Bochum. Bella Kotchap soll dem VfL Bochum zehn Millionen Euro bringen bei einem Wechsel. Bei Leitsch gibt es eine Klausel. Zum Stand der Kaderplanung.

Der Spielabbruch aufgrund des Becherwurfs und seine Folgen beschäftigt den VfL Bochum derzeit rund um die Uhr. Parallel aber geht die Arbeit auch mit Blick auf den Kader der kommenden Saison weiter. Elf Verträge laufen aus, die meisten werden wohl nicht verlängert – und mindestens drei Profis könnten Bochum hohe Transfereinnahmen bescheren. Auch dank einer Ausstiegs-Klausel. Eine Einschätzung, Teil eins: Torhüter und Defensivabteilung.

Für sämtliche Planungen des VfL Bochum ist natürlich entscheidend, in welcher Liga der VfL in der kommenden Saison spielt. Bei einem Abstieg drohen etliche Abgänge zu einem vergleichbar niedrigen Preis. Im Fall des Klassenerhalts dürfte in einigen Fällen zumindest die Kasse klingeln. Der folgenden Einschätzung liegt die Prämisse zugrunde, dass der VfL auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielt.

Wer steigt auf, wer steigt ab: Beim TV-Geld geht es um sechs Millionen Euro Differenz

Wichtig ist dabei: Der finanzielle Handlungsspielraum ist auch im Fall des Klassenerhalts noch offen. Zum Beispiel beim TV-Geld, wo es um eine Differenz von sechs Millionen Euro geht. Wie viel Bochum kassiert, hängt auch davon ab, wer aufsteigt und wer absteigt.

Schaffen es Schalke und Bremen in die Bundesliga, würde der VfL – bei einem Fürther Abstieg – auf den letzten TV-Geld-Rang der Bundesligisten absteigen. Schaffen weder Bremen noch Schalke den Aufstieg und steigt Fürth ab, klettert Bochum von Platz 17 auf 16. Für die TV-Geld-Rangliste in der kommenden Saison (perspektivisch aber nicht für weitere Spielzeiten) ist es unerheblich, ob Bochum Elfer wird oder sich über die Relegation rettet.

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Jeder Platz macht ungefähr einen Unterschied von rund drei Millionen Euro aus. In dieser Saison kassiert der VfL als Siebzehnter im TV-Geld-Ranking knapp 32 Millionen Euro, in der nächsten Saison wird mehr TV-Geld an die Bundesligisten ausgeschüttet. Als Siebzehnter im TV-Geld-Ranking könnte Bochum dann mit rund 35 Millionen Euro planen. Zum Vergleich: Bayern München erhielte dann fast 100 Millionen Euro, der FSV Mainz 05 als Elfter über 51 Millionen Euro.

Begehrt und teuer: Armel Bella Kotchap, der 20-jährige Innenverteidiger des VfL Bochum, hier im Pokalspiel gegen Freiburg mit Demirovic.
Begehrt und teuer: Armel Bella Kotchap, der 20-jährige Innenverteidiger des VfL Bochum, hier im Pokalspiel gegen Freiburg mit Demirovic. © ralf Ibing /firo Sportphoto

Becherwurf-Skandal: Ausmaß der Strafe noch offen

Zudem steht das Urteil nach dem Becherwurf-Skandal aus, mit Verlusten in sechsstelliger Höhe ist jedenfalls zu rechnen, bei einem Geisterspiel würde ein Millionenbetrag verloren gehen. Auf der anderen Seite hat der VfL Bochum im DFB-Pokal ein siebenstelliges Plus über der Kalkulation eingespielt. Unterm Strich hat sich auch die Zuschauerzahl in der Pandemie besser entwickelt als zu Jahresbeginn befürchtet.

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Klar ist aber schon jetzt: Ohne eigene höhere Transfereinnahmen muss Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz erneut besonders kreativ sein – und Spieler für den VfL gewinnen, die keine Ablösesumme kosten und zudem das Gehaltsniveau nicht sprengen. Bei rund einer Millionen Euro Jahresgehalt ist beim VfL die Schmerzgrenze erreicht. Natürlich dürfte es auch wieder Leihgeschäfte geben.

Bella Kotchap: Zehn Millionen Euro sind der Maßstab bei einem Wechsel

Der wertvollste Spieler des VfL Bochum ist nicht erst seit gestern Armel Bella Kotchap, aufgrund seiner erst 20 Jahre, seiner Leistungen in der Rückrunde und seiner Vertragskonstellation. Bis 2024 läuft der Kontrakt des Innenverteidigers, eine Ausstiegsklausel gibt es nicht. Wie berichtet, will der VfL mindestens zehn Millionen Euro kassieren, sollte es zu einem Wechsel kommen.

Gerüchte, etwa englische Premier-League-Klubs hätten Bella Kotchap auf dem Zettel, gibt es schon lange, auch konkrete Anfragen aus dem In- und Ausland, zuletzt in diesem Winter. Tendenz: Bella Kotchap geht im Sommer den nächsten Schritt, wenn er im Saisonendspurt überzeugt und es einen Klub gibt, der den entsprechenden Preis zahlt.

Maxim Leitsch: Rund drei Millionen Euro Ablösesumme sind festgeschrieben

Vielleicht verliert der VfL sogar beide Leistungsträger der Innenverteidigung, die er beide in der Jugend selbst ausgebildet hat. Maxim Leitsch, der im Mai 24 Jahre alt wird, könnte den Klub nach 14 Jahren beim VfL in diesem Sommer verlassen. In Frage kämen etwa Bundesliga-Klubs der Kategorie Köln oder Mönchengladbach – dem Vernehmen nach würde der gebürtige Essener, wenn er denn wechselt, am liebsten im Westen Deutschlands bleiben.

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Nach zähem Ringen hatte der linke Innenverteidiger seinen Vertrag im vergangenen August um (nur) ein Jahr verlängert – auch, damit der VfL im Falle eines Wechsels in diesem Sommer nicht leer ausgeht, nachdem er ihn unter anderem in seiner langen Verletzungspause kräftig unterstützt hat.

Im Vertrag ist nach Informationen dieser Redaktion eine Ausstiegsklausel fest verankert. Im Fall des Klassenerhalts soll die Ablösesumme in einer Größenordnung von rund drei Millionen Euro festgeschrieben sein. Sollte Leitsch auch nächste Saison beim VfL spielen, müsste Bochum den Vertrag erneut verlängern, um 2023 eine Ablöse kassieren zu können – fraglich, ob die Leitsch-Seite erneut diesen Weg mitgehen würde.

Mit diesen Spielern kann der VfL Bochum fest planen

Natürlich: Sicher ist im Millionengeschäft Fußball fast nichts, unverkäuflich beim VfL niemand. Fest planen aber kann der VfL nach aktueller Lage mit den Torhütern Manuel Riemann (Vertrag bis 2023) und Michael Esser (2023), mit den Stammkräften Danilo Soares (2024) hinten links und Cristian Gamboa (2023) hinten rechts sowie mit Innenverteidiger Erhan Masovic (2025).

Decarli und Bockhorn werden den VfL wohl verlassen - Lampropoulos-Zukunft offen

Vier Verträge laufen im Defensivverbund aus: Innenverteidiger Saulo Decarli wird den Verein verlassen. Auch die Wege von Rechtsverteidiger Herbert Bockhorn und dem VfL werden sich nach einer bisher schwachen Saison Bockhorns wohl trennen.

Offen ist, ob Innenverteidiger Vasilios Lampropoulos auch ohne reelle Stammplatz-Chance bleiben soll und will. Als verlässliche, im Team hoch anerkannte Größe und nicht zu teure Alternative böte sich der 31-jährige Grieche an. Der Verein ist nicht abgeneigt, hält sich aber derzeit noch alles offen.

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Denn dies ist auch eine Frage der Gesamt-Konstellation: Bleiben etwa die jungen Bella Kotchap und Leitsch neben dem ebenfalls erst 23-jährigen Masovic beim VfL, würde der erfahrene Lampropoulos weiterhin perfekt ins Gefüge passen. Aus dem eigenen Talentwerk drängt sich keiner auf, der sofort in der Bundesliga helfen könnte.

Bei Stafylidis hängt alles an der TSG Hoffenheim

Konstantinos Stafylidis ist ausgeliehen von der TSG Hoffenheim, VfL und Spieler würden gerne weiter zusammenarbeiten. Ablösefrei wird die TSG, wo der Linksverteidiger, der ja auch rechts spielen kann, noch bis 2023 unter Vertrag steht, aber nicht ziehen lassen. Erzielt Bochum selbst Transfereinnahmen, würden die Chancen auf einen Stafylidis-Verbleib sicherlich weiter steigen. Tendenz: Stafylidis bleibt.

Linksverteidiger-Talent Moritz Römling (20) kehrt nach seiner Leihe zu Türkgücü München vorerst zurück, sein Kontrakt gilt noch ein Jahr. Hier gilt es wohl abzuwarten, welchen Eindruck er nach seinem Drittliga-Jahr macht. Eine Vertragsverlängerung und weitere Leihe etwa wäre auch denkbar.

Worst Case oder best case - eine Frage der Perspektive

Klar ist: Bochum sichtet den Markt auch nach Innenverteidigern, um für den sportlichen worst case, der zugleich aber einen – im Bella-Kotchap-Fall auch angestrebten – finanziellen best case bedeuten würde, gewappnet zu sein.

Bochum sichtet den Markt aber auch auf den anderen Positionen, insbesondere im Mittelfeldzentrum: Dort wird sich wohl eine große Lücke auftun. Mehr dazu lesen Sie bald im zweiten Teil der Kader-Einschätzung hier auf www.waz.de/vfL.