Bochum. In Stuttgart gibt man sich nach nur vier Punkten noch entspannt. In Bochum aber soll ein Sieg her. Karazor kehrt zu seinem Jugendverein zurück.

Der VfL Bochum hat am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) die Chance, am deutlich höher eingeschätzten VfB Stuttgart vorbeizuziehen mit einem Sieg. Vier Punkte holten die Schwaben nur aus den ersten fünf Partien, drei der derzeit Tabellenvorletzte aus Bochum. Als „Schlüsselspiel“ bezeichnet VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo daher die Partie in Bochum.

Die Ergebnisse des VfB muss man ja relativieren. Mit Leipzig (0:4) und Bayer Leverkusen (1:3) hat Stuttgart zwei deutlich teurer besetzte Teams hinter sich. In Frankfurt holte Stuttgart einen Punkt (1:1), feierte zudem einen klaren 5:1-Sieg gegen Aufsteiger Fürth. Wirklich weh tat letztlich nur das 2:3 gegen den SC Freiburg, meint auch Sven Mislintat, der Sportdirektor. „Wir haben letztlich einen Punkt zu wenig geholt, gegen Freiburg“, sagt er. Und blickt gespannt nach vorne.

Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat: „Es geht nur über knallharte Arbeit“

Nach Bochum. „Das ist ein Spiel, in dem wir uns etwas ausrechnen dürfen. Aber auch in dieser Partie geht es nur mit knallharter Arbeit“, wird Sven Mislintat auf der Vereinshomepage zitiert. Der 48-Jährige ist in Dortmund geboren, war Chefscout und Leiter Profifußball beim BVB, ehe er zum FC Arsenal zog und dann zum VfB. Der Fußball-Lehrer ist seit April 2019 Sportdirekor der Schwaben.

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Mit Erfolg: Mislintat und Sportvorstand Thomas Hitzlsperger, der sehr frühzeitig sein Amtsende im Herbst 2022 bekanntgab, stellten eine junge und natürlich auch nicht ganz billige Mannschaft zusammen, die 2020 nach einem Jahr 2. Liga als Tabellenzweiter den direkten Wiederaufstieg schaffte. Auch dank Matarazzo, der im Winter neuer Chefcoach des VfB wurde. In der Vorsaison landete der VfB nach einer ganz starken Hinrunde auf Rang neun.

Stuttgart stellte bisher das jüngste Team der Bundesliga – Bochum das Älteste

Jetzt, sagt Mislintat, seien die Gegner besser auf den VfB eingestellt, der mit Spielstärke, Tempo, Einsatzfreude und starkem Umschaltspiel überzeugt. Auch dank der jugendlichen Dynamik: Mit 24,8 Jahren, so hat es der Kicker ausgerechnet, stellt Stuttgart bei den eingesetzten Spielern das im Durchschnitt jüngste Team der Bundesliga. Bochum schickte mit durchschnittlich 28.3 Jahren bisher die ältestes Mannschaft der Liga ins Rennen.

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Viele aktuelle Spieler der beiden Teams standen sich schon in der 2. Liga gegenüber. Mitte Februar 2020, kurz vor der Corona-Pause, setzte sich der VfB mit 1:0 durch. Der VfL hielt in der zweiten Halbzeit ordentlich mit, ein eklatanter Fehlpass von Saulo Decarli in die Füße von Silas Wamangituka ermöglichte das Tor von Joker Hamadi Al Ghaddioui, der auch am Sonntag wohl zunächst auf der Bank sitzt.

Silas, Kalajdzic, Faghir: Diese Spieler fallen aus beim VfB Stuttgart

Um die Identität von Wamangituka gab es später viel Wirbel, er sei den Machenschaften eines Spielervermittlers zum Opfer gefallen, erklärte der VfB Stuttgart. Silas, der aus der Demokratischen Republik Kongo stammt, heißt mit Nachnamen gar nicht Wamangituka, sondern Katompa Mvumpa. In Bochum wird der wuchtige 22-jährige Offensivspieler nicht spielen. Er ist nach einem Kreuzbandriss noch in der Reha.

Auch potenzielle Stammkräfte wie der talentierte Flügelsütrmer Momo Cisse (18), Mittelfeldmann Philipp Förster sowie die Stürmer Wahid Faghir und Sasa Kalajdzic fallen weiterhin aus. Zudem hat Stuttgart im Sommer einige Schlüsselspieler wie Linksaußen Nicolas Gonazelz, der für 23,5 Millionen Euro zum AC Florenz wechselte, und Torwart Gregor Kobel verloren. Für Kobel soll der BVB 15 Millionen Euro überwiesen haben. Was zeigt, welche finanziellen Möglichkeiten Stuttgart im Vergleich zum Null-Kosten-VfL hat.

Florian Müller ist die neue Nummer eins beim VfB Stuttgart

Mit Florian Müller (vom FSV Mainz, Ablöse 5 Millionen Euro) hat Stuttgart eine neue Nummer eins eingekauft. Die weiteren Top-Zugänge Chris Führich (Rechtsaußen, SC Paderborn, 2,5 Millionen Euro) und Wahid Faghir (Mittelstürmer, vom dänischen Erstligiisten Veilja/4,5 Millionen Euro) waren bisher verletzt, der vom VfL Wolfsburg ausgeliehene Omar Marmoush ist dagegen gleich Stamm. Stürmer Marmoush trifft bereits zum zweiten Mal auf den VfL, beim 1:0-Sieg Wolfsburgs gegen Bochum zum Saisonstart wurde der eingewechselt. Führich könnte erstmals im Kader stehen am Sonntag.

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In ihrem 3-4-3-System mit spielstarken, einrückenden Außen, zuletzt Massimo und Sosa, wollen die Schwaben auch den zweiten Aufsteiger dominieren. Denkbar, dass Mateo Klimowicz, der Sohn des ehemaligen VfL-Stürmers Diego Klimowicz, in die Startelf rotiert und den defensiveren Atakan Karazor ersetzt. Allerdings konnte Klimowicz in dieser Woche wegen leichter Probleme nicht komplett am Mannschaftstraining teilnehmen.

Karazor freut sich auf seine Rückkehr zum VfL Bochum

Der heute 24-jährige Karazor, geboren in Essen, spielte von 2012 bis 2015 in der Jugend beim VfL Bochum. Und will natürlich in seiner alten Heimat, wenn man so will, spielen im Mittelfeldzentrum. „Ich kenne die Atmosphäre dort und freue mich, dass wir nun auch in der Bundesliga aufeinandertreffen“, sagte er im VfB-TV-Interview.

Letztlich will der VfB in Bochum den Anschluss ans Mittelfeld der Liga herstellen. Mislintat gibt sich entspannt. Er sagt: „Mit den Themen wie Abgänge, Verletzungen, Länderspielreisen, die uns in den vergangenen Wochen beschäftigt haben und dem Auftaktprogramm mit zwei Top-Teams aus Leipzig und Leverkusen, war uns klar, dass wir uns in diese Saison reinarbeiten müssen.“

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Wer spielt, wer fehlt? Der Überblick

VfL Bochum: Riemann - Bockhorn, Masovic, Bella-Kotchap, Soares (Stafylidis) - Losilla - Rexhbecaj, Löwen - Antwi-Adjei, Polter, Holtmann

Reserve: Esser - Decarli, Lampropoulos, Stafylidis (Soares), Tesche, Osterhage, Pantovic, Asano, Blum, Ganvoula. Bockhorn könnte auch den offensiven Flügel für Antwi-Adjei besetzen. Dann würde Stafylidis rechts hinten verteidigen.

Es fehlen: Leitsch (muskuläre Probleme), Zoller (Kreuzbandriss), Gamboa (nach Ellbogen-OP), Torwart Grave (nach Schulter-OP), Hartwig (muskuläre Probleme)

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VfB Stuttgart (Quelle: kicker.de): Müller - Mavropanos, Anton, Kempf - Massimo, Mangala, W. Endo, Sosa - Klimowicz, Coulibaly - Marmoush

Abwehrchef Waldemar Anton (nach Sperre) kehrt zurück. Chris Führich dürfte erstmals seit seiner Verletzung (Schlüsselbeinbruch) wieder im Kader stehen.

Alternativen: Bredlow, Ito, Karazor, P. Stenzel, Beyaz, Didavi, Führich, Klement, Meyer, Millot, Mola, Nartey, Thommy, Al Ghaddioui.

Es fehlen: Ahamada (Aufbautraining), Momo Cissé (Reha nach Absplitterung im Mittelfuß), Egloff (Reha nach Mittelfußbruch-OP), Faghir (Oberschenkelprobleme), Förster (Infekt), Kalajdzic (Schulterluxation), Sankoh (Knieverletzung), Silas Katompa Mvumpa (Reha nach Kreuzbandriss).