riemann stand zum Saisonabschluss Michael Esser im Tor. Den Wechsel hatte Reis bereits angedeutet. Riemann war dann aber auch nicht mit nach Berlin geflogen. Als zweiter Torwart saß Paul Grave auf der Bank.
Spannend wurde es bereits bei der Viererkette. Die bildeten gegen Union auf dem Papier Herbert Bockhorn, Cristian Gamboa, Armel Bella Kotchap und Danilo Soares. Gamboa war als zweiter Innenverteidiger neben Bella Kotchap nominiert.
Das Mittelfeld mit Anthony Losilla, Patrick Osterhage und Robert Tesche hatte in dieser Kombination in dieser Saison auch noch nicht zusammen auf dem Platz gestanden. Im Spiel rückte dann aber Losilla in die Innenverteidigung einer Fünferkette.
Den Angriff hatte es auch noch nicht gegeben, da bot Reis zunächst Takuma Asano, Sebastian Polter und Simon Zoller auf. Wobei laut Aufstellungsbogen Asano hinter der Doppelspitze Polter/Zoller agieren sollte.
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Auf der Bank saßen neben Grave noch Gerrit Holtmann, Luis Hartwig, Tarsis Bonga und Eduard Löwen. Damit fehlten neben Riemann auch Erhan Masovic, Saulo Decarli, Konstantinos Stafylidis, Vasilios Lampropoulos, Maxim Leitsch, Elvis Rexhbecaj, Danny Blum, Tom Weilandt, Jürgen Locadia, Christopher Antwi-Adjei, Milos Pantovic. In Summe waren das zwölf Spieler, davon sechs potenzielle Startspieler.
Union hatte sich die Bochumer nicht extra eingeladen. Dass die Bochumer am letzten Spieltag in Berlin spielen würden, hatten die Spieltagsplaner weit vor der Saison festgelegt. Da immerhin war nicht abzusehen gewesen, um was es für die beiden Vereine am 14. Mai gehen würde.
Die Bochumer hatten ihr Saisonziel mit dem Sieg bei Borussia Dortmund erreicht. Der Klassenerhalt wurde da und auch noch eine Woche später mit dem Heimsieg gegen Bielefeld ausgiebig gefeiert.
Für Union ging es im Fernduell mit Köln darum, wer den Platz in der Europa League und wer den Platz in der Conference League bekommt.
Viel besser hätte dann das Rennen um diese Plätze für Union nicht beginnen können. Fünf Minuten waren gespielt, da stand es nach dem ersten schnellen Angriff bereits 1:0. Genki Haraguchi flankte auf Grischa Prömel, dessen Kopfball war für Esser unhaltbar.
Damit pflanzte Prömel ein weiteres Vergissmeinnicht in die Herzen der Union-Anhänger. Er war vor der Partie neben vier weiteren Akteuren verabschiedet worden. Er wechselt zur TSG Hoffenheim.
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Mit welcher Berliner Herzlichkeit ehemalige Spieler bei Union begrüßt werden, wenn sie denn als Spieler anderer Vereine vorbeischauen, bekam Polter zu hören.
Drei Jahre hatte er für Union gespielt, hatte zum Aufstieg in die Bundesliga beigetragen. Der Stadionsprecher erwähnte genau das bei der Vorstellung der Bochumer. Die Union-Fans hängten dabei Polter fröhlich den Zusatz „Hurensohn“ an.
In Szene setzen konnte sich Polter zunächst nicht. Union überließ den Bochumern nach der frühen Führung das Spiel, setzte weiter auf schnelles Umschalten. Oft klappte das nicht.
Aus einem der wenigen Versuche resultierte nach 25 Minuten aber das 2:0. Sven Michel hatte von der Strafraumgrenze geschossen, Robert Tesche bekam den Ball an die Hand, Schiedsrichter Marco Fitz bekam einen Hinweis vom Videoassistenten und entschied auf Elfmeter.
Esser war beim Elfmeter von Taiwo Awoniyi zwar in der richtigen Ecke, konnte das zweite Gegentor aber nicht verhindern.
Für Tesche schloss sich damit auch noch ein Kreis. Er hatte die Saison mit einem strafbaren Handspiel im ersten Saisonspiel beim VfL Wolfsburg begonnen, er beendete sie mit einem strafbaren Handspiel. Der Unterschied war diesmal nur, dass er weiterspielen durfte. Immerhin.
Er war es dann auch, der einer der beiden Bochumer Abschlüsse im ersten Durchgang hatte. Sein Schuss ging neben das Tor, der von Asano auf die Fäuste von Union-Torwart Andreas Luthe.
Aufregung gab es bei den Bochumern noch, als Schiedsrichter Fritz in einer Situation kurz vor dem Wechsel darauf verzichtete, Michel nach einem Foul an Soares die Gelbe Karte zu zeigen. Es wäre dessen zweite gewesen. Fritz beließ es bei einer (letzten) Ermahnung.
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Union-Trainer Urs Fischer reagierte konsequenter. Er nahm Michel, der im ersten Abschnitt für den verletzten Sheraldo Becker ins Spiel gekommen war, zur Halbzeit direkt wieder runter.
Auch VfL-Trainer Reis wechselte. Mit dem zweiten Abschnitt kam Eduard Löwen für Tesche. Und die Bochumer begannen etwas griffiger, etwas zielstrebiger. Sie blieben zunächst aber weiter harmlos im Abschluss. Asano versuchte es erneut aus der Distanz, sein Schuss ging vorbei.
Besser machte es Zoller. Er köpfte in der 55. Minute nach Vorarbeit von Soares zum 1:2 ein.
Die Bochumer machten damit zumindest deutlich, dass sie zum Abschluss der Saison keinen komplett schwachen Eindruck hinterlassen wollten.
Trainer Reis setzte schließlich in Minute 65 ein weiteres Ausrufezeichen. Er brachte Tempo für Zweikampf. Er nahm mit Bella Kotchap den einzigen ausgebildeten Innenverteidiger vom Feld, machte aus der Fünfer- eine Viererkette und schickte Holtmann auf die Außenbahn.
VfL Bochum: Union Berlin schlägt spät zurück
Beim Poker würde man von einem „All-In“ sprechen, einem Alles oder Nichts. Reis wurde für seine Idee belohnt. 79 Minuten waren gespielt, da stellte Löwen mit dem 2:2 alles wieder auf Anfang.
Der Schlusspunkt war es nicht. Den setzte „Eisern“ Union. Awoniyi erzielte in der 88. Minute das 3:2 und brachte damit alles Union-Anhänger so richtig in Feierstimmung.