Bochum. Herbert Bockhorn fällt für die Partie des VfL Bochum in Fürth wohl aus. Trainer Reis muss mehrere Szenarien bedenken. Das sind die Alternativen.

Es gab ein paar Unstimmigkeiten beim sowohl attraktiven als auch erkenntnisreichen Testspiel des VfL Bochum gegen NEC Nijmegen. Trainer Thomas Reis hat Schwächen in der Defensive thematisiert. In den Vordergrund rückt der Coach des Tabellenvorletzten vor dem wichtigen Spiel beim Schlusslicht Greuther Fürth (Samstag, 16. Oktober, 15.30 Uhr) aber „die positiven Dinge“, die Fortschritte.

Die gab es offensiv zu sehen beim 5:4 gegen den niederländischen Erstliga-Aufsteiger. Danny Blum überzeugte als linker Flügelstürmer. Eduard Löwen kam etwas schwerfällig in die Partie. Er hat läuferisch, beim Tempo und vor allem im defensiven Zweikampf weiterhin Luft nach oben.

Löwen steigert sich und ist an vier der fünf Treffer beteiligt

Löwen steigerte sich. Und Löwen war es dann, der durchaus den Unterschied machte mit zwei Treffern, einer Torvorbereitung und einem, wie man im Eishockey sagen würde, „second Assist“: Dem Pass vor dem letzten Pass vor dem erfolgreichen Torabschluss.

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Beide, Blum und Löwen, drängen in die Startelf. Beide würden dem VfL in guter Form gut zu Gesicht stehen.

Umschaltspiel und Engagement waren deutlich besser

Das offensive Umschaltspiel, der letzte Pass, der Abschluss waren insgesamt besser als zuletzt. Bei den ersten drei Toren etwa zeigte der VfL Zielstrebigkeit, die man in der Liga noch zu oft vermisste: Nach Fehlpässen der Niederländer und/oder Balleroberungen schaltete Bochum schnell um und traf. „Es war noch nicht alles gut, aber auf jeden Fall schon besser“, sagt Reis.

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Noch wichtiger war ihm aber das Engagement, das anders als beim Testspiel vor vier Wochen, beim 0:2 gegen die Go Ahead Eagles Deventer, deutlich zu erkennen war. „Ich habe die Mannschaft für ihren Einsatz gelobt. Wir haben fünf Tore geschossen, wir haben gewonnen“, sagt der Trainer. „Ich will das Positive mitnehmen und mitgeben.“

Thomas Reis sieht defensiv keine Standard-Krise

Negativ war, da redet der Trainer ja nicht drumherum, das Verhalten bei den ersten zwei Gegentoren nach Eckbällen, später auch beim dritten und vierten Gegentor. Und bei einer weiteren Großchance der Niederländer, als Tarsis Bonga, als Flügelstürmer aufgestellt, den Außenverteidiger der Gäste und damit seinen Gegenspieler von der Mittellinie aus beobachtete.

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Von einer Standard-Krise defensiv will Reis aber nicht sprechen. „Wir haben gegen Leipzig das erste Gegentor nach einer Ecke bekommen. Jetzt im Testspiel waren es zwei. Darüber haben wir gesprochen“, so Reis.

Löwen und Blum als Hoffnungsträger bei den eigenen Standards

In der anderen Richtung indes gab es bisher ein Standard-Problem, sagt der Coach. Noch hat Bochum aus zahlreichen Freistößen und Eckbällen kein Kapital geschlagen. Ein Manko, das es gerade für einen Aufsteiger, der in vielen Spielen nicht den dominanten Part übernehmen kann, zu beheben gilt.

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Blum und Löwen bleiben hier die wohl größten Hoffnungsträger, vor allem Blums Ecken brachten gegen Nijmegen Gefahr. Gut möglich, dass Löwen und Blum in Fürth in die Startelf rotieren. Mit Gerrit Holtmann auf dem anderen Flügel und Sebastian Polter als Wandstürmer oder Takuma Asano als Dauerläufer im Zentrum könnte die Offensive an Gefahr zunehmen. Was ja nötig ist, immerhin wartet Bochum nun seit drei Partien auf einen Treffer.

Bockhorn: Verdacht auf Muskelfaserriss

Gedanken macht sich Reis seit Donnerstag auch darüber, wer hinten rechts verteidigt. Herbert Bockhorn musste verletzt ausgewechselt werden. Noch stehen einige Untersuchungen aus, aber nach Informationen dieser Redaktion besteht der Verdacht auf einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel. Zwei bis drei Wochen würde der zuletzt wieder erstarkte Rechtsverteidiger ausfallen. Also in Fürth, beim Heimspiel gegen Frankfurt, beim Pokalspiel gegen Augsburg.

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Cristian Gamboa, in der Vorsaison bis zu seiner Verletzung Stammspieler hinten rechts, ist die erste Alternative. Er verletzte sich am Ellbogen beim Spiel in Köln Mitte August. Er wurde operiert, fiel wochenlang aus. Am Donnerstag gab er sein Testspiel-Comeback. Er fiel auch mal auf den operierten Arm bei Grätschen und energischen Zweikämpfen. Gamboa will in Fürth dabei sein, sagte er selbst. Der 31-jährige Mentalitätsspieler dürfte sogar erste Wahl sein. „Er hat gezeigt, dass er keine Bedenken hat, auch bei den Zweikämpfen nicht“, so Reis erfreut.

Stafylidis wäre der erste Ersatz vom Ersatz

Linksverteidiger Konstantinos Stafylidis hat zuletzt im Training nicht überzeugt, bei seinen Einsätzen für den in dieser Phase formschwachen Bockhorn auf der für ihn ungewohnten rechten Seite gegen Hertha BSC und beim FC Bayern gefiel er defensiv zum Teil, offensiv nicht. In Leipzig zählte er nicht zum Kader, weil er am Freitag angeschlagen war und nicht trainierte. Tags darauf ging es wieder, jetzt ist er bei der griechischen Nationalmannschaft.

Weitere Alternativen würden „Verschiebungen“ bedeuten, so Reis. Die Innenverteidiger Armel Bella-Kotchap und Erhan Masovic könnten rechts verteidigen. Dann würde aber innen einer von beiden fehlen. Saulo Decarli hat seit Ende Februar nicht mehr von Beginn an gespielt. Vasileios Lampropoulos konnte zuletzt weder in der Liga noch im Testspiel überzeugen.

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Viel spricht also für Gamboa im Falle des Bockhorn-Ausfalls, wobei er vermutlich noch nicht über 90 Minuten gehen kann. Reis muss also vorab einen Plan B haben, wenn bei Gamboa die Kräfte schwinden sollten.

Pantovic ist wieder im Training – Tesche und Antwi-Adjei sind auf einem guten Weg

Drei Spieler, die nicht verletzt oder auf Länderspieltour sind, hatten das Testspiel verpasst. Milos Pantovic konnte bereits am Freitag wieder komplett mit der Mannschaft trainieren. Robert Tesche und Christopher Antwi-Adjei arbeiteten individuell, sollen auch am Samstag trainieren, während das Gros des Teams ein freies Wochenende genießt. Trainer Reis rechnet damit, dass beide am Montag wieder komplett im Mannschaftstraining sind und damit rechtzeitig vor der Partie in Fürth.