Bochum. In der Aufstiegssaison war Cristian Gamboa beim VfL Bochum gesetzt. In dieser Saison hat er keinen Stammplatz. Nun will er ihn zurückgewinnen.

Das Gespräch mit den Medien beginnt für Cristian Gamboa mit einer freudigen Überraschung. Einer der Medienmitarbeiter, die ihn nach dem Training befragen, erweist sich als halber Landsmann des Mannes aus Costa Rica, der seit 2019 für den VfL Bochum spielt. Gamboas Gesicht ist sofort ein einziges Lächeln, ein Moment wird munter auf Spanisch parliert, Schultern werden geklopft. Dann aber geht es in den Arbeitsmodus, das Lächeln verschwindet.

Die Hinrunde lief nicht komplett rund für Gamboa. Vor dem Start in die Rückrunde gegen den VfL Wolfsburg kann er sich zunächst nur im Training mit guten Leistungen und Einsatz anbieten und hoffen, dass er in der Startelf steht.

VfL-Trainer Thomas Reis weiß, was er an Gamboa hat. Der 32-Jährige ist ein fleißiger Arbeiter, einer, der mit vielen kleinen Schritten und durchaus Tempo die komplette rechte Außenbahn bespielen kann. Er ist ein sogenannter Schienenspieler, wie sie den modernen Fußball dieser Tage prägen.

Außenverteidiger müssen mehr als nur verteidigen können

Außenverteidiger müssten längst umbenannt worden sein. Außenverteidiger und -angreifer steht schon lange im Anforderungsprofil, wenn Vereine Spieler für diese Positionen an den Außenstellen der Abwehr verpflichten. Sie müssen im besten Fall jeden Zweikampf vor dem eigenen Tor gewinnen und im nächsten Augenblick auf der anderen Seite des Spielfeldes die Vorarbeit zum Tor leisten.

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Wobei das System Reis beim VfL Bochum zunächst vorsieht, dass die schnellen Außenverteidiger schnelle Außenangreifer vor sich haben. So bilden voraussichtlich gegen Wolfsburg inzwischen gewohnt Danilo Soares als Außenverteidiger und Gerrit Holtmann als Außenangreifer eine inzwischen gewohnt starke linke Seite.

Auf rechts wird vorne wohl Takuma Asano anfangen. Dahinter kann dann aber eben nicht wie zuletzt Konstantinos Stafylidis spielen. Der Grieche hatte sich mit Corona infiziert, er trainiert in dieser Woche zunächst individuell.

Reis muss entscheiden: Gamboa oder Bockhorn

Reis stellt sich daher die Frage: Cristian Gamboa oder Herbert Bockhorn. Auch Bockhorn kann Schiene.

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Viel spricht dafür, dass Reis sich für Gamboa entscheiden wird. Gamboa ist in Zweikämpfen etwas bissiger als Bockhorn, Gamboa bringt zudem einiges mehr an Erfahrung mit. Dass er im Aufstiegsjahr in der 2. Bundesliga gesetzt war, hilft ihm aber jetzt nicht mehr.

In der Aufstiegssaison kam Gamboa in der Meisterschaft auf 29 Spiele, alle von Beginn an. Bei zwei Spielen fehlte er gesperrt, drei verpasste er verletzt. Nach dem Aufstieg sind es bisher acht Einsätze, sechs von Beginn an gewesen. Dass er sich im ersten Heimspiel der Saison gegen Mainz (2:0) am Ellenbogen verletzte, half ihm natürlich nicht. Für fünf Spiele fiel er aus, seinen Stammplatz war er los.

Gamboa hat seine Schwächephase überwunden

„Genau wie Robert Tesche ist Cristian Gamboa ein verdienter Spieler“, sagt Reis. „Sie haben viel für den Verein getan. Ich kann auch verstehen, dass beide nicht zufrieden sind, wenn sie nicht spielen.“

Reis aber versucht seine Aufstellung stets nach Leistung der Spieler zu finden. Spieler, die spielen, können sich bei ihm im Team festsetzen, wenn sie beständig liefern. Spieler, die nicht spielen, können bei Reis aber immer wieder den Weg zurück ins Team finden, wenn sie sich im Training nicht hängenlassen, sondern versuchen, sich anzubieten.

Gamboa habe eine kleinere Schwächephase in den Trainingseinheiten gehabt, sagt Reis dieser Tage durchaus verständnisvoll. „Es ist für ihn ungewohnt.“ Längst aber hat Gamboa die Aufgabe angenommen. „Wir spielen in der Bundesliga“, sagt er. „Auf meiner Position gibt es einen Konkurrenzkampf, der der Mannschaft nur helfen kann. Wir müssen immer alle einhundert Prozent geben.“