Bochum. Platz zwölf ist beim VfL Bochum auch Resultat einer mannschaftlichen Geschlossenheit. In der Hinrunde glänzten teils andere Spieler als jetzt.
Schon oft hat Trainer Thomas Reis betont, dass ihm harte Entscheidungen schwer fallen. In diesen Tagen muss er wieder besonders viele harte Entscheidungen treffen: Wer spielt – wer zählt nicht einmal zum Aufgebot? „Menschlich tut es mir für die Jungs Leid, denen ich absagen muss“, sagt der Coach des VfL Bochum. „Aber ich muss diese Entscheidungen so treffen, wie ich sie für das Team in dem Spiel für sinnvoll halte. Sportlich freue ich mich, dass ich zurzeit diese Auswahl habe.“
Es gab Spiele in dieser Saison, in der Reis ein oder zwei Plätze im Kader freiwillig nicht besetzt hat. Das ist nicht mehr der Fall. In Hoffenheim etwa kam Tarsis Bonga, einer der meistens nicht Berücksichtigten, sogar zu einem Kurz-Einsatz. „Das zeigt auch eine Entwicklung bei uns. Wer dranbleibt, kann seine Chance bekommen. Ich schreibe niemand ab“, sagt Reis.
Trainer Thomas Reis ist vom Klassenerhalt mit dem VfL Bochum überzeugt
Ein Plus im Abstiegskampf, der schon jetzt fast gewonnen ist. Auch Reis ist vom Liga-Erhalt überzeugt. „Wenn alle auf dem Teppich bleiben, alle so weiterarbeiten im Training, werden wir die noch nötigen Punkte selbst holen.“ Auf die Konkurrenz mag Reis nicht schauen angesichts dieser Ausgangslage, zusätzlich beruhigen dürfte sie aber schon.
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Wahrscheinlich reichen die bereits geholten 36 Punkte bereits. Denn Bielefeld und Hertha BSC müssten schon drei Mal siegen und einmal Remis spielen in den letzten fünf Partien und zudem das klar schlechtere Torverhältnis aufholen – und Bochum selbst müsste bei dieser Rechnung eben alle fünf Partien verlieren in Freiburg, gegen Augsburg, in Dortmund, gegen Bielefeld und bei Union Berlin. Auch Stuttgart müsste dreimal siegen, um dann gleichzuziehen mit dem VfL.
Deshalb war Lampropoulos nicht im VfL-Kader gegen Leverkusen
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Warum sollten sich jetzt alle Bochumer hängen lassen? Der Konkurrenzdruck bleibt ja groß. Vor dem 0:0 gegen Leverkusen etwa fand Reis keinen Platz im Kader für Vasilios Lampropoulos. Mit Erhan Masovic war bereits ein Innenverteidiger auf der Bank, mit Herbert Bockhorn benötigte er einen Back-Up für die defensiven Außenbahnen. „Das war eine Entscheidung aus taktischen Gründen“, so Reis.
In Freiburg hat er offensiv wohl noch mehr Auswahl. Jürgen Locadia hat bereits am Freitag wieder mit der Mannschaft trainiert, der spielstarke Angreifer soll zum Auftakt der Trainingswoche am Dienstag das komplette Programm absolvieren. Auch Flügelstürmer Christopher Antwi-Adjei kehrt nach Plan am Mittwoch ins komplette Mannschaftstraining zurück.
Simon Zoller hat seinen Platz im Kader wohl sicher
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Gerade erst auf den Bundesliga-Rasen zurückgekehrt aber sind die Offensivkräfte Danny Blum und Simon Zoller - vor allem letzterer dürfte seinen Platz vorerst wieder sicher haben. „Zolli hat es in den zehn Minuten gut gemacht“, lobte Reis seinen am Sonntag gefeierten Comeback-Stürmer. „Auch Danny Blum ist viel weiter als noch vor einer Woche.“
Dass manche Stammkräfte der Hinserie derzeit auf der Bank hocken, spricht für die Ausgeglichenheit des Kaders, auch wenn manch einer wie Torwart Manuel Riemann, Linksverteidiger Danilo Soares und Kapitän Anthony Losilla normalerweise gesetzt sind.
In der Hinrunde überzeugten innen auch Masovic und Lampropoulos
Beispiel Innenverteidigung: In der Hinrunde glänzte Erhan Masovic, oft auch gemeinsam mit Vasilios Lampropoulos. Der VfL holte in der Hinrunde starke 20 Punkte. In der Rückrunde sind die jungen Armel Bella Kotchap und Maxim Leitsch, bis dahin formschwach oder verletzt, praktisch gesetzt – und letztlich auch noch einmal eine Kategorie stärker.
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Beispiel Mittelfeldzentrum: Konstantinos Stafylidis ist auf die Position neben Anthony Losilla vorgerückt in Hoffenheim und gegen Leverkusen. Eine neue Variante – eine erfolgreiche Variante. Elvis Rexhbecaj spielt zwar immer noch von Anfang an, hängt aber zurzeit etwas durch. Möglich, dass er in Freiburg eine Pause erhält. Patrick Osterhage und Eduard Löwen hoffen auf mehr Einsatzzeit. Milos Pantovic ist als Achter, seine Lieblingsrolle, derzeit hinten dran, auf dem Flügel überzeugt er nicht konstant genug.
Holtmann hängt etwas durch - Asano blüht dafür auf
Beispiel Flügelstürmer. Bis zum Bayern-Spektakel (4:2) glänzte oft Gerrit Holtmann auf der Außenbahn. Zuletzt war der 27-Jährige, auch schon vor seiner Corona-Infektion, die ihn zuletzt schwächte, nicht mehr so gut drauf, ist zurzeit nur Joker. Dafür aber blüht nun Takuma Asano auf, der in der Hinrunde selten aufdrehte.
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Beispiel Stoßstürmer. Jürgen Locadia lief Sebastian Polter für ein paar Spiele den Stammplatz ab, dann verletzte er sich. Polter legte noch einmal eine Schüppe drauf. Jetzt kommt mit Zoller ein weiterer Stoßstürmer, der auch außen spielen kann, hinzu: Gesetzt ist hier niemand.
Reis freut diese Situation: „Wenn einer eine schwächere Phase hat, muss ein anderer bereit sein. Dafür muss er sich im Training beweisen und mitunter auch etwas Geduld haben. Wer das beherzigt, kann immer eine Chance kommen.“ Genau das zeichnet den VfL auch aus in dieser Saison.