Bochum. Der VfL Bochum trifft am Samstag in der Fußball-Bundesliga auf den 1. FC Köln. Trainer Thomas Reis muss eine wichtige Entscheidung treffen.

Als einen positiv „total Verrückten“ bezeichnet Thomas Reis, der Trainer des VfL Bochum, seinen impulsiven, meinungsstarken Kölner Kollegen Steffen Baumgart. Fußballerisch habe sein Team seine Philosophie „sofort verinnerlicht“, sagt Reis. Er erwartet entsprechend offensiv eingestellte, hoch pressende Kölner – mit einem Stürmer namens Anthony Modeste, den die Liga jenseits des Doms längst wieder fürchtet. „Ich habe mit Baumi noch nicht darüber gesprochen, wie er es geschafft hat. Aber es ist Wahnsinn, mit welcher Lust Anthony Modeste unter ihm wieder spielt.“

VfL Bochum: Kölns Anthony Modeste in Topform

Zwölf Saisontore hat der 33-jährige Vollblutstürmer nach langjähriger Schwächephase bereits erzielt, damit liegt er in der Torschützenliste auf Rang vier hinter Bayerns Weltfußballer Robert Lewandowski (23), Leverkusens Patrik Schick (18) und Dortmunds Erling Haaland (15). Neun Mal traf Modeste per Kopf, selbst bei einer Rückwärts-Bewegung bekommt er noch enorm viel Wucht hinter den Ball. Bei drei weiteren Kopfballtreffern in dieser Saison hätte Modeste die Rekord-Kopfballtorschützen der Bundesliga-Historie überholt. Sergej Barbarez (2000/01, Hamburger SV) und Jan Koller (2004/05, Borussia Dortmund) trafen einst je elf Mal mit dem „Schädel“.

Reis wird mit höchster Wahrscheinlichkeit die Innenverteidiger Armel Bella Kotchap und Maxim Leitsch gegen Modeste und seinen vermutlichen Sturmkollegen Mark Uth aufbieten. „Egal, wer aufläuft: Meine jungen Spieler können sich an ihm reiben und auch wieder viel lernen“, sagt Reis. Wobei er betont, dass man nicht nur auf Modeste achten dürfe. Köln habe viele offensivstarke Spieler.

Der Plan ist ja ohnehin, Modeste gar nicht erst in diese Eins-gegen-Eins-Duelle in Tornähe kommen zu lassen. Köln, so Reis, sei ganz stark über die Außen. Kein Team hat so viele Tore erzielt nach Flanken wie der FC. Diese Basis für die Modeste-Gefahr gelte es zu zerstören.

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„Wir müssen die Flanken verhindern, aggressiv zu Werke gehen“, sagt Reis. Denn „in der Box“ habe sein Team immer noch zu viele Probleme bei der Verteidigung, verliere man den Gegenspieler noch zu oft aus den Augen. Wie beim 0:1 in Mainz, als Cristian Gamboa zur Grundlinie zog statt Torschütze Jeremiah St. Juste zu stören.

VfL Bochum: Innenverteidigung gegen Köln wohl unverändert

Dass Reis innen erneut Bella Kotchap und Leitsch den Vorzug gibt, deutete er zumindest an bei der Spieltags-Pressekonferenz am Freitag.

Beide hätten zuletzt überzeugt, so Reis sinngemäß. Bella Kotchap ist ja auch ein Riesenkerl mit breiter Brust, der im Pokalspiel gegen Mainz die beste Zweikampfquote der Bochumer hatte (80 Prozent). „Armel hat eine Riesenqualität, wenn er sein Potenzial auf den Rasen bringt“, sagt Reis. Leitsch sei nicht nur, aber auch wegen seines starken linken Fußes ein Gewinn für Bochum.

Für Erhan Masovic, dem Stamm-Verteidiger der Hinrunde, der nach einer Gelb-Sperre in diesem Jahr noch keinen Einsatz von Beginn hatte, sei dies keine einfache Situation. Er habe mit ihm gesprochen, es müsse dann im Training „etwas kommen. Er muss sich freipaddeln und wieder reinkämpfen“, sagt Reis. Dies sei dann auch in der folgenden fast zweiwöchigen Pause bis zum Spiel bei Hertha BSC (4. Februar) wieder ausreichend möglich. Zum Beispiel beim Testspiel gegen Zweitligist Fortuna Düsseldorf am kommenden Donnerstag (27. Januar/14 Uhr/voraussichtlich ohne Zuschauer).

Eine Einsatzgarantie habe letztlich niemand, zumal auch Vasilios Lampropoulos jederzeit startklar sei. „Ich bin froh, dass ich vier starke Innenverteidiger habe“, sagt der Coach.

Die Flankenläufe von Florian Kainz und Co. verhindern sollen links federführend Danilo Soares und rechts Konstantinos Stafylidis oder Cristian Gamboa. Nach nun schon länger auskurierter Coronainfektion und zuletzt zwei Gamboa-Einsätzen von Beginn an könnte der im Zweikampf noch einen Tick aggressivere Stafylidis den Vorzug erhalten.

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Dass Köln die „Baumi-Philosophie“ des forschen Anlaufens auch in Bochum umsetzen will, dürfte außer Frage stehen. Entsprechend hofft Reis einmal mehr auf Räume, die sich dadurch fürs eigene Offensivspiel ergeben könnten, die es zu nutzen gelte. Und zwar besser als zuletzt in der Liga (nur ein Tor aus den letzten vier Spielen), effektiver noch als beim in der zweiten Halbzeit überzeugenden Pokalsieg gegen Mainz.

Jürgen Locadia (l.) erhielt gegen Mainz von Trainer Thomas Reis den Vorzug gegenüber Sebastian Polter. Am Samstag spielt der VfL Bochum gegen den 1. FC Köln.
Jürgen Locadia (l.) erhielt gegen Mainz von Trainer Thomas Reis den Vorzug gegenüber Sebastian Polter. Am Samstag spielt der VfL Bochum gegen den 1. FC Köln. © firo

Im Zentrum ist dabei mit Anthony Losilla, Elvis Rexhbecaj und Eduard Löwen zu rechnen, auf den Flügeln mit dem schnellen Gerrit Holtmann und dem vor Selbstvertrauen strotzenden, als Torjäger im Laufe der Saison neu entdeckten Milos Pantovic. Und ganz vorne?

VfL Bochum: Sebastian Polter oder Jürgen Locadia?

Für den bisher in der Liga gesetzten Sebastian Polter, gegen Mainz im Pokal nur eingewechselt, spreche seine höhere Qualität im „In-Fight“. Bei langen Bällen gegen aufgerückte Kölner könne er mit seiner körperlichen Präsenz punkten, die Bälle etwa per Kopf ablegen. Jürgen Locadia, gegen Mainz im Pokal erstmals von Beginn an dabei, sei „technisch versierter“. Er könne punkten, wenn es eher um „spielerische Lösungen“ ginge. „Es ist eine schwierige Entscheidung“, sagt Reis. „Beide tun uns sehr gut.“ Auch als Joker von der Bank kommend. Wie Polter im Pokal, als er Eduard Löwen das 3:1 servierte.

Keine Rolle bei den Startelf-Gedanken spielt für den Coach, dass der VfL gegen den FC sein drittes Spiel in acht Tagen absolviert. „Dazu ist jeder in der Lage“, sagt er. Zudem gebe der Pokaltriumph weiteren Auftrieb. „Nach einem Erfolg fällt es noch leichter, die Körner wieder schnell aufzuladen.“