Bochum. Andre Pawlak ist mit Wattenscheid, Velbert und Uerdingen und auch dem 1. FC Köln aufgestiegen. Er weiß, wie man gegen den VfL Bochum gewinnt.

Der Mann hat einige Aufstiegsfeiern hinter sich. Andre Pawlak schaffte mit der SG Wattenscheid 09, der SSVg Velbert und dem KFC Uerdingen den Sprung aus der Oberliga in die Regionalliga. Im April 2019 übernahm er für drei Spiele das Profiteam des 1. FC Köln und führte das Team zurück in die Bundesliga. Danach wurde er wieder Co-Trainer bei den Kölnern. Am Samstag geht es für ihn nun gegen den VfL Bochum und damit auch Trainer Thomas Reis. Pawlaks Bilanz gegen den Bochumer Trainer ist positiv und auch sonst hat er nur gute Erinnerungen an den VfL Bochum.

Hallo Herr Pawlak. Es ist Montagmittag. Wo erwischen wir Sie?

Ich sitze im Auto und fahre nach Hause, nach Recklinghausen. Wir haben heute Morgen trainiert. Ich freue mich auf meine Familie. Ich habe sie vier Tage nicht gesehen. Das passiert, wenn man sonntags mit dem 1. FC Köln bei Bayern München spielt. Bei Steffen Baumgart trainieren wir am Tag nach dem Spiel.

Das Fußball-Geschäft bringt es mit sich, dass Sie sich immer mal wieder auf andere Cheftrainer einstellen müssen. Sie haben aber ihren Job als Co-Trainer beim 1. FC Köln sicher, oder?

Mich hat halt kein Cheftrainer mitgebracht, wie es das ja oft gibt. Wenn dann der Cheftrainer gehen muss, müssen die Co-Trainer mitgehen. Meine ehemaligen Cheftrainer haben gerade keinen Chefposten. Achim Beierlorzer ist Co-Trainer bei RB Leipzig, Friedhelm Funkel und Markus Gisdol haben keinen Job als Trainer. Ich habe eine andere Stellung im Verein. Ich bin jetzt im fünften Jahr beim 1. FC Köln. Ich habe die U17, zweimal die die U21 trainiert und war und bin Co-Trainer bei den Profis. Ich habe einen anderen Status, arbeitete aber immer im Sinne des Vereins. Ich halte den Kontakt zum Nachwuchs, kümmere mich um die jungen Spieler, die zu den Profis kommen.

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Also kehren Sie nicht mehr in den Schuldienst zurück?

Nein, da habe ich eine Entscheidung getroffen. Seit diesem Sommer bin ich komplett raus. Ich habe aktuell nicht vor, in den Schuldienst zurückzukehren. Bis 2017 war in an einer Sekundarschule in Herten/Westerholt Lehrer mit reduzierter Stundenzahl für Sport und Chemie. Als ich mit dem KFC Uerdingen in die Regionalliga aufgestiegen bin, habe ich mich freistellen lassen. Ich wollte sehen, ob das als Trainer in Vollzeit funktioniert.

Sie wurden dann relativ schnell als Trainer in Uerdingen entlassen.

Im Nachhinein war es gut, dass Präsident und Investor Mikhail Ponomarev mich entlassen hat. Kurz danach habe ich die U17 des 1. FC Köln übernommen.

Köln ist ein anderes Pflaster, gerade auch was das Medieninteresse anbelangt. Wie nehmen Sie das wahr?

Das Medieninteresse in Köln ist sicherlich speziell. Die Tageszeitungen sind bei jedem Training vor Ort, dazu noch die Sportfachzeitschriften und regelmäßig auch Sky und der WDR. Da unser Gelände für alle zugänglich ist, bleibt eigentlich nichts verborgen. In Köln herrscht eine sehr kritische Einstellung zum FC. Selbst nach der gewonnenen Relegation hat niemand geschrieben „toll, dass ihr es geschafft habt“, sondern nur darüber, was in der Saison alles falsch gelaufen sei und was nun besser werden muss. Das erleichtert unsere Arbeit sicher nicht. Die Jungs vom FC-TV, die für die Doku bei uns sind, machen einen sehr guten und für alle unauffälligen Job. Sie laufen seit Jahren mit und keiner registriert das als störend. Ich finde die Dokufolgen toll für die Fans, um ihnen einen Einblick in die tägliche Arbeit zu geben.

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Wollen sie noch mal als Cheftrainer arbeiten?

Ich habe meine Fußballer- und Trainerlaufbahn nie irgendwie geplant, sondern alles auf mich zukommen lassen. Und so halte ich das jetzt auch. Ich habe den Fußballlehrer-Lehrgang absolviert, um mir da alle Möglichkeiten offen zu halten. Ich habe 18 Jahre als Cheftrainer gearbeitet, darunter auch die letzten drei Spiele des FC in der Aufstiegssaison, arbeite jetzt im dritten Jahr im Profibereich als Co-Trainer. Ich würde sagen, ich wäre gut vorbereitet, sollte mich da mal eine andere Aufgabe reizen, als die Aktuelle beim FC.

Sie waren lange im WAZ-Verbreitungsgebiet aktiv. Erst als Spieler, dann als Trainer. Gibt es noch Kontakt zu ihren ehemaligen Vereinen, wo sie als Trainer gearbeitet haben?

Ja, ich halte Kontakt zur SSVg Velbert und zur SG Wattenscheid 09. Ich telefoniere regelmäßig mit Oliver Kuhn, Velberts erstem Vorsitzenden. Markus Braasch, mein ehemaliger Co-Trainer ist ja auch in Velbert. Ich gehe auch hin, schaue mir Spiele an. Zuletzt habe ich mir ein Spiel der Wattenscheider angesehen. Mit der alten Wattenscheider Aufstiegsmannschaft treffen wir uns einmal im Jahr.

Wie gut kennen Sie Thomas Reis, den Trainer des VfL Bochum?

Wir haben uns zuletzt schon ab und zu gesehen, weil wir mit Köln gegen Bochum getestet haben. Dazu gibt es eine besondere Verbindung zwischen Thomas Reis und mir. 2014 war er Trainer der Bochumer U23, ich war Trainer in Wattenscheid. Wir haben mit Wattenscheid beide Spiele gegen Bochum gewonnen.

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Wir haben Sie den Aufstieg des VfL Bochum mit Thomas Reis wahrgenommen?

Ich finde super, was aus dem VfL Bochum geworden ist. Die Verantwortlichen um Sebastian Schindzielorz machen das wirklich gut. Ich bin froh, dass sie wieder da sind und den Aufstieg in die Bundesliga geschafft haben. Ich habe sie immer auf dem Schirm gehabt und sie haben es sich den Aufstieg echt verdient.

Wie haben Sie als Kind und Heranwachsender und gebürtiger Gelsenkirchener den VfL Bochum erlebt?

Als Kind war ich regelmäßig im Ruhrstadion. Man kam immer etwas leichter an Karten für die Spiele des VfL.

Am Samstag sind Sie ganz nah dran. Dazu gibt es ein Wiedersehen mit Elvis Rexhbecaj.

Er war eineinhalb Jahre bei uns. Er ist ein wissbegieriger Spieler. Wir haben ihn mit einem weinenden Auge ziehen lassen. Aber eine feste Verpflichtung war für uns nicht darstellbar. Ja, ich freue mich auf das Wochenende und das Wiedersehen. Der VfL Bochum soll ruhig Spiele gewinnen. Aber nicht am kommenden Wochenende.