Bochum. Derzeit hat der VfL Bochum das Gegenteil von personellen Problemen. Dennoch ist ein Zugang möglich – ebenso wie Abgänge. Der Stand.

Von der „Qual der Wahl“ ist am Donnerstag bei der digitalen Pressekonferenz des VfL Bochum immer wieder die Rede. Thomas Reis hat für die Bundesliga-Partie beim FSV Mainz 05 am Samstag (15.30 Uhr) fast die volle Auswahl. Lediglich Simon Zoller, der nach seinem Kreuzbandriss vielleicht im März ins Mannschaftstraining einsteigen könnte, und der dritte Torwart Paul Grave sind nicht im Mannschaftstraining. Elvis Rexhbecaj indes ist ebenso einsatzbereit wie 28 weitere Profis.

Von dieser aktuellen „Qual der Wahl“ allerdings will sich Sebastian Schindzielorz, der federführend für die Transfers zuständige Sport-Geschäftsführer, allein nicht leiten lassen. Er verwies auf Nachfragen auf eine „dynamische Entwicklung“. Das gilt allgemein und erst Recht in Zeiten der Pandemie. Das Beispiel FC Bayern habe gezeigt, wie schnell etliche Spieler ausfallen könnten. Kurzum: Bis das Transferfenster Ende Januar schließt, könnte der VfL Bochum durchaus noch einen Zugang präsentieren.

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Robert-Zulj-Transfer ist unwahrscheinlich

Dass man wie gehabt und wie immer „die Augen und Ohren offen“ halte, so Schindzielorz, gilt positionell wie berichtet insbesondere für das kreative Mittelfeld. Noch fehlt es an Präzision von den Außen, an Torgefahr aus dem Zentrum heraus. Robert Zulj, einer der Zweitliga-Meistermacher, hat sich selbst über verschiedene Interviews mehrmals ins Spiel gebracht. Eine Rückholaktion wurde vom Klub öffentlich noch nie ausgeschlossen, weil Transferspekulationen grundsätzlich nicht kommentiert werden. Sie ist aber unwahrscheinlich.

Fakt ist: Priorität hatte im Winter die Verpflichtung eines Stürmers, der stärker ist als die bisherigen Konkurrenten von Sebastian Polter. Stärker etwa als Soma Novothny, dem bisher einzigen Abgang im Winter. Er wechselte zu Famagusta nach Zypern. Mit Jürgen Locadia hat Bochum einen Stürmer geholt. Der 28-Jährige könnte in Mainz seine ersten Minuten für den VfL Bochum spielen.

Weiterer Zugang sollte längerfristigen Vertrag erhalten

Klar ist auch: Sollte Bochum noch einmal zuschlagen, dann nur mit einer längerfristigen Perspektive. Locadia steht beim VfL nur bis zum Saisonende unter Vertrag. Ein weiterer Zugang sollte länger gebunden werden auch mit Blick bereits auf die kommende Saison. Den ganz großen Handlungsdruck verspürt Bochum, stolzer Tabellenelfter mit dem aktuellen Kader, jedenfalls nicht.

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Den finanziellen Handlungsspielraum erhöhen würde ein Erfolg im Pokal-Achtelfinale gegen Mainz am Dienstag, wobei Schindzielorz betont, dass die Planungen davon weitgehend unabhängig ablaufen. Das Budget sei „klar definiert“, es ist wie gehabt überschaubar groß oder auch klein, je nach Perspektive. Ein wirtschaftliches Risiko wird der VfL wie in den vergangenen Jahren nicht eingehen, schon gar nicht in Zeiten der (Fast-)Geisterspiele, die den Klub mehrere Millionen Euro kosten könnten – je nachdem, wie lange man noch vor (fast) leeren Rängen spielen muss. Dies hatte bereits Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Villis im Interview mit dieser Redaktion kurz vor dem Jahreswechsel betont.

Noch keine Anfragen für sportlich aussortierte Spieler

Klar ist ferner, größtenteils ja seit dem Sommer schon: Den Handlungsspielraum mal mehr, mal weniger erhöhen würde auch der Abgang eines oder mehrerer Spieler; dank einer erhofften Ersparnis der teils üppigen Bundesliga-Gehälter auch ohne Ablösesumme, die man für Spieler, die seit Monaten ohne Spielpraxis sind, kaum erwarten kann.

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Tarsis Bonga, Tom Weilandt, Saulo Decarli, Raman Chibsah und Talent Luis Hartwig (Leihe) waren und sind Profis, die sportlich in dieser Saison keine Rolle spielen, sofern es nicht zu einer Masse an Ausfällen kommt. Ist der Trainingsplatz proppevoll wie derzeit, muss der eine oder andere bei Spielformen auch schon mal Laufrunden drehen. Auch das hatte Trainer Thomas Reis den betroffenen Spielern bereits im Sommer klargemacht.

Schindzielorz erklärte, dass er – wie es bei allen Klubs üblich sei zurzeit – viele Telefonate führe, es aber „keine konkreten Anfragen gibt“ für einen VfL-Spieler, so dass man „in den nächsten Tagen“ keine Entscheidung treffen müsse diesbezüglich.

Masovic wieder dabei – Blum und Stafylidis müssen sich vielleicht noch gedulden

Aber zurück zur sportlichen „Qual der Wahl“, die Trainer Thomas Reis tagesaktuell mehr beschäftigt: Drei Spieler – Danny Blum, Konstantinos Stafylidis und Erhan Masovic – waren gegen Wolfsburg nicht im Kader, die in Mainz dabei sein könnten. Blum und Stafylidis haben aufgeholt, könnten aber auch erst nächste Woche wieder zum Aufgebot zählen.

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Bei Masovic indes stellt sich nur die Frage, ob er von Beginn an spielt oder auf der Bank sitzt, weil Armel Bella Kotchap überzeugt hat gegen die Wölfe. Reis spricht von einer Entscheidung, die er wohl „kurzfristig“ treffen werde.

Rexhbecaj wohl von Beginn an – Löwen konkurriert mit Pantovic

Ebenso wie auf manch anderer Position. Etwa im Mittelfeldzentrum: Elvis Rexhbecaj ist nach Waden-/Fußproblemen wieder komplett im Mannschaftstraining und einsatzfähig, so Reis. Der 24-Jährige, ein defensiv- und laufstarker Spieler, hat bisher immer von Beginn an gespielt. Reis schätzt seinen Willen, seinen Charakter, seine Einsatzfreude – Rexhbecaj dürfte in der Startelf bleiben. Anthony Losilla sowieso. Ob Eduard Löwen dann Milos Pantovic verdrängt, wird sich zeigen.

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Dass Reis seine vermeintlich stärkste Elf ohne Rücksicht auf die folgenden Partien im Pokal gegen Mainz am Dienstag und in der Liga gegen Köln am Samstag darauf aufbieten wird, ist unstrittig. Der Fokus, sagt der Trainer, liege zunächst ganz auf dem Bundesliga-Spiel in Mainz. Reis ganz locker: „Das Pokalspiel ist erst einmal zweitrangig, denn es ist ja auch erst das zweite Spiel.“