Bochum. Acht Zugänge hat der VfL Bochum verpflichtet vor der Bundesliga-Saison. Komplett überzeugen konnte noch keiner. Eine erste Zwischenbilanz.
Acht externe Neuzugänge hat der VfL Bochum nach der vergangenen Saison verpflichtet. Nach fünf Niederlagen, davon vier auswärts, einem Remis gegen Stuttgart (0:0) und einem Heimsieg gegen Mainz (2:0) zieht die WAZ eine erste Zwischenbilanz. Fehlende Spielpraxis und etliche Verletzungen trüben diese: Es ist Luft nach oben.
Drei Spieler hat der VfL für diese Saison ausgeliehen. Sie sollen also konkret und möglichst sofort helfen, den Klassenerhalt in der Bundesliga zu schaffen.
Elvis Rexhbecaj stand bisher immer in der Startelf
Elvis Rexhbecaj (23) stieß am 2. August zum VfL, ausgeliehen vom VfL Wolfsburg. Dort wollte sich der 23-jährige Wunschspieler, den Thomas Reis bereits in seiner Wolfsburger Jugendtrainer-Zeit kennenlernte, zunächst beweisen, was ihm angesichts der starken Konkurrenz im zentralen Mittelfeld nicht gelang. In der Vorsaison konnte er in Köln durchaus überzeugen.
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Von den VfL-Zugängen kommt der Deutsch-Kosovare auf die meiste Einsatzzeit. Er zählte in allen acht Pflichtspielen inklusive des Pokalspiels in Wuppertal zur Startelf. Zunächst auf der Acht, zuletzt als einer der Doppel-Sechser. Rexhbecaj überzeugt läuferisch, ist von den vier Top-Kandidaten für die drei Positionen im Mittelfeldzentrum (neben ihm Robert Tesche, Anthony Losilla, Eduard Löwen) der Schnellste. Taktisch ist er nicht immer gut positioniert, zudem gönnte er sich defensiv einige Schwächen bei den Auswärtsspielen. Offensiv blieb der technisch durchaus beschlagene Rexhbecaj bisher ohne große Wirkung.
Eduard Löwen muss konditionell weiter zulegen – und sollte dann helfen
Eduard Löwen (24) ist von Hertha BSC ausgeliehen, wo er in der Vorsaison auf keine 90 Minuten Einsatzzeit kam. Er begann im Training und in den ersten Testspielen gegen allerdings unterklassige Gegner höchst engagiert, er ging voran. Dann flog er mit dem deutschen Olympia-Team nach Tokio – menschlich verständlich, sportlich für die Vorbereitung des VfL ein Verlust. Kurz nach seiner Rückkehr klagte er über muskuläre Probleme, fiel für die ersten drei Pflichtspiele aus.
Bei den Heimspielen gegen Hertha und Stuttgart war er in der Startelf, auswärts zog Trainer Reis ihm bisher Robert Tesche vor, wechselte den 24-Jährigen nur ein. Auch aus läuferischen, aus konditionellen Gründen. Löwen hat weiterhin Nachholbedarf, vor allem im Umschaltspiel defensiv. Gegen Hertha blass, überzeugte er als Zehner gegen Stuttgart.
Auf dieser Position empfahl er sich nun auch im Test gegen Nijmegen. Seine Standards, die dem VfL eigentlich enorm helfen sollen, waren bisher schwach bis ausbaufähig. Löwen, ob als Achter oder Zehner, muss sich steigern, um den Unterschied auszumachen. Potenzial dazu hat er. In Fürth ist mit ihm zu rechnen von Beginn an.
Konstantinos Stafylidis ist eher ein Back-up
Konstantions Stafylidis (27). Anfang August holte ihn der VfL als Back-up für Linksverteidiger Danilo Soares auf Leihbasis von der TSG Hoffenheim. In der Vorsaison konnte er aus Verletzungsgründen kein einziges Spiel bestreiten. In Bochum kämpfte er sich mit seiner Aggressivität, die er gleich bei seinem Testspiel-Debüt an den Tag legte, zunächst auf die Bank, gegen Mainz wurde der defensiv recht flexibel einsetzbare griechische Nationalspieler im Mittelfeld eingewechselt.
Wegen Konkurrenzdrucks? Soares ist bisher Bochums bester Feldspieler
Soares spürt offenbar den Konkurrenzdruck. Der Brasilianer, der mitunter zur Leichtigkeit neigt, ist jedenfalls bisher der beständigste, beste Bochumer Feldspieler. Bockhorn, der jetzt mit einem Muskelfaserriss vorerst ausfällt, spürte den Atem des Griechen auch schon: Linksmann Stafylidis ersetzte den formschwachen Rechtsverteidiger auf rechts. Gegen Hertha solide, in Bayern schwach wie fast alle anderen auch.
Stafylidis offenbarte im Spiel nach vorne Schwächen, Bockhorn, fußballerisch stärker und schneller, verdrängte ihn wieder auf die Bank. Wegen einer kleinen Verletzung fehlte er im Kader gegen Leipzig, reiste dann aber zur Nationalmannschaft Griechenlands. Beim 2:0 seines Teams in Georgien saß er nur auf der Bank. Stafylidis ist weiterhin mehr Druckmacher als Startelf-Hoffnung.
Von Sebastian Polter müssen noch deutlich mehr Akzente kommen
Sebastian Polter (30). Als er einen Tag vor dem Saisonstart von Fortuna Sittard nach Bochum kam, war der bundesliga-erprobte Wand- und Zielstürmer noch ein Konkurrent von Simon Zoller. Den schickte Thomas Reis auf den Flügel, Polter ins Zentrum. Das Duo harmonierte gegen Mainz, Polter köpfte nach Zoller-Flanke zum 2:0 ein. Doch Zoller zog sich nach dem Hertha-Spiel einen Kreuzbandriss zu – Polter ist noch mehr gefordert.
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Er arbeitete zwar defensiv engagiert mit, als Ballbehaupter und -Verteiler, als Torschütze im Zentrum aber hat er noch lange nicht die Form erreicht, die Bochum benötigt, die er auch von sich selbst einfordert. Nach fünf Startelf-Einsätzen rotierte der Routinier, der in Bochum einen Zweijahres-Vertrag unterschrieben hat, gegen Leipzig zugunsten des laufstärkeren Takuma Asano auf die Bank. In Fürth aber ist mit ihm wieder von Beginn an zu rechnen. Polter muss seine körperliche Stärke noch besser einbringen. Und seine Chancen besser nutzen.
Christopher Antwi-Adjei: gutes Tempo, wenig Durchschlagskraft
Christopher Antwi-Adjei (27). Der Außenstürmer aus Hagen war der erste Neuzugang. Ein Spieler, den der VfL auch im Falle des Nichtaufstiegs verpflichtet hätte. Nach vier Jahren beim SC Paderborn und 34 Erstliga-Einsätzen suchte er in Bochum eine neue Herausforderung. Bisher: mit Licht und Schatten. Dreimal war er in der Startelf, vier Mal wurde er eingewechselt. Gegen Mainz fehlte er wegen muskulärer Probleme, die ihn auch jetzt wieder plagen. Sein Tempo und seine Tempodribblings sind ein Gewinn, sein letzter Pass und Abschluss sind es bisher nicht. Ein Torjäger war er noch nie. Körperlich fehlt ihm ein Stück Robustheit. Zwei Torvorlagen schmücken bisher seine Statistik.
Takuma Asano warf eine Verletzung erneut zurück
Takuma Asano (26). Der japanische Nationalspieler hat Tempo, Technik, er ist lauffreudig: In Leipzig rannte er permanent als Stürmer gegen die aufbauenden RB-Abwehrriesen an. Bisher fehlt Asano, der eher über die Flügel kommt, aber auch als Zehner oder Neuner spielen kann, aber die Durchschlagskraft. Ein Kernproblem: Trainingsrückstand.
Nach langer Vorsaison wegen Länderspielreisen stieg er später in die Vorbereitung ein. Gegen Mainz zog sich der 26-jährige Ex-Stuttgarter, der in Bochum einen Dreijahres-Vertrag unterschrieb, nach seinem missglückten Startelf-Einsätzen gegen Wuppertal und Wolfsburg einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zu. Erst gegen den VfB (eingewechselt) und zuletzt in Leipzig war er wieder dabei. Ist Asano bei 100 Prozent, ist von ihm noch deutlich mehr zu erwarten.
Patrick Osterhage ist ein großer Hoffnungsträger für die Zukunft
Patrick Osterhage (21). Er gilt als großes Talent, wurde langfristig bis 2024 gebunden. Der bisher nur in der Regionalliga erprobte Ex-Spieler vom BVB II kämpft sich nach viel Verletzungspech in den Vorjahren immer weiter heran im Training. Der Lohn: Stete Nominierungen für den Kader, Bundesliga-Kurzdebüt in Leipzig. Im Testspiel gegen Nijmegen zeigte er im zentralen Mittelfeld seine fußballerische Klasse. Wenn er gesund bleibt und körperlich zulegt, könnte Osterhage eines Tages als Königstransfer dieser Transferperiode in die VfL-Annalen eingehen. Noch aber ist das mehr Hoffnung als Gewissheit.
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Michael Esser ist die klare Nummer zwei
Michael Esser (33). Der auch in der Bundesliga erfahrene Torwart ist zurückgekehrt zum VfL, um der Nummer eins Konkurrenz zu liefern. Manuel Riemann ist derzeit gesetzt. Esser, der wegen einer Knieverletzung im Trainingslager rund zwei Wochen Vorbereitungszeit verlor, ist bereit, wenn Riemann schwächeln sollte. Bisher ist er die klare Nummer zwei.