Bochum. Drei Monate durfte er nur zusehen, gegen Wolfsburg meldete sich Armel Bella Kotchap zurück. Der Innenverteidiger des VfL Bochum hat dazu gelernt.

Ein lautstarkes „Gut gemacht, Bella“ hört man am Trainingszaun aus der doch recht weit entfernten Trainerecke. Armel Bella Kotchap hatte beim Spiel neun gegen neun einen Ball aufmerksam abgefangen, sich gegen drei Angreifer behauptet, den Ball sicher herausgespielt, selbst das Tempo über die rechte Außenbahn angezogen, sich wieder angeboten.

Etwas später, nach der Einheit des VfL Bochum am Mittwochvormittag, schleppte er mit drei Teamkollegen das Tor dorthin zurück, wo es hingehört vor einem Training, zur Grundlinie. Er schnappte sich noch die Spieler-Getränkebox und schlenderte offensichtlich gut gelaunt zum kurzen Interview mit dieser Redaktion.

Starkes „Comeback“ von Bella Kotchap gegen Wolfsburg

„Gut gemacht“, diese zwei Wörter hat er ja am Sonntag häufiger gehört oder auch nur gelesen in den Medien. „Es war ein super Gefühl, wieder von Anfang zu spielen“, sagt Bella Kotchap. Beim 1:0 gegen den VfL Wolfsburg verteidigte er erstmals seit drei Monaten wieder von Beginn an, innen an der Seite von Maxim Leitsch. Er spielte körperlich robust, was seine Vorzeige-Statur für einen Innenverteidiger ja auch geradezu heraufbeschwört. Das war nicht sonderlich neu.

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Doch anders als bisher in der Bundesliga gönnte sich der 20-Jährige mit dem Hang zum Schlendrian, ob mal im Training oder mal im Spiel, keinen „Bock“ mit bösen Folgen. Und sollte er ein Zipperlein, wie Thomas Reis kleinere Wehwehchen gerne nennt, verspürt haben: Man sah es nicht. Bella Kotchap blieb nicht liegen oder zeterte, wie in der einen oder anderen Partie in dieser Saison bereits gesehen. Er spielte durch: schnörkellos, zielstrebig, aufmerksam.

VfL-Trainer Reis: Rangnick hat sich noch nicht gemeldet

„Er hat gegen Wolfsburg eine gute Leistung gezeigt“, sagt Reis, will ihn aber nach einer ordentlichen Leistung auch nicht gleich wieder auf Wolke sieben hieven. Ralf Rangnick jedenfalls, sagt Reis auf Nachfrage mit einem Lächeln, habe noch nicht angerufen. Rangnick ist ja nun Trainer von Manchester United, und der englische Top-Klub zählt zu einer ganzen Reihe von Vereinen der Premier-League, die Bella Kotchap im Blick haben oder gehabt haben oder demnächst wieder haben – wenn man dem englischen Boulevard denn folgen mag.

Bei Bella Kotchap, dem Top-Talent aus dem eigenen Talentwerk, spielt sich vieles im Kopf ab, heißt es immer wieder. Meldungen wie diese und sein nun seit zwei Jahren konstant hoher Marktwert sind gemeinhin eher nicht förderlich für die Bodenhaftung. Zuletzt sank sein Marktwert laut transfermarkt.de zwar von sieben auf fünf Millionen Euro, dank seines Potenzials und seiner erst 20 Jahre ist er damit aber weiterhin Bochums am teuersten gehandelter Spieler.

„Solche Zahlen höre ich eher von anderen Leuten, die mir das erzählen. Mich interessieren sie nicht, für mich zählt nur die Leistung auf dem Platz“, versichert Bella Kotchap selbst. Und zwar weiterhin für den VfL Bochum. Sein Vertrag ohne Ausstiegsklausel läuft noch bis 2024. „Für uns“, sagt er, „geht es in dieser Saison um den Klassenerhalt. Ich versuche, der Mannschaft zu helfen, mit für Sicherheit in der Defensive zu sorgen“.

Bella Kotchap will sich in vielen Bereichen verbessern

Fußballerisch bringt Bella Kotchap von allen Innenverteidigern des VfL das größte Potenzial mit, abrufen konnte er es aber in der Bundesliga nur manchmal. Trainer Reis kritisierte ihn auch immer mal wieder öffentlich für seine zu schwachen Trainingsleistungen und Aussetzer im Spiel - und zwar, um ihm zu helfen, ihn voranzubringen, wie Reis öfter schon betont hat.

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Bella Kotchap nimmt die Kritik an, sagt er, nimmt sie auch als Motivation, sich zu verbessern. Die drei Monate seit dem Leipzig-Partie oder zehn Spiele mit nur zwei Minieinsätzen über offiziell jeweils eine Minute nagten aber auch an ihm. Bella Kotchap spricht jedenfalls von einer „harten Zeit für einen jungen Spieler“. Eine Zeit, die er aber kämpferisch angenommen habe. „Ich weiß, dass ich weiter hart an meinen Schwächen arbeiten muss, an den taktischen Abläufen zum Beispiel. Ich gebe Gas im Training und will mich dem Trainer weiter anbieten“, sagt er.

Im läuferischen Bereich, meint Reis, könne er zulegen, im fußballerischen trotz oder gerade wegen seiner großartigen Anlagen auch. „Er ist noch jung und sicher noch nicht an seinem Leistungslimit angekommen“, sagt Reis. Gegen Wolfsburg habe er die Vorsätze und Vorgaben gut umgesetzt, habe einfacher gespielt und nicht versucht, alles immerzu spielerisch elegant zu lösen.

Harter Konkurrenzkampf in der Innenverteidigung

Er habe dazugelernt, sagt Bella Kotchap. „Die Bundesliga ist eine Qualitätsliga, Fehler werden viel eher bestraft als in der 2. Liga. Ich versuche, mich über 90 Minuten zu konzentrieren, konstanter zu werden. Gegen Wolfsburg ist mir das glaube ich ganz gut gelungen.“

Ansprüche auf einen Stammplatz, wie er ihn noch in der 2. Liga innehatte, stellt er zumindest öffentlich nicht. Dass er aber auch gegen Mainz am Samstag in der Liga wieder mitmischen will, und zwar von Anfang an, versteht sich von selbst. Hauptkonkurrent ist Erhan Masovic, der ihn als feste Größe überholt hat in der Hinrunde und gegen Wolfsburg nur wegen seiner Gelb-Sperre fehlte. Auch Vasilios Lampropoulos, der ihm in der Hinrunde ebenfalls oft vorgezogen wurde, ist bereit. Maxim Leitsch, in der Hinrunde verletzungsbedingt meist nicht dabei, dürfte gesetzt sein.

Bella Kotchap kennt Mainz-Stürmer Burkardt aus der Nationalmannschaft

Nach den Trainingseindrücken von Mittwoch hat Bella Kotchap offenbar gute Karten. Er spielte an Leitschs Seite in einer Art Neuner-A-Team, das man sich - ergänzt mit den beiden Außenverteidigern Danilo Soares und Cristian Gamboa - als Startelf vorstellen kann in Mainz. Es war die Wolfsburg-Formation mit nur einem Wechsel. Für den angeschlagenen Elvis Rexhbecaj spielte im Mittelfeld Eduard Löwen.

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Was auch für Bella Kotchap spricht: seine guten Erinnerungen an Mainz. Denn gegen den FSV 05 zeigte er beim 2:0-Heimsieg seine bisher stärkste Saisonleistung. In Mainz könnte er es mit Angreifer Jonathan Burkardt zu tun bekommen, dem Torjäger auch der deutschen U21-Nationalmannschaft. Mit ihm versteht er sich bei der Nationalmannschaft, bei der Bella Kotchap mittlerweile eine feste Größe im Kader ist und mit der er im März einen weiteren Schritt Richtung Qualifikation für die EM 2023 machen will, prächtig, auf dieses Duell würde er sich freuen: Am Samstag in der Liga und am Dienstag im Pokal treffen sie aufeinander.