Bochum. Der VfL Bochum setzt beim gegen die TSG Hoffenheim auf die eigene Heimstärke, den Rückhalt der Fans und einen formstarken Spieler.

Als der VfL Bochum noch zum Establishment der Bundesliga gehörte, galt das Publikum im heimischen Ruhrstadion als besonders kritisch. Gerade im Vergleich zu den großen Nachbarn Schalke 04 und Borussia Dortmund. Nach elf Jahren in der 2. Liga, nach der Rückkehr in die Beletage des deutschen Fußballs, nach der quälend langen Geisterpiel-Zeit schwärmen selbst die Gegner Woche für Woche von der mitreißenden Stimmung der VfL-Anhänger.

Spiel gegen Hoffenheim ist unter Corona-Regeln ausverkauft

Zuhause wie auswärts, nach Siegen wie nach Niederlagen, selbst nach dem 0:7-Debakel beim FC Bayern im September und zuletzt nach dem 1:2 in Mönchengladbach, feiern die VfL-Anhänger ihr Team ab. „Der Support unserer Fans ist sensationell gut, unglaublich“, sagt Sebastian Schindzielorz, der Sport-Geschäftsführer des Aufsteigers.

Beim Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) ist das Stadion mit nach den Coronaregeln zugelassenen 20.000 Fans ausverkauft. „Wir wollen alles dafür tun, dass der Funken auf die Ränge überspringt und das Stadion wieder zu einem Tollhaus wird“, sagt VfL-Trainer Thomas Reis. Wie zuletzt gegen Eintracht Frankfurt, als die Ostkurve zum Hexenkessel wurde beim 2:0-Sieg. Und wie im DFB-Pokal, beim dramatischen 7:6 nach Elfmeterschießen gegen den FC Augsburg.

Bochumer Heimstärke trifft auf Hoffenheims Auswärtsschwäche

Es ist vor allem die Heimstärke, gepaart mit der bisherigen Auswärtsschwäche des Gegners aus Hoffenheim (ein Sieg, ein Remis, drei Niederlagen), die für Optimismus sorgt beim VfL. Mit sieben Punkten aus den vier Partien liegt Bochum in der Heimtabelle auf Rang elf, noch vor Wolfsburg oder Leverkusen. Mit einem Erfolg gegen die TSG könnte sich der insgesamt Tabellenvierzehnte im Mittelfeld festsetzen. Bei einer Niederlage allerdings könnte er auch auf Relegationsrang 16 abrutschen – weil es auswärts bisher deutlich schlechter lief (ein Sieg, fünf Niederlagen). „Mit den Fans im Rücken ist vieles einfacher. Wir sind mutiger“, sagt Anthony Losilla.

Pantovic und Stafylidis rotieren wohl in die Startelf

Bochums Kapitän ist auch mit 35 Jahren, in seinem ersten Bundesliga-Jahr, nicht wegzudenken aus der Startelf des VfL. Losilla, einer der laufstärksten Spieler der Liga, zählt zu den Leistungsträgern im Mittelfeldzentrum, in dem es wohl eine Änderung geben wird nach dem 1:2 bei Borussia Mönchengladbach. Eduard Löwen, Leihspieler von Hertha BSC und bisher enttäuschend unauffällig, dürfte auf die Bank rotieren und für ihn der zuletzt formstarke Milos Pantovic beginnen. Auch Konstantinos Stafylidis, ausgeliehen vom Gegner Hoffenheim, rückt wohl als Rechtsverteidiger in die Anfangsformation für den etwas entkräfteten Cristian Gamboa.

Zudem könnte der abschlussstärkere Danny Blum für Hochgeschwindigkeitsmann Gerrit Holtmann loslegen. Blum traf bei seinem Startelf-Debüt gegen Frankfurt, Blum traf als Joker in Mönchengladbach. Mit zwei Treffern ist der 30-Jährige mit dem starken linken Fuß, der nach langer Verletzungspause erst im Oktober wieder richtig eingreifen konnte, intern bereits ganz vorne in der Torschützenliste, gleichauf mit Stoßstürmer Sebastian Polter und dem verletzten Simon Zoller (Kreuzbandriss).

Auf Blums Effektivität wird der Coach wohl nicht verzichten gegen die TSG. Denn in der Konsequenz vor dem gegnerischen Tor, im letzten Drittel zeigte Bochum bisher die größten Schwächen, zuletzt eklatant in Mönchengladbach. Defensiv dagegen hat sich der VfL stabilisiert, hat bereits vier Mal kein Gegentor kassiert. „Wir sind kompakter, aktiver in den Zweikämpfen als zu Saisonbeginn“, sagt Reis. Darauf komme es auch gegen Hoffenheim an. „Wenn man ihnen die Freude am Fußball spielen lässt, wird es sehr schwierig“, sagt der VfL-Trainer. „Wir müssen unsere Zweikämpfe wieder rigoros führen und selbst Nadelstiche setzen.“

Zuletzt, allerdings im eigenen Stadion, zeigte die individuell deutlich besser besetzte, offensivstarke TSG um Topscorer Andrej Kramaric, der in Bochum sein 100. Pflichtspieltor für Hoffenheim erzielen will, äußerst viel Spiellaune. 5:0 gegen Köln, 2:0 gegen Hertha BSC, dazu ein 5:1 im Pokal gegen Zweitligist Kiel. Einen ähnlich dominanten Auftritt erwartet Trainer Sebastian Hoeneß von seinem Team nun auch auswärts: Der Blick beim Tabellenneunten geht nach oben. Anthony Losilla, Bochums Anführer, setzt dagegen: „Wir spielen zuhause und haben gezeigt, dass wir mit unseren Fans jeden Gegner ärgern können.“