Bochum. 2021 war für den VfL Bochum das Jahr der Rückkehr in die Fußball-Bundesliga. Wir blicken zurück auf Jubel und Spektakel – aber auch bittere Tage.
Vor einem Jahr gab es die Bescherung vom und für den VfL Bochum fast punktgenau. Der Pokalsieg in Mainz am Abend vor Heiligabend, besiegelt kurz vor Mitternacht, krönte das von der Pandemie geprägte Jahr 2020. In diesem Jahr, das weiterhin von der Pandemie geprägt wurde und wird, fiel die Bescherung zum Jahresende aus, zum Ausklang unterlag der VfL sowohl in Bielefeld als auch gegen Union Berlin. Aber: Eigentlich hatte die Bescherung schon längst stattgefunden in diesem Jahr.
2021 ist eine Sternstunde der Vereinsgeschichte, um in der zeitlich nicht ganz korrekten, aber sinnbildlich passenden Weihnachts-Diktion zu bleiben. Viele Wünsche hat der VfL erfüllt in diesem Jahr. Aber natürlich gab es auch Knatsch und Ärger, gab es Rückschläge. Wir blicken zurück auf die Hoch- und Tiefpunkte des Jahres 2021.
VfL Bochum am Ziel: Reis und sein Team kehren in die Bundesliga zurück
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Thomas Reis und sein Team sind am Ziel ihrer Träume: Nach dem 3:1 gegen den SV Sandhausen am letzten Spieltag feiern Trainer und Mannschaft die Meisterschaft in der 2. Liga. 67 Punkte holte der VfL und landete - man darf sagen: sensationell - vor Fürth (64), Kiel (62), dem Hamburger SV (58) und Fortuna Düsseldorf (56). Wegen der Pandemie waren keine Fans zugelassen, aber die Party der Profis in einem Hotel in Castrop war feucht, fröhlich, meisterlich.
Highlight: Anthony Losilla erfüllt sich den Traum von der Bundesliga
Viele Bochumer haben in diesem Jahr viel Herz und Leidenschaft gezeigt. Und zwei von ihnen ganz besonders viel. Thomas Reis, der Trainer, und Anthony Losilla, der Kapitän, stehen für die Ideale eines Vereins, der sich anders definieren will als die finanziell übermächtige Nachbarschaft. Für einen Moment genossen der Coach und sein Kapitän den Moment des Triumphes in inniger Zweisamkeit. Erschöpft und glücklich zugleich.
Ob der 35-Jährige überhaupt gut genug für die Bundesliga sei, hatten einige vor der Saison bestimmt hinterfragt. Losilla gab die Antwort auf seine Art: Er läuft, kämpft, spricht – und ist auch beim erstklassigen VfL Bochum nicht wegzudenken.
Highlight: Holtmanns Super-Tor beim Bundesliga-Comeback im Ruhrstadion
Es gab viele besondere Momente im Ruhrstadion. Die Treffer von Milos Pantovic zum Beispiel. Und das Solo von Gerrit Holtmann gegen Mainz.
Sieben Gegenspieler tanzte er aus, Holtmann erzielte das erste Bundesliga-Tor des VfL nach der Rückkehr in die Beletage beim ersten Sieg des VfL in der ersten Klasse nach mehr als elf Jahren (2:0). Holtmanns Treffer wurde in der ARD zum Tor des Monats August gewählt – mit der Chance auf das Tor des Jahres.
Tiefpunkt: Simon Zoller reißt sich das Kreuzband im Training
Als um ihn herum die Freude explodierte nach dem vollbrachten Meisterstück in der 2. Liga, mochte es einer der Hauptdarsteller der Aufstiegssaison kaum glauben. Simon Zoller war mit Robert Zulj das offensive Herzstück der vergangenen Saison. Im August verlängerte er seinen Vertrag bis 2024..
Dann der Schock nach nur vier Saisonspielen. Zoller zog sich bei einem Zweikampf im Training Mitte September einen Kreuzbandriss zu. Seit dem Spiel in München fehlt der Stürmer auf dem Platz und „auch als Typ in der Kabine“, wie seine Teamkollegen wie Anthony Losilla oft betont haben. Sebastian Polter, eigentlich als Ergänzung verpflichtet, ist nach Zollers Aus im Sturmzentrum angesichts der Schwäche von Silvere Ganvoula konkurrenzlos.
Ein neuer Angreifer soll im Januar verpflichtet werden – und Zoller selbst arbeitet an einem Comeback noch in dieser Saison. Der VfL zeigte ihn in seinen Online-Kanälen bereits beim Laufen samt leichter Sprünge auf einem Bein.
Tiefpunkt: Historische 0:7-Klatsche beim FC Bayern – aber auch ein Wendepunkt
Noch am Tag danach stand Trainer Thomas Reis die Pleite ins äußerst grimmige Gesicht geschrieben. 0:7. Null zu sieben. Der FC Bayern watschte den an diesem September-Samstag überforderten Aufsteiger gehörig ab. Es war die höchste Niederlage des VfL Bochum in seiner langen Bundesliga-Geschichte. Trainer Reis reagierte, zog im Training die Zügel an, legte fortan noch mehr Wert auf defensive Stabilität, stellte personell teilweise um.
So erhielt Erhan Masovic beim folgenden Spiel seine erste Chance als Innenverteidiger von Beginn an – und nutzte sie. Mit dem 0:0 gegen den VfB Stuttgart zeigte der VfL, dass er auch herbe Rückschläge wegstecken kann.
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Highlights: Show, Spektakel, Ruhrstadion mit Milos Pantovic und Manuel Riemann
In der Hurra-Phase des VfL feierte der Aufsteiger mehrere Fußball-Feste vor und mit den euphorisierten Fans. Selbst jahrzehntelange VfL-Begleiter schwärmen von einer Stimmung auf den Rängen, die sie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht erlebt haben. Wie nach dem Pokaltriumph gegen Augsburg: Manuel Riemann hatte das Tor zum 7:6 im Elfmeterschießen erzielt und ließ seinen Emotionen hernach freien Lauf, feierte mit den Fans auf dem Zaun.
Ekstase pur auch im Spiel gegen Hoffenheim: Soma Novothny (l.), gerade eingewechselt, erzielte nach einer Flanke von Milos Pantovic (Mi.), gerade eingewechselt, das 1:0). Nachdem Manuel Riemann einen Elfmeter in die Ränge geschossen hatte, sorgte Pantovic mit einem Schuss aus 66 Metern ins leere Tor für die Krönung des Spektakels. Gegen Freiburg traf er elegant aus 44 Metern. Der Distanzschütze des Jahres ist ein Bochumer.
Highlight: Der VfL Bochum trotzt dem großen BVB einen Punkt ab
Auf große Gegner, auf große Namen hat sich der VfL Bochum gefreut nach elf Jahren 2. Liga. Das hat Trainer Thomas Reis regelmäßig betont: „Dafür sind wir aufgestiegen.“
So zelebrierte der VfL sein erstes Bundesliga-Derby gegen den BVB mit Erling Haaland, erfolgreich beackert von Verteidiger Erhan Masovic. Das 1:1 feierte der Aufsteiger wie einen Sieg. Ein Highlight im Advent.
Tiefpunkt: VfL Bochum verspielt ausgerechnet in Bielefeld sein Polster auf die Abstiegsplätze
Das 1:1 gegen die größtenteils erfolglos anrennende Champions-League-Truppe von Borussia Dortmund hatten die Bochumer gefeiert wie einen Sieg. Doch vier Tage nach dem Kräfte zehrenden ersten Derby in der Bundesliga seit elfeinhalb Jahren fehlte bei einem wichtigen Spiel im Abstiegskampf die Frische, mental wie körperlich.
Arminia Bielefeld feierte ausgerechnet gegen Bochum am vorletzten Hinrunden-Spieltag seinen ersten Heimsieg, ließ dem 2:0 noch einen weiteren Erfolg in Leipzig folgen und ist damit wieder im Geschäft. Bielefeld liegt als Tabellensiebzehnter nur noch vier Punkte hinter dem VfL – Bochum hatte die Arminia wieder aufgebaut.
Der nächste Traum: Bochum bleibt in der Bundesliga
Auch wenn es mit Niederlagen endete, war 2021 natürlich ein mehr als erfolgreiches Jahr für den VfL. Manche Wünsche bleiben trotzdem offen. Ganz oben auf der Liste steht, klar, der Klassenerhalt. Kurz vor Weihnachten sagte Geschäftsführer Ilja Kaenzig in einem Adventsvideo des Vereins. „Ich habe um 17.15 Uhr eine tiefe Genugtuung verspürt. Es kam dann ein großes Gefühl des Stolzes auf, ähnlich wie bei vielen VfL-Fans, denke ich. Dieses Gefühl hält bis heute an.“ Jeder VfL-Fan wird das unterschreiben können – so viel Grund zu Freude gab es, Corona mal außen vor, wohl lange nicht im Ruhrstadion.
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Der Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Villis beantwortete die Frage im WAZ-Interview zuletzt so, was er sich für eine Schlagzeile im Jahr 2022 wünsche: „Der VfL Bochum hat sich in der Bundesliga etabliert. Wenn das im Mai feststeht, sind wir alle stolz und zufrieden.“